Eustachius Gabriel
Eustachius Gabriel (* 1724 in Unterschwarzach; † 5. Oktober 1772 in Ljubljana/Laibach) war ein Kirchenmaler und Freskant des Barock aus Oberschwaben.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eustachius Gabriel wurde am 20. September 1724 in Unterschwarzach, welches zur Grafschaft Waldsee gehörte, getauft. Sein Vater, Michael Gabriel, war Zimmermann und betrieb eine kleine Landwirtschaft. Über seine Ausbildung haben sich keine Dokumente erhalten. Es ist aber anzunehmen, dass er eine erste Ausbildung beim Maler und Vergolder Gabriel Weiß in Wurzach erhielt und um 1744/47 Gehilfe bei Matthäus Günther in Augsburg war. Bis zum Jahr 1767 war Eustachius Gabriel in Oberschwaben in der Gegend um Bad Waldsee, im Illertal und im Schwarzwald tätig, danach in Kärnten, der Steiermark und im heutigen Slowenien. Gestorben ist Gabriel am 5. Oktober 1772 in Ljubljana. Er wurde in der Kirchengruft der Franziskaner in Ljubljana, dem früheren Laibach begraben.
Würdigung/Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stilistisch wurde Gabriel vor allem von folgenden Malern beeinflusst:
- Matthäus Günther, Johann Evangelist Holzer und Johann Georg Bergmüller
- Franz Joseph Spiegler
- Franz Anton Maulbertsch
- Giovanni Battista Tiepolo
Sein Malstil ist durch folgende Merkmale charakterisiert:
- Rückgriff auf fremde Vorlagen (vor allem Augsburger Reproduktionsgraphik, Bsp. Stichfolgen von Bergmüller)
- sich selbst ständig wiederholender Kompilator
- preisgünstiger Schnell- und Vielmaler
- lebenslange Schwierigkeiten und Unsicherheiten bei Ausübung der Freskotechnik
- mangelhafte Kenntnisse im Zeichnen sowie in Anatomie und Gewandgebung
- in den Gewändern das Nebeneinander von grobgratigen und feinziselierten, an Maulbertsch erinnernden Falzenzügen
- in den Physiognomien die Vorliebe für kussmundige Gestalten mit rosigen Bäckchen, jedoch bisweilen groben Nasen, die eine Gerade mit der Stirn bilden
- Virtuosität in perspektivischer Architekturmalerei, gemalte Hochaltäre und Altarbühnen (Barocktheater), Vorbild: M. Günther
- Hell-in-Hell-Malerei: braunviolette oder grauschwarze Schattenpartien, vor allem im Spätwerk (Graz, Premstätten)
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Werke in Süddeutschland und der Schweiz:
- Bad Waldsee: Schlosskapelle zum Hl. Kreuz – Kuppelfresken (1751)
- Winterstettendorf: Pfarrkirche hl. Pankratius – 2 Seitenaltar-Gemälde (1753)
- Waldshut-Tiengen: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt – Deckenfresken (1754)
- Haisterkirch: Pfarrkirche hl. Johannes Baptist – Kreuzwegstationen (1755)
- Kaiserstuhl am Hochrhein: Pfarrkirche hl. Katharina – Deckenfresken (1755)
- Winterstettenstadt: Pfarrkirche hl. Georg – Deckenfresken (um 1755)
- Wettingen an der Aare: Ehem. Zisterzienser-Klosterkirche Mariä Himmelfahrt – Deckenfresken (1757)
- Michelwinnaden: Pfarr- und Wallfahrtskirche hl. Johannes Ev. – Deckenfresken (um 1760)
- Osterhofen bei Bad Waldsee/Haisterkirch: Kapelle – Deckenfresken (1762)
- Bad Waldsee: Frauenbergkapelle – Deckenfresken (1762)
- Degernau: Kapelle hl. Laurentius – Deckenfresken (1763)
- Ingoldingen: Pfarrkirche hl. Georg – 1 Gemälde (um 1765)
- Waldburg: Pfarrkirche hl. Magnus – Deckenfresken (um 1765)
- Obereschach bei Ravensburg: Pfarrkirche hl. Johannes Baptist – 6 Wandfresken (um 1765)
- Pleß an der Iller: Pfarrkirche hll. Gordian und Epimachus – Deckenfresken und Hochaltar-Gemälde (1766)
- Unteressendorf: Pfarrkirche hl. Martin – 2 Seitenaltar-Gemälde (um 1766/67)
- Reute bei Bad Waldsee: Franziskanerinnen-Klosterkirche/Pfarr- und Wallfahrtskirche hll. Peter und Paul – Decken- und Wandfresken (um 1766/67)
- Pleß an der Iller: Wallfahrtskapelle zum Hl. Kreuz – Deckenfresken (1767)
Werke in Kärnten, der Steiermark und Slowenien:
- Tainach: Propsteikirche Mariä Himmelfahrt – Deckenfresken (übertüncht), 2 Seitenaltar-Gemälde (1768)
- Guttaring: Pfarrkirche hl. Rupert – 1 Altar-Gemälde in der Nordkapelle (1769)
- Klagenfurt: Priesterhaus-Kirche hl. Karl Borromäus – Deckenfresken (1769–71, 1958 abgetragen)
- Stein bei Viktring in Klagenfurt am Wörthersee: Pfarrkirche Viktring-Stein – Hochaltarbild Hl. Florian, Aufsatzbild Hl. Dreifaltigkeit (1770)
- Graz: Kapelle des Domherrenhofs – Deckenfresken (um 1770/71)
- Unterpremstätten: Kapelle des Schlosses Premstätten – Deckenfresken (1772)
- Smlednik/Flödnig (heute zu Medvode): Schloss – Deckenfresken im Festsaal (um 1772)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bruno Bushart: Eustachius Gabriel, „seiner profession ein Mahler“. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte. Band 29, Augsburg 1995, S. 175ff.
- Bruno Bushart: Bemerkungen zu Eustachius Gabriel, in: Franz Anton Maulbertsch und sein schwäbischer Umkreis, Hrsg. von Eduard Hindelang, Sigmaringen 1996, S. 115–122.
- Hermann Egger: Caspar Johann Fibich. In: Historischer Verein für Steiermark (Hrsg.): Blätter für Heimatkunde. Jahrgang 13, Graz 1935, S. 54–57 (historischerverein-stmk.at).
- Max Flad: Ein Barockmaler, der Schwarzach die treue hielt. Leben und Werk von Eustach Gabriel (1724-1772), in: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 5, Heft 2, 1982, S. 39–44.
- Otto Frisch: Eustachius Gabriel aus Unterschwarzach (1724-1772). Ein oberschwäbischer Maler des Spätbarock, Bad Wurzach 1982.
- Matthias Kunze: Im Banne Tiepolos – Zur Resonanz der Kunst Giambattista und Domenico Tiepolos in der süddeutschen Malerei des 18. Jahrhunderts, in: Herbst des Barock, Hrsg. von Andreas Tacke, München/Berlin 1998, S. 137–164.
- Monika Meine-Schawe, Martin Schawe: Die Sammlung Reuschel – Ölskizzen des Spätbarock, München 1995, S. 70–75.
- Barbara Murovec: Eustachius Gabriel's Frescoes in the Castle of Smlednik, in: Acta historiae artis Slovenica 2, Ljubljana 1997, S. 153–158.
- Barbara Neubauer-Kienzl, Wilhelm Deuer, Eduard Mahlknecht: Barock in Kärnten, Klagenfurt 2000.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personendaten | |
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NAME | Gabriel, Eustachius |
ALTERNATIVNAMEN | Gabriel, Eustach |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Barockmaler |
GEBURTSDATUM | getauft 20. September 1724 |
GEBURTSORT | Unterschwarzach |
STERBEDATUM | 5. Oktober 1772 |
STERBEORT | Laibach |