Evangelisch-Lutherische Kirche (Jabel)
Die denkmalgeschützte Evangelisch-Lutherische Kirche in Jabel, auch Altlutherische Kirche genannt, im Nordwesten Brandenburgs ist ein Kirchengebäude im Stil der Neugotik der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche.
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie liegt von Wittstock kommend kurz nach dem Ortseingang auf der rechten Seite an der Jabeler Dorfstraße 1 des Dorfes Jabel, das jedoch nicht zum nahegelegenen Wittstock, sondern als Ortsteil zu Heiligengrabe gehört.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Kirchenbau war eine Konsequenz aus der Ablösung altlutherischer Gemeinden von der seit 1817 durch königliches Dekret unierten preußischen Landeskirche. Die konflikthafte Trennung vom landesherrlichen Kirchenregiment war 1830 erfolgt. Die Kirche in Jabel wurde 1851 fertiggestellt und 1852 geweiht.
Seit 2023 bildet die Jabeler Kirchengemeinde gemeinsam mit der Martin-Luther-Gemeinde Schwerin einen Pfarrbezirk. Die Parochie umfasst weiterhin die Gottesdienstorte Rostock (Schwerin) sowie Krempendorf und Blüthen (beide Jabel).[2]
Bauwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gotteshaus ist eine rechteckige, neugotische Saalkirche auf einem Feldsteinsockel aus hauptsächlich Fachwerk mit unverputzter Ziegelausfachung, zum Teil auch massiv konstruiert. Über dem Satteldach erhebt sich im Osten ein verbretterter Glockenturm.[3] Er hat eine quadratische Grundform und besitzt ein flaches, pyramidenförmiges Dach.[3] Auf circa 1900 datiert die mehrfarbige Bleiverglasung der Fenster.[1] Die Kirche besitzt von außen zwei Zugänge. Während das Hauptportal auf der Westseite liegt, lässt sich die Kirche auch durch eine Tür an der nördlichen Längsseite betreten.[3] Die Kirche besitzt nur eine ungenaue Ostung und ist eher von Südwest nach Nordost ausgerichtet.[3]
Im Jahr 2018 wurde das Fachwerk der Kirche repariert, wobei das Holz in hellgrauer Farbe gestrichen wurde.[4] Eine Renovierung im Inneren erfolgte in den Jahren 2022 und 2023. Im Zuge dessen erhielt die Kirche neue Kirchenbänke aus dem bisherigen Gestühl der Lukaskirche in Hamburg-Sasel. Weiterhin wurde ein neues Altarpodest eingebaut.[5]
Auf der Kirchenglocke ist eine Inschrift in zwei Reihen, oben: „GEGOSSEN VON C.F. VOSS IN STETTIN NO: 114“, und darunter: „JABEL DEN 2T. SEPTEMBER 1851.“.
Die Orgel vom Unternehmen Orgelbau A. Schuster & Sohn stammt aus dem Jahr 1957. Es ist ein zweimanualiges Werk mit 9 Registern und pneumatischer Traktur.[6] Das Werk Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR (1979) verzeichnete im Innenraum einen gusseisernen, spätklassizistischen Ofen.[7]
Nebengebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Baulich schließt das eingeschossige Pfarrhaus (Satteldach; Fachwerk mit Ziegelausfachung) auf der Ostseite der Kirche an. Dieses ist wahrscheinlich genauso alt wie die Kirche. Heute dient es als Gemeindehaus.[8] Auf der Nordseite steht ein eingeschossiges Wirtschaftsgebäude, auch Stall genannt (Satteldach; Fachwerk und Massivbauweise, Backstein und Feldstein). Beide stehen ebenfalls unter Denkmalschutz.[1]
Im Gemeindehaus befindet sich unter anderem die Winterkirche.[9] Dieses kann auch mittels eines Durchgangs hinter dem Altar der Kirche betreten werden.
Galerie
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Gesamtansicht aus Kirche, Gemeindehaus (ehemals Pfarrhaus) und Wirtschaftsgebäude
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Ehemaliges Pfarrhaus, heute Gemeindehaus
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Wirtschaftsgebäude
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Hauptportal im Westen
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Innenraum, Blick nach Osten, Richtung Altar
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Innenraum, Blick nach Westen mit Orgel und Empore
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Orgelprospekt an der Westempore
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Fenster, Innenraum
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Glocke
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Drescher und Ingrid Kompa: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Bezirk Potsdam. Henschelverlag, Berlin 1979, S. 431.
- Gerhard Vinken und Barbara Rimpel (Hrsg.): Dehio – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Brandenburg. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2012, 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 496.
- Berthold Schirge und Margitta Schirge: Preußische Union und Protestgemeinde. Zur Geschichte der Altlutheraner in Jabel. In: Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Hrsg.): Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch. Jg. 26 (2017), S. 142–156.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Kirchengemeinde
- Jabel auf der Website der Gemeinde Heiligengrabe
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09170891 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Ev.-Luth. Kirche (altluth.) Jabel auf der Website des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c HIDAweb BLDAM Brandenburg: Suche. Abgerufen am 9. August 2024.
- ↑ Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche | SELK - Hans-Hermann Holst in Jabel eingeführt | 27.10.2023. Abgerufen am 14. August 2024.
- ↑ a b c d Dorfkirche Jabel (Gemeinde Heiligengrabe) Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche S.E.L.K. In: Dorfkirchen in MV. Abgerufen am 9. August 2024.
- ↑ Märkische Allgemeine Zeitung: Fachwerk der Kirche in Jabel wurde saniert. 4. Juli 2018, abgerufen am 9. August 2024.
- ↑ Gemeindebrief Martin-Luther-Gemeinde Schwerin, Evangelisch-Lutherische Gemeinde Jabel. Mai, Juni, Juli 2024, S. 14. (PDF)
- ↑ Orgelbau A. Schuster & Sohn. Abgerufen am 13. August 2024.
- ↑ Horst Drescher und Ingrid Kompa: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Bezirk Potsdam. Henschelverlag, Berlin 1979, S. 431.
- ↑ Förderkreis Alte-Kirchen Berlin-Brandenburg e.V: Ev.-Luth. Kirche (altluth.) Jabel. In: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. Abgerufen am 9. August 2024.
- ↑ Berthold Schirge und Margitta Schirge: Preußische Union und Protestgemeinde. Zur Geschichte der Altlutheraner in Jabel. In: Landkreis Ostprignitz-Ruppin (Hrsg.): Ostprignitz-Ruppin Jahrbuch. Jg. 26 (2017), S. 142–156, hier S. 155.
Koordinaten: 53° 10′ 10,7″ N, 12° 26′ 30,8″ O