Expertenrat Gesundheit und Resilienz
Der Expertenrat Gesundheit und Resilienz der deutschen Bundesregierung (Eigenbezeichnung: ExpertInnenrat „Gesundheit und Resilienz“) trat am 18. März 2024 zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen. Er besteht aus 23 festen Mitgliedern und 6 ständigen Gästen. Der Rat tritt die Nachfolge des Corona-Expertenrats der Bundesregierung an, der am 4. April 2023 letztmalig zusammengetreten ist.[1][2]
Mitglieder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Feste Mitglieder des Expertenrats sind:[3]
- Vorsitzender: Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Berliner Charité
- Stellvertretende Vorsitzende: Susanne Moebus, Epidemiologin und Leiterin des Instituts für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen
- Nils C. Bandelow, Politikwissenschaftler an der Technische Universität Braunschweig
- Eva Baumann, Expertin für Gesundheits- und Risikokommunikation
- Dirk Brockmann, Leiter der Projektgruppe Epidemiologische Modellierung von Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut
- Reinhard Busse, Charité
- Alena Buyx, Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Technischen Universität München
- Petra Dickmann, Politikwissenschaftlerin am Universitätsklinikum Jena
- Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
- Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin
- Wolfgang Hoffmann, Institut für Community Medicine Versorgungsepidemiologie und Community Health, Universitätsmedizin Greifswald
- Christian Karagiannidis, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin
- Berit Lange, Epidemiologin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
- Alexander Michael Lechleuthner, Experte für Rettungsingenieurwesen und Gefahrenabwehr, Technische Hochschule Köln
- Wolfgang Lieb, Epidemiologe an der Christian-Albrechts-Universität Kiel
- Gabriele Meyer, Leiterin des Instituts für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Medizinischen Fakultät Halle
- Iris Pigeot, Direktorin am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie Bremen
- Luise Poustka, Expertin für Kinder- und Jugendpsychiatrie am Universitätsklinikum Heidelberg
- Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung der Charité
- Simone Scheithauer, Direktorin am Institut für Hygiene und Infektiologie der Universität Göttingen
- Tanja Schultz, Mathematikerin und Informatikerin an der Universität Bremen
- Hendrik Streeck, Direktor des Institutes für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
- Petra Thürmann, Pharmakologin an der Universität Witten/Herdecke
Ständige Gäste sind:[3]
- Kristina Böhm, Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes
- Hans-Ulrich Holtherm, Sanitätsakademie der Bundeswehr
- Johannes Nießen, bis Ende März 2024 Leiter des Gesundheitsamts Köln; seit Oktober 2023 kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- Lars Schaade, Robert Koch-Institut
- Katharina Spieß, Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung
- Ralph Tiesler, Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
Aufgabe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Mitglieder des Gremiums kommen aus unterschiedlichen Fachrichtungen wie Public Health, Epidemiologie, Ethik, Medizin, Informatik, Statistik, Modellierung, Pflegewissenschaft, Psychologie, Sozialwissenschaften und Virologie. Sie sollen sich damit beschäftigten, wie das Gesundheitswesen und die Gesellschaft künftigen Gesundheitskrisen begegnen können. Der Expertenrat wurde auch im Hinblick auf Gesundheitskrisen ins Leben gerufen, die sich in Folgen des Klimawandels und der demographischen Entwicklung sowie aus militärischen Auseinandersetzungen entwickeln könnten.[4]
Schwerpunktthemen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während der konstituierenden Sitzung am 18. März 2024 wurden fünf Schwerpunktthemen beschlossen, zu denen jeweils eine Arbeitsgruppe eingerichtet wurde.[5]
Arbeitsgruppe „Public Health“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordiniert von Nils Bandelow und Susanne Moebius
Arbeitsgruppe „Prävention“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordiniert von Wolfgang Hoffmann
Arbeitsgruppe „Innovation und Teilhabe“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordiniert von Alena Buyx
Arbeitsgruppe „Health Security“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordiniert von Heyo Kroemer und Leif-Erik Sander
Arbeitsgruppe „Klimawandel“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordiniert von Susanne Moebus
Organisation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gremium ist beim Bundeskanzleramt errichtet.[6]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem Leitartikel der Ärztezeitung kritisierte Ende März 2024 Denis Nößler die Zusammensetzung des neuen Gremiums. Er bemängelte u. a. die fehlende Vertretung ambulanter Fächer sowie der Pflege, der Psychotherapie und der Sozialpädagogik. Die Zusammensetzung stelle außerdem eine Desavouierung existierender Fachgesellschaften dar. Da in Vereinigungen eine Organisation von Mehrheiten durch Konsensfindung stattfinden müsse, seien deren Vertreter legitimiert und könnten auch kontrolliert werden. Einzelpersonen fehle diese Prokura.[7]
Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) äußerte Befremden darüber, dass die evidenzbasierte Allgemeinmedizin im neu berufenen Expertenrat nicht vertreten ist. Damit hätten die Hausärztinnen und Hausärzte als größte medizinische Berufsgruppe, die sich Tag für Tag für die Gesundheit der breiten Bevölkerung einsetze, in einem nationalen Beratergremium erneut keine Stimme.[8]
Auch die Kassenärztliche Vereinigung Berlin bemängelte das Fehlen von Vertretern aus der ambulanten Medizin und sah darin ein Zeugnis „der ständigen Ignoranz und Unkenntnis über die Bedeutung der Niedergelassenen – gerade auch während der Pandemie“.[9]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Coronaexpertenrat stellt Arbeit ein. In: Deutsches Ärzteblatt. 31. März 2023, abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ Neuer Gesundheitsexpertenrat der Bundesregierung. In: Deutsches Ärzteblatt. 18. März 2024, abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ a b Bundeskanzleramt beruft ExpertInnenrat "Gesundheit und Resilienz". 18. März 2024, abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ Neuer Expertenrat soll das Gesundheitssystem krisenfest machen. Deutsche Apothekerzeitung (Michael Zantke), 19. März 2024, abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ Arbeitsgruppen des ExpertInnenrats Gesundheit und Resilienz. In: bundesregierung.de. 26. Juni 2024, abgerufen am 28. Juni 2024.
- ↑ Wissenschaftliche Politikberatung: ExpertInnenrat „Gesundheit und Resilienz“. Bundesregierung, 18. März 2024, abgerufen am 30. März 2024.
- ↑ Denis Nößler: Expertenrat? Ein eingeengter Blick. In: aerztezeitung.de. 31. März 2024, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Keine Resilienz ohne Allgemeinmedizin! In: degam.de. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, 20. März 2024, abgerufen am 8. April 2024.
- ↑ Politische Ignoranz führt unvorbereitet in die nächste Pandemie. In: kvberlin.de. Kassenärztliche Vereinigung Berlin, 9. April 2024, abgerufen am 10. April 2024.