Fedderwarden
Fedderwarden Stadt Wilhelmshaven
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Koordinaten: | 53° 34′ N, 8° 3′ O |
Höhe: | 3 m ü. NHN |
Fläche: | 7,68 km² |
Einwohner: | 1776 (2017) |
Bevölkerungsdichte: | 231 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1933 |
Eingemeindet nach: | Kniphausen |
Postleitzahl: | 26388 |
Vorwahl: | 04423 |
Lage von Fedderwarden in der Stadt Wilhelmshaven
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Fedderwarden ist seit 1972 ein Stadtteil von Wilhelmshaven in Niedersachsen. Er liegt im Nordwesten des Stadtgebietes und hat etwa 2000 Einwohner.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Gegensatz zu der erst im 19. Jahrhundert gegründeten Stadt Wilhelmshaven ist Fedderwarden wesentlich älter und wurde vermutlich schon um Christi Geburt besiedelt. Eine erste Siedlung trug den Namen „Knull“ – noch heute ein Straßenname im alten Ortskern – wohl als Bezeichnung für eine Erhebung, eine Wurt, die als Kern einen Geesthügel enthält. Urkundlich wird die Gemeinde 1420 zum ersten Male als „Ffedderwurden in Frisia“ erwähnt, und die Kirche dem Sendstuhl Jever zugeordnet.
Die südöstlich am Rande Fedderwardens gelegene Burg Kniphausen aus dem 15. Jahrhundert war Verwaltungssitz der Herrschaft Kniphausen, die bis 1854 innerhalb des Landes Oldenburg weitgehende Unabhängigkeit genossen hat, und zu der neben Fedderwarden auch die benachbarten Dörfer Sengwarden und Accum gehörten. Mit der Beendigung des so genannten Bentinckschen Erbfolgestreits wurde das Gebiet vollkommen in das Großherzogtum Oldenburg eingegliedert.
Von 1933 bis 1948 war Fedderwarden ein Teil der Großgemeinde Kniphausen. Nach deren Auflösung gehörte es zur Gemeinde Sengwarden, bis es am 1. Juli 1972 nach Wilhelmshaven eingemeindet wurde.
Namensherkunft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fedderwarden ist aus einer bäuerlichen Wurtensiedlung (Wurt = angelegte Aufschüttung, die Gehöfte und Siedlungen vor Sturmfluten schützen soll) hervorgegangen. Der Name bedeutet: „der Wohnplatz der Sippe der Fedde“.[1]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sehenswert ist die aus dem 13. Jahrhundert stammende St.-Stephanus-Kirche. Der Eingang der St. Stephanus-Kirche wurde im Jahre 1540 angebaut, der Turm stammt aus dem Jahr 1875. Im Gegensatz zu vielen anderen friesischen Kirchen ist hier die Apsis genuiner Bestandteil des Baukörpers und nicht in späteren Jahren angefügt worden. Die Ausstattungsstücke sowie die Kirche insgesamt zeigen, dass sie in verschiedenen Epochen ausgestaltet wurde und nur wenig aus der neueren Zeit stammt. Besonders zu erwähnen ist das Taufbecken von Graf Anton Günther, der dieses, ebenso wie das Schnitzwerk über der Kanzel und einen Abendmahlskelch von 1633, der Gemeinde 1648 übergab.
Das Altarbild von Paul Händler (1833–1903) wurde 1888 gemalt und zeigt die Emmaus-Szene in Öl auf Leinwand. Der Kauf des Gemäldes wurde durch eine Spende des wohlhabenden Bremer Kaufmanns Laurenz Heinrich Carl Melchers ermöglicht.
Die Orgel der Kirche St. Stephanus ist bereits die dritte Orgel der Gemeinde. Nach Orgelbauten von Joachim Kayser (Jever) und Johann Claussen Schmid (gen. Schmid II, Oldenburg) baute schließlich die Firma Alfred Führer (Wilhelmshaven) 1978 eine „alte“ neue Orgel. Gehäuse und Pfeifenmaterial der Christian Vater-Orgel von 1711 aus Wildeshausen wurden verwendet und durch 4 neue Register sowie zwei alte Register der Schmid II-Orgel von 1867 ergänzt.[2]
Landschaftsschutzgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der südwestlich von Fedderwarden gelegene Barghauser See gehört zum 32 Hektar großen, gleichnamigen Landschaftsschutzgebiet, das 2007 von der Stadt Wilhelmshaven als LSG WHV Nr. 87 ausgewiesen wurde. Der See dient vielen Vögeln als Lebensraum und ist ein wichtiges Jagdhabitat, insbesondere für die nach europäischem Recht besonders geschützte Teichfledermaus.[3] Das Landschaftsschutzgebiet wird seit 1990 vom NABU-Wilhelmshaven gemeinsam mit dem BSH und dem BUND betreut.[4]
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stromversorgung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Nähe der Bundesautobahn 29 entstand ein Umspannwerk der TenneT TSO, das u. a. Strom aus Windparks in der Nordsee und dem Kraftwerk Wilhelmshaven aufnehmen und über die Station in Conneforde in das allgemeine Verteilnetz einspeist; das Werk ist im zweiten Halbjahr 2020 in Betrieb gegangen.[5]
Ferner ist eine Stromrichterstation für das NeuConnect Seekabel zur Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung von bzw. nach Großbritannien geplant.[6]
Einwohner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 31. Dezember 2007 hatte der Stadtteil Fedderwarden 1890 Einwohner. Damit lag die Einwohnerzahl nur knappe 0,9 % unter der vor 10 Jahren. Vor allem in den Jahren 2001–2003 konnte der Stadtteil kräftigere Einwohnerzuwächse verzeichnen. Seit 2004 ist die Einwohnerzahl leicht rückläufig.[7] Auch im Jahr 2017 ist keine positive Entwicklung zu sehen: In mäßigen Schritten hat die Einwohneranzahl abgenommen und liegt somit nur noch bei 1776 Einwohnern.
Frauen- und Ausländeranteil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Frauenanteil liegt im Stadtteil bei 48,9 %, was leicht unter dem städtischen Durchschnitt liegt. 1,6 % der Einwohner Fedderwardens sind Ausländer (Stand 2017).
Besiedlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fedderwarden hat sich trotz vieler Veränderungen seinen dörflichen Charakter bewahrt. Der Dorfkern ist umgeben von landwirtschaftlich genutzten Flächen. Insgesamt hat der Stadtteile eine Fläche von 768 Hektar. Die Einwohnerdichte liegt 2,5 Einwohnern je Hektar weit unter dem städtischen Durchschnitt.[8]
Alter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit einem Durchschnittsalter von 48,3 Jahre liegt Fedderwarden über dem Wilhelmshavener Durchschnitt. Zu erklären ist dies durch die 31,3 % Senioren die in diesem Stadtteil leben, auch wenn 16,2 % der Einwohner minderjährig sind (etwas über dem Gesamtdurchschnitt).
Haushalte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Überhand gewinnen hier die Zwei-Personen-Haushalte mit 41,2 %, die Ein-Personen-Haushalte erzielen den zweiten Platz mit 31,0 % (mehr als 20 % unter dem Gesamtdurchschnitt). Die meisten Einwohner leben mit ihrem Ehepartner zusammen im Stadtteil und 19,7 % der Haushalte haben ein oder mehrere Kind, was 5 % höher ist als der Stadtdurchschnitt.
Einwohnerbewegungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2017 gab es wesentlich mehr Sterbefälle als Geburten, was ein Saldo von −16 Einwohner ergibt. Positiv fällt allerdings die Zuzüge (151) gegenüber den Fortzügen (138) aus.[9]
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hillart Cropp (1808–1861), Jurist und Politiker, Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung
- Gerhard Gerdes (1861–1941), Admiral der Kaiserlichen Marine
Vereine
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Fedderwarden ist der TuS Fedderwarden e. V. beheimatet.[10] Der Verein ist ein Breitensportverein und bietet Fußball, Männerturnen, Männer-Freizeitsport, Boccia und Wirbelsäulengymnastik an.
Mit dem KBV „He löppt noch“ Fedderwarden 1983 e. V.[11] ist auch ein Boßelverein im Ort aktiv.
Der Trägerverein Jugendzentrum Fedderwarden e. V.[12] kümmert sich sowohl um das Jugendzentrum „Spritzenhaus“, als auch um den Jugendtreff Sengwarden und den Abenteuerspielplatz Voslapp.
Der Bürgerverein[13] hat sich das Ziel gesetzt, Heimatpflege und Heimatkunde zu fördern.
In unmittelbarer Nähe von Fedderwarden liegt der Golfplatz Mennhausen. Betreiber der 18-Loch-Anlage ist der Golfclub Wilhelmshaven-Friesland e. V.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rolf-Jürgen Grote, Peter Königfeld: Die St. Stephanskirche in Wilhelmshaven-Fedderwarden, C. W. Niemeyer-Verlag, Hameln, 1980
- Hans-Jürgen Heise: Fedderwarden – Chronik eines Marschendorfes I – 2000 Jahre Siedlungsgeschichte, Heiber Verlag, Schortens, 2003
- Enno Ehlers: Fedderwarden – Chronik eines Marschendorfes II – 750 Jahre St. Stephanus Kirche, Heiber Verlag, Schortens, 2003
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Fedderwarden
- Panoramabild des Innenraums der St.-Stephanus-Kirche
- Glockengeläut der St.-Stephanus-Kirche
- Burg Kniphausen
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Stadt Wilhelmshaven: Namensherkunft Fedderwarden. 31. Dezember 2017, abgerufen am 28. November 2018.
- ↑ www.nomine.net/fedderwarden-st-stephanus, abgerufen am 5. September 2011
- ↑ Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet Barghauser See, abgerufen am 21. Juni 2014
- ↑ Schutzgebiet Barghauser See, abgerufen am 21. Juni 2014
- ↑ Anja Heine: 100 Tonnen rollten durch Wilhelmshaven – dritte Kompensationsspule für Umspannwerk Fedderwarden. In: www.tennet.eu. TenneT TSO GmbH, 4. Dezember 2019, abgerufen am 12. Juli 2020.
- ↑ Walburg Dittrich: Energiedrehscheibe im Stadtnorden dehnt sich weiter aus. In: lokal26.de. Brune-Mettcker Druck und Verlags-GmbH, 11. Juli 2020, abgerufen am 12. Juli 2020.
- ↑ Stadt Wilhelmshaven: Stadtteil Fedderwarden Einwohnerentwicklung. 31. Dezember 2007, abgerufen am 28. November 2018.
- ↑ Stadt Wilhelmshaven: Stadtteil Fedderwarden Besiedlung. 31. Dezember 2007, abgerufen am 28. November 2018.
- ↑ Stadt Wilhelmshaven: Stadtteil Fedderwarden Einwohner Stand 2017. 31. Dezember 2017, abgerufen am 28. November 2018.
- ↑ Turn- und Sportverein Fedderwarden e. V., abgerufen am 26. August 2011
- ↑ KBV „He löppt noch“ Fedderwarden 1983 e. V., abgerufen am 26. August 2011
- ↑ Trägerverein Jugendzentrum Fedderwarden e. V. ( vom 3. September 2011 im Internet Archive), abgerufen am 22. August 2024.
- ↑ Bürgerverein Fedderwarden e. V., abgerufen am 26. August 2011
- ↑ Golfclub Wilhelmshaven-Friesland e. V., abgerufen am 5. September 2011