Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur
Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur war der Titel einer vom 3. Oktober 2009 bis zum 14. März 2010 dauernden Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. Die Kulturausstellung mit architektonischem Hintergrund befasste sich vor allem mit dem gesellschaftlichen und politischen Kontext der Fernsehtürme. Sie gilt als bisher größte Symbolschau von Exponaten rund um diese Bauwerke.[1][2] Zur Ausstellung erschien im September 2009 ein gleichnamiges, begleitendes Katalogbuch. Vom 16. Juli bis zum 18. September 2010 wurde die Ausstellung unter dem Titel aut.raumproduktion.ausstrahlen im Kunstforum Aut. Architektur und Tirol in Innsbruck gezeigt.[3]
Ausstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer Medienpräsentation am 1. Oktober 2009 fand am 2. Oktober um 19 Uhr die Eröffnung der Ausstellung am Vorabend des ersten eigentlichen Ausstellungstages statt.[4]
Die Ausstellung fand im 1. Obergeschoss des Architekturmuseums in Frankfurt statt und zeigte die rund 250 Exponate auf Drehtellern, weißen Regalen aus Styroporplatten und Setzkästen. Neben mehreren mit Fernsehturmpostkarten bestückten Ständen wurden auch Videoinstallationen zum Thema gezeigt. Das Zentrum des Ausstellungsraums bildete ein quaderförmiger, abgetrennter eigener Raum, der die Exponate präsentierte. Die Wände des Ausstellungsraums waren mit großflächigen Tapetenpostern beklebt, die Turmsilhouetten zeigten und Kurzinformationen gaben, die sich auch im Katalog wiederfinden. Das grafische Design der Ausstellung entwarf Laszo Toffel.[5]
Die Ausstellung war zu den Öffnungszeiten des Museums zu besichtigen. Führungen wurden am Samstag und Sonntag, jeweils um 14 Uhr angeboten.[6] Die Ausstellung hätte ursprünglich bis zum 31. Januar 2010 dauern sollen[7] und wurde bis zum 14. März 2010 verlängert.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Friedrich von Borries, Matthias Böttger und Florian Heilmeyer. Koordinierender Kurator am Architekturmuseum war Oliver Elser. Dazu erschien im September 2009 das gleichnamige 272 Seiten starke, deutsch-englische Katalogbuch.[8]
Ausstellung und Katalog wurden von der Deutschen Funkturm gesponsert.[9]
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die von Studenten der Karlsruher Hochschule für Gestaltung entwickelte Ausstellung befasste sich mit der Architektur von Fernsehtürmen und deren Einbettung in gesellschaftliche und polithistorische Kontexte.[10] Von Borries konstatierte als eine der Ausgangsthesen der Ausstellung:[11]
„Kein anderer Gebäudetyp war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts politisch so aufgeladen wie der neue Typus Fernsehturm.“
Die Ausstellung zeigte verschiedene Objekte, auf denen Fernsehtürme dargestellt sind. Neben Modellen und Miniaturen aus Plüsch, Plastik und Metall wurden beispielsweise auch Briefmarken, Cocktailmixer, Käsespieße, Nachttischlampen, Klobürsten, Schnapsflaschen, Stifte, Schneekugeln, Puzzle, Kerzen und andere Souvenirs sowie teils kuriose Objekte gezeigt, die Fernsehtürme darstellen. Die Ausstellung verzichtete bewusst auf Grundrisse, konstruktive Details sowie Technik- und Architekturgeschichte dieser Bauwerke.[12]
Der Untertitel der Ausstellung 8.559 Meter Politik und Architektur weist auf die summierten Einzelhöhen[Anm. 1] der 25 Fernsehturmbauwerke hin, von welchen die Ausstellung schwerpunktmäßig ihre bauliche, aber vor allem politische Geschichte sowie ihre Einbindung in die Gesellschaft aufzeigt. Die Ausstellung befasste sich mit folgenden Türmen, chronologisch nach ihrem Baubeginn gereiht:
|
|
|
- ↑ Die Höhenangaben entsprechen denen der Ausstellung und des Buches und variierten teilweise zu den tatsächlichen Höhenangaben um einige Meter.
- ↑ Der Fernsehturm Jekaterinburg wurde nie fertiggestellt, von ihm verblieb ein Turmstumpf von 220 Metern Höhe. Die projektierte Höhe war 440 Meter.
- ↑ Der 1997 begonnene Jakarta Tower wurde ebenfalls nicht fertiggestellt. Die Bauarbeiten ruhen, wurden aber bisher nicht offiziell für beendet erklärt.
-
Tokyo Tower
-
Fernsehturm Brasília
-
CN Tower
-
Fernsehturm Taschkent
Rezeption und Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die international beachtete Ausstellung stieß auf ein überwiegend positives Echo. So urteilte das Netzwerk German-Architects aus Stuttgart, das Schlendern durch die Ausstellung mache Spaß und bringe durch viele neue Eindrücke einen veränderten Blick auf Fernsehtürme. Nicht zuletzt durch hintergründige, auch für Nicht-Architekten interessante Anekdoten werde abseits von technischer Sprache ein Verständnis aufgebaut, so die Berliner Morgenpost in einem Artikel zur Eröffnung der Ausstellung. Die Forschungsreise von Böttger, Heilmeyer und von Borries fördere Wissen zutage und gerade auch das Ausstellungsbuch sei ein hervorragend aufgearbeitetes Kompendium, hieß es im zum Wiener Standard gehörenden Magazin Album.[13]
Dem gegenüber konstatiert ein Rezensent im design report, für die ikonografische Bedeutung sei die Ausstellung ein valider Ansatz, und merkt an, dass die zur Schau gestellten Objekte ein amüsanter Streifzug seien. Allerdings befassten sich die meisten Exponate zu oberflächlich mit der Ausgangsthese und geben auch nur einen kleinen Teil des Buches wieder. Kritisch wird auch die Vermischung unterschiedlicher Ansätze betrachtet. Wie die Bauaufgabe zur „politischen Architektur“ instrumentalisiert werde und ob sich eine Typologie entsprechender Turmbauten entwickeln lasse, blieben unbeantwortete Fragen. Das Katalogbuch sei an Texten zu knapp gehalten, mit Bildern zu stark aufgebläht und es mangele an nachvollziehbaren Nachweisen und Quellenbelegen. Schmerzlichstes Manko sei, dass die Ansammlung vieler Details, Einzelphänomene und Geschichten über kein Resümee verfüge.[14]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich von Borries, Matthias Böttger, Florian Heilmeyer: Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur. Jovis Verlag, 2009, ISBN 978-3-86859-024-1.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur – Ausstellungsrückblick des Deutschen Architekturmuseums
- Beschreibung und Bilder der Ausstellung 8.559 Meter Politik und Architektur
- 8.559 Meter Politik und Architektur – Rezeption der Ausstellung bei artCore
- Verena Dauerer: Fernsehtürme – 8.559 Meter Politik und Architektur – Interview mit Florian Heilmeyer zur Ausstellung (24. Februar 2010)
- Frankfurter Allgemeine Zeitung: Ausstellung über Fernsehtürme. Im siebten Himmel hat es gebrannt, Artikel vom 28. Dezember 2009
- Deutschlandradio Kultur: Wenn alles in den Himmel wächst – Beitrag vom 29. September 2009
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Beschreibung und Bilder der Ausstellung 8.559 Meter Politik und Architektur, abgerufen am 30. August 2013
- ↑ Frankfurt: Im Architektenmuseum große Symbolschau von Fernsehtürmen der Welt ( vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ aut.raumproduktion.ausstrahlen, abgerufen am 18. November 2021
- ↑ architekten24.de: Ausstellung Fernsehtürme ( vom 27. September 2013 im Internet Archive)
- ↑ Fernsehturm-Ausstellung auf der Website von Laszo Toffel ( vom 27. September 2013 im Internet Archive)
- ↑ Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur – Ausstellungsrückblick des Deutschen Architekturmuseums ( vom 30. Oktober 2014 im Internet Archive)
- ↑ friedrichvonborries.de: Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum (DAM) Frankfurt, 2009 ( vom 26. September 2013 im Internet Archive), abgerufen am 30. August 2013
- ↑ Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur im Jovis Verlag ( vom 29. September 2013 im Internet Archive)
- ↑ Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur. S 271
- ↑ Fernsehtürme-Ausstellungsarchitektur für DAM ( vom 3. Oktober 2013 im Internet Archive), abgerufen am 30. August 2013
- ↑ 8.559 Meter Politik und Architektur auf museumsportal.de ( vom 27. September 2013 im Internet Archive), aufgerufen am 30. August 2013
- ↑ Der Tagesspiegel: Auf Sendung, Artikel von Falk Jaeger vom 19. Oktober 2009, aufgerufen am 18. November 2021
- ↑ Reaktionen auf Buch und Ausstellung ( vom 3. September 2013 im Internet Archive)
- ↑ Kai-Uwe Scholz: Buchrezension zu Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur. ( vom 27. September 2013 im Internet Archive) 2/2010, abgerufen am 30. August 2013