Forsbacher Hof
Der Forsbacher Hof ist ein ehemals denkmalgeschütztes[1] Fachwerkhaus im Rösrather Stadtteil Forsbach aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Baubeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei dem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Satteldach, Traufhaus, 7:2 Fensterachsen, mit zum Teil originalen Sprossenfenstern. An der Königsforster Straße wurde ein jüngerer Fachwerkanbau mit zweiachsiger Dachgaube angefügt.[2] Das Innere des Gebäudes war im Laufe der Zeit durch verschiedene Vorbesitzer so umgebaut worden, dass lediglich die Fassade zu den Straßenseiten als denkmalwürdiger Bestandteil unter Schutz gestellt war.
Die Eintragung als Baudenkmal Nr. 37 in der Liste der denkmalgeschützten Bauwerke der Stadt Rösrath wurde am 12. November 2013 entfernt, weil die Anteile der ursprünglichen Bausubstanz nach der Rekonstruktion als zu gering erachtet wurden.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Forsbacher Hof stand ursprünglich im fiskalischen Waldgut Schwiegelshohn, einer untergegangenen Siedlung an der Straße von Forsbach nach Bensberg. Im Jahr 1890 kaufte Gustav Frever das zum Abbruch bestimmte Gebäude und ließ es sorgfältig zerlegen und als Haus Nr. 69/2 an der Forsbacher Hauptstraße (der heutigen Bensberger Straße) wieder aufstellen.
Carl Naaf – der Schwiegersohn von Gustav Frever – erhielt am 13. Juni 1900 für das Gebäude die Lizenz zum Betrieb einer Gastwirtschaft, die er „Forsbacher Hof“ nannte. Das Lokal wurde bald ein beliebtes Ausflugsziel für die Kölner Bevölkerung, die nach einer Wanderung durch den Königsforst hier einkehrte. Außerdem standen im Forsbacher Hof mehrere Fremdenzimmer bereit, die von Kurzurlaubern aus Köln – damals „Sommerfrischler“ genannt – gerne angemietet wurden. Neben dem kastanienbestandenen Biergarten – die letzte Kastanie wurde 2011 gefällt[3] – gab es vor dem Haus ursprünglich eine überdachte Veranda. Diese musste allerdings in den 1960er Jahren der Straßenverbreiterung weichen.
Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Forsbacher Hof Verpflegungsstation für Soldaten und Flüchtlinge. Auch diente er nach dem Krieg bis zum Beginn der 1950er Jahre als behelfsmäßiger Kirchenraum der wenigen Forsbacher Katholiken.
Anfang des 21. Jahrhunderts – 100 Jahre nach der Eröffnung – wurde der Gastbetrieb aufgegeben. Das Gebäude verfiel zusehends. 2011 plante ein Investor die Umnutzung des Gebäudes als Seniorenwohnheim. Die ursprüngliche Fassade sollte dazu erhalten werden.
Demontage 2011
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die unter Denkmalschutz gestellte Fassade des Gebäudes sollte im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme erhalten bleiben. Ein Baugutachten kam bereits vor Beginn der Sanierungsarbeiten zum Schluss, dass insbesondere die im Bereich der Bensberger Straße liegenden, bodennahen Holzbestandteile so stark geschädigt waren, dass ein Austausch der Balken unumgänglich war.[4] Entgegen den Absprachen zwischen der Unteren Denkmalbehörde, dem Amt für Denkmalpflege und dem Investor – der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Dormagen – wurden Teile der Fassade des prägenden Fachwerkhauses Forsbachs widerrechtlich abgerissen.[5]
Rekonstruierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Vorfeld der Bauarbeiten war von der Fassade des Gebäudes bereits ein verformungsgetreues Aufmaß mit detaillierter Darstellung unter Verwendung digital entzerrter Messbilder gefertigt worden. Die originalen Holzbestandteile des Fachwerks waren während der Freilegung der Fassade gekennzeichnet worden. Nach dem Abriss lag die Mehrzahl dieser Bestandteile vor, so dass weitgehend aus Originalteilen rekonstruiert werden konnte.[6] Die maßstabsgetreue Rekonstruierung der Fassade erfolgte unter Verwendung vorhandener und brauchbare Balken; zerstörte Balken wurden durch neue Eichenbalken ersetzt. Obwohl das Gebäude nach der Rekonstruierung seinen Denkmalstatus verlor, konnte somit dennoch die den Ortskern von Forsbach prägende Fassade des Forsbacher Hofs erhalten werden.
Nutzung nach der Restaurierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Gelände wurde ein Gebäude errichtet, das sowohl Seniorenwohnungen als auch Betreuungsplätze für demenzkranke Menschen bietet.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Forsbach – Vom Leben eines Dorfes zwischen Königsforst und Sülztal. Band 26 der Schriftenreihe des Geschichtsvereins für die Gemeinde Rösrath und Umgebung e.V., 1995, ISBN 3-922413-39-X.
- Erhaltenswerte Bauten und Denkmäler in der Gemeinde Rösrath. Schriftenreihe des Geschichtsvereins für die Gemeinde Rösrath und Umgebung e.V., 1980, ISBN 3-922413-07-2.
- Mit besten Grüßen ... – Postkarten mit historischen Ansichten aus Hoffnungsthal, Rösrath, Forsbach und Umgebung. Band 39 der Schriftenreihe des Geschichtsvereins für die Gemeinde Rösrath und Umgebung e.V., 2009
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Das Baudenkmal Bensberger Str. 287, Gemarkung Forsbach, Flur 5, Flurstück 3127 (Forsbacher Hof) wurde am 12. November 2013 aus der Denkmalliste der Stadt Rösrath gelöscht. In: Kölner Stadtanzeiger. (Regionalteil Bergisches Land, S. 33) 19. November 2013
- ↑ Erhaltenswerte Bauten und Denkmäler in der Gemeinde Rösrath. S. 18.
- ↑ Der Bagger leistete ganze Arbeit. In: Kölner Stadtanzeiger. 19. November 2011; Zugriff am 13. Dezember 2017
- ↑ Wie morsch ist die Fassade? ( des vom 30. November 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Kölner Stadtanzeiger. 3. November 2011; Zugriff am 18. Dezember 2011
- ↑ Vom Denkmal zum Trümmerhaufen. In: Kölner Stadtanzeiger. 28. November 2011; Zugriff am 11. Dezember 2017
- ↑ Am Forsbacher Hof wird weitergebaut In: Kölner Stadtanzeiger. 6. Dezember 2011; Zugriff am 6. Dezember 2017
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 50° 55′ 33,8″ N, 7° 10′ 37,3″ O