Franz Nitsch
Franz Nitsch (* 18. Juni 1898 in Wolledorf, Bezirk Hohenstadt, Österreich-Ungarn; † 24. Mai 1945 in Mähren durch das Amtsgericht Aachen am 3. Dezember 1962 zu diesem Zeitpunkt für tot erklärt[1]) war ein tschechoslowakischer Politiker (BdL, SdP und später NSDAP) deutscher Nationalität.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nitsch war Erbe eines Bauernhofs und als Landwirt in seinem Heimatdorf tätig. Er besuchte die Gewerbeschule in Hohenstadt und wurde 1916 Soldat im Ersten Weltkrieg und zum Leutnant befördert. Für den Bund der Landwirte (BdL) war er Landesvorsitzender von Mährisch-Schlesien und engagierte sich ab 1924 in der Genossenschaftsbewegung. Des Weiteren war er Obmannstellvertreter der organisierten deutschen Landwirte Mährens in Brünn und Gauhauptstellenleiter bei BdL. Im März 1935 wechselte er zur Sudetendeutschen Partei und gehörte danach als Abgeordneter der SdP dem tschechoslowakischen Parlament an. Von 1936 bis 1938 war er Kreisleiter der Partei in Olmütz und wurde Kreisbauernführer in Mährisch-Schönberg.[2]
Nach der deutschen Annexion der Sudetengebiete im Herbst 1938 durch das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde er Landeshauptabteilungsleiter III der Landesbauernschaft Sudetenland in Reichenberg. Anfang 1939 wurde er Mitglied der SS, in der er den Rang eines Obersturmbannführers erreichte (SS-Nummer 314.975). Während des Zweiten Weltkrieges war er von Juni 1941 bis März 1943 Kriegsoberverwaltungsrat bei der Wehrmacht. Am 14. Dezember 1943 trat er im Nachrückverfahren für den ausgeschiedenen Abgeordneten Wolfgang Richter in den nationalsozialistischen Reichstag ein, dem er bis zum Ende der NS-Herrschaft im Frühjahr 1945 als Vertreter des Sudetenlandes angehörte.[2]
Nach Kriegsende befand er sich in Gewahrsam der tschechoslowakischen Polizei, wo er „angeblich misshandelt oder ermordet“ wurde.[2]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4.
- Joachim Lilla: Die Vertretung des „Reichsgaus Sudetenland“ und des „Protektorats Böhmen und Mähren“ im Grossdeutschen Reichstag. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Band 40, Ausgabe 2, 1999, S. 464
- Franz Nitsch, in: Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest – Statistisch-Biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945. Kopenhagen 1991, S. 414
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mads Ole Balling: Von Reval bis Bukarest. Statistisch-biographisches Handbuch der Parlamentarier der deutschen Minderheiten in Ostmittel- und Südosteuropa 1919–1945. Band 1: Einleitung, Systematik, Quellen und Methoden, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechoslowakei. Kopenhagen 1991, S. 414
- ↑ a b c Joachim Lilla: Die Vertretung des „Reichsgaus Sudetenland“ und des „Protektorats Böhmen und Mähren“ im Grossdeutschen Reichstag. In: Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder, Band 40, Ausgabe 2, 1999, S. 464
Personendaten | |
---|---|
NAME | Nitsch, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (NSDAP), MdR |
GEBURTSDATUM | 18. Juni 1898 |
GEBURTSORT | Wolledorf |
STERBEDATUM | 24. Mai 1945 |
STERBEORT | Mähren |
- Abgeordneter des Tschechoslowakischen Abgeordnetenhauses
- Reichstagsabgeordneter (Deutsches Reich, 1933–1945)
- NSDAP-Mitglied
- SdP-Mitglied
- BDL-Mitglied
- Kreisleiter (NSDAP)
- SS-Mitglied
- Person im Ersten Weltkrieg (Österreich-Ungarn)
- Parteifunktionär (Tschechoslowakei)
- Person (Cisleithanien)
- Tschechoslowake
- Deutscher
- Geboren 1898
- Gestorben 1945
- Mann