Friedland-Gedächtnisstätte

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Gedächtnisstätte von Westen (2010)

Die Friedland-Gedächtnisstätte (auch Heimkehrer-Denkmal) in Friedland (Niedersachsen) ist ein Denkmal für die deutschen Heimatvertriebenen und Heimkehrer.

Das aus vier 28 m hohen, stelenartigen Betonsegmenten bestehende Werk der Künstler Martin Bauer und Hans Wachter wurde 1966/67 als Heimkehrerdenkmal errichtet. Es entstand auf der Erhebung des Hagenbergs oberhalb der Ortschaft Friedland, in der sich das Lager Friedland als Grenzdurchgangslager, zuerst seit September 1945 für heimatvertriebene Deutsche aus den ehemals deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland, befindet. Bauherr der Gedenkstätte war der Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands, der als Initiator auftrat und 1964 eine erste Haus- und Straßensammlung von Spenden zur Errichtung des Denkmals organisiert hatte.

Erste Intentionen zur Errichtung einer solchen Gedenkstätte stammten ab 1957 von Konrad Adenauer, der auch am 15. Mai 1966 den Grundstein legte. Bereits 1958 wurde zu diesem Zweck ein fünf Hektar großes Gelände auf dem Hagenberg angekauft, finanziert durch private Spenden.[1] Eingeweiht wurde das Denkmal am 15. Oktober 1967 vom damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Georg Diederichs. 1979 besuchte Bundespräsident Karl Carstens das Heimkehrer-Denkmal.[2] Die Gemeinde Friedland führt das Denkmal als Wahrzeichen in ihrem Gemeindewappen.

Beschreibung und Inschriften

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Die monumentale und weithin als Landmarke sichtbare Gedächtnisstätte stellt vier offene Tore dar und widmet sich in ihren Inschriften nahezu ausschließlich dem Schicksal der deutschen Opfer in Folge des Zweiten Weltkriegs. Auf zwölf Tafeln lenkt es den Blick in die Vergangenheit, beziffert die Zahl der getöteten Soldaten, der Kriegsgefangenen, Verschollenen, Vertriebenen und Verschleppten, um schließlich die „Mahnung an die Nachwelt, Freiheit und Menschenwürde niemals aufzugeben“ auszusprechen: „Völker versöhnt euch!“, „Völker entsaget dem Hass – versöhnt euch, dienet dem Frieden – baut Brücken zueinander!“

Die auf 12 Tafeln angebrachten Inschriften des Denkmals lauten:

  1. WIR KAMEN AUF DEN STRASSEN DES KRIEGES, DER GEFANGENSCHAFT, FLUCHT UND VERFOLGUNG – AUS DER HEIMAT VERTRIEBEN. 50 MILLIONEN MENSCHEN LIESSEN AUF ALLEN KONTINENTEN UND MEEREN IHR LEBEN: GEFALLEN, GETÖTET, UMGEKOMMEN.
  2. 9.340.900 DEUTSCHE BLIEBEN IM 2. WELTKRIEG: 2.892.000 FIELEN ALS SOLDATEN, 2.846.000 ZIVILPERSONEN UND 1.250.000 KRIEGSGEFANGENE STARBEN; VERSCHOLLEN BLIEBEN: 1.163.600 SOLDATEN IM KAMPF, 100.300 IN KRIEGSGEFANGENSCHAFT, 1.089.000 ZIVILPERSONEN.
  3. Heiliges Kreuz
  4. VERTRIEBEN WURDEN NACH 1945 AUS DER HEIMAT OSTWÄRTS DER ODER/NEISSE UND DES BÖHMERWALDES, AUS OSTEUROPA UND AUS SÜDOSTEUROPA 15.000.000 DEUTSCHE
  5. VERSCHLEPPT WURDEN IN DIE WEITEN DES OSTENS 1944–47 1.000.000 DEUTSCHE ZIVILPERSONEN, DARUNTER FRAUEN UND KINDER.
  6. OPFER DER VERTREIBUNG MEHR ALS 2.000.000 UNSCHULDIGE MENSCHEN, AUF DEN STRASSEN ELEND GESTORBEN, UMGEKOMMEN AUS ERSCHÖPFUNG, DURCH MENSCHLICHE GEWALT
  7. VÖLKER VERSÖHNT EUCH!
  8. IN KRIEGSGEFANGENSCHAFT GERIETEN 10.500.000 DEUTSCHE SOLDATEN – 7.100.000 IM WESTEN, 3.400.000 IM OSTEN – VERSTREUT IN VIELEN TAUSEND LAGERN
  9. 1956 KAM DER LETZTE TRANSPORT – NOCH 1967 WAREN NICHT ALLE FREI
  10. 1967 ERRICHTETEN HEIMKEHRER DIESES MAHNMAL
  11. DANKZEICHEN FÜR DIE ERRETTUNG – MAHNUNG AN DIE NACHWELT, FREIHEIT UND MENSCHENWÜRDE NIEMALS AUFZUGEBEN
  12. VÖLKER ENTSAGET DEM HASS – VERSÖHNT EUCH, DIENET DEM FRIEDEN – BAUT BRÜCKEN ZUEINANDER![3]

Kritik und geplante Weiterentwicklung

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Die textliche Ausgestaltung des Denkmals wurde in der Vergangenheit kritisch bewertet. So würden die „Inschriften auf der Gedenkstätte [...] den Ursprung und die Verantwortung für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs [verschweigen] und [...] die eigentlichen Opfer des Nationalsozialismus nicht“ benennen.[4] Im April 2024 kündigte das Museum Friedland an, mit einer Arbeitsgruppe aus Jugendlichen aus dem Ort Friedland sowie Bürgern das Denkmal erweitern und mit kommentierenden Texten versehen zu wollen. Die Umsetzung soll in Kooperation mit Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig erfolgen und die bauliche Umsetzung soll bis 2026 realisiert werden.[5][6]

  • Ursula Köhler: Die Friedland-Gedächtnisstätte – Ein Denkmal für den Frieden? In: Michael Hütt u. a. (Hrsg.): Unglücklich das Land, das Helden nötig hat. Leiden und Sterben in den Kriegsdenkmälern des Ersten und Zweiten Weltkriegs. Jonas Verlag, Berlin 1990 (Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte; 8), ISBN 3-922561-91-8, S. 99–111.
  • Stephan Scholz: Vertriebenendenkmäler. Topographie einer deutschen Erinnerungslandschaft. Schöningh, Paderborn 2015, ISBN 978-3-506-77264-0, S. 65, 329 f., 362.
Commons: Friedland-Gedächtnisstätte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Sandro Serafin: Heimkehrerdenkmal. Die vergessenen Betontore von Friedland. In: jungefreiheit.de. 13. Oktober 2017, abgerufen am 9. August 2023.
  2. Niedersächsisches Landesarchiv Hannover, Signatur: BigS Nr. 03358 (Bundespräsident Karl Carstens besucht das Heimkehrerdenkmal in Friedland, 1979. Fotograf: Redaktionsbüro Rolf Zick). In: arcinsys.niedersachsen.de. Niedersächsisches Landesarchiv, Hannover, abgerufen am 9. August 2023.
  3. Vgl. dagegen die anderslautenden Abschriften von 2009 auf denkmalprojekt.org, abgerufen am 9. August 2023.
  4. Thomas Kopietz: Bündnis kritisiert inhaltliche Ausrichtung des Heimkehrer-Denkmals im Landkreis Göttingen. In: hna.de (Hessisch/Niedersächsische Allgemeine). 23. August 2022, abgerufen am 13. August 2024.
  5. Friedland: Heimkehrer-Denkmal soll an alle Kriegsopfer erinnern bei ndr.de vom 30. April 2024
  6. Bernd Schlegel: Neues Projekt: Kunst fürs Heimkehrer-Denkmal bei Friedland. In: hna.de (Hessisch/Niedersächsische Allgemeine). 3. Mai 2024, abgerufen am 13. August 2024.

Koordinaten: 51° 24′ 56,8″ N, 9° 54′ 31,5″ O