Friedrich Carl Willibald von Groschlag zu Dieburg
Friedrich Carl Willibald Freiherr von Groschlag zu Dieburg (auch Diepurg) (* 15. oder 18. November 1729 in Mainz; † 25. Mai 1799 in Wien) war Diplomat im Dienste des Kurfürstentums Mainz.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Carl Willibald entstammte dem Adelsgeschlecht derer von Groschlag. Er war der Sohn von Philipp Carl Anton von Groschlag zu Dieburg (1691–1757) und Maria Franziska Philippine Freiin von Bicken und Herrin zum Hain (1699–1772). Sein Vater Philipp Carl Anton war zu der Zeit seiner Geburt Präsident des Reichskammergerichts in Wetzlar. Neben ihm hatte das Paar noch eine Tochter, Philippine Gabriele Sophie Dorothea Auguste Josepha (* 12. November 1739 in Mainz; † 23. Januar 1824 in Wien). 1774 heiratete Friedrich Carl Willibald Sophie Helena Walpurgis Gräfin von Stadion-Warthausen und Thannhausen (25. Juni 1753–1828). Das Paar hatte zwei Töchter. Während die eine bereits im Kindesalter verstarb, heiratete die zweite Tochter Maria Anna Philippine Walburga am 25. Mai 1789 Maximilian Emanuel von Lerchenfeld, Graf von und zu Lerchenfeld-Köfering und Schönberg (* 17. Januar 1772; † 19. Oktober 1809).
Ein Gemälde des Barockmalers Georg Melchior Kraus (1737–1806), das im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg mit dem Titel Trigonometrischer Disput (Der trigonometrische Streit) verwahrt wird, stellt Friedrich Karl Willibald und seine Gattin Sophie Helena Walpurgis dar und ist wohl um 1774 entstanden.[1][2]
Mit dem Tod von Friedrich Carl Willibald Freiherr von Groschlag zu Dieburg starb das Geschlecht 1799 im Mannesstamm aus.
Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Carl Willibald von Groschlag studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Marburg und Göttingen. Er begann eine Karriere im Dienste der Mainzer Kurfürsten und Erzbischöfe und diente anschließend unter den Kurfürsten und Erzkanzlern Johann Friedrich Karl von Ostein (1690–1763) und Emmerich Joseph von Breidbach zu Bürresheim (1707–1774).
Zunächst wurde er Amtmann des Amtes Dieburg und von Gernsheim. 1758–63 war er Gesandter in Frankreich. Groschlag galt als einer der talentiertesten Diplomaten seiner Zeit. Er erhielt den Titel Kayserlicher und Churmainzer Geheimer Rath erster Conferenz-Minister, Gros-Hofmeister und Ober-Amtmann und 1765 von Maria Theresia das Kommandeurskreuz des königlich ungarischen St.-Stephans-Ordens verliehen.
Kurfürst-Erzbischof Friedrich Karl Joseph Freiherr von und zu Erthal (1719–1802) entließ unmittelbar nach seinem Amtsantritt 1774 Friedrich Carl Willibald von Groschlag aus politischen Gründen aus allen Ämtern.
Am 23. Juni 1777 ging er in den französischen Diplomatendienst und wurde bevollmächtigter Minister des französischen Königs bei dem Oberrheinischen Kreis. Aus diesem Grund hielt er sich häufig in Paris oder Straßburg, sowie an anderen europäischen Fürstenhöfen auf, an denen er als exzellenter Diplomat und Kenner der Reichs- und europäischen Politik geachtet wurde. 1791 bat Friedrich Karl Willibald von Groschlag um Entlassung aus dem französischen Dienst. Da Dieburg und das umliegende Land als Kriegsschauplatz der Koalitionskriege galt, zog Friedrich Karl Willibald mit seiner Familie nach Wien, wo er am 25. Mai 1999 verstarb.[3]
Kulturelles Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Carl Willibald von Groschlag war den Ideen der Aufklärung verbunden. Er baute den noch heute in Resten vorhandenen Park des Groschlagschen Schlosses aus. Er hatte Umgang mit Johann Wolfgang von Goethe, der ihn auf dem Schloss besuchte, ebenso wie mit Sophie von La Roche und Christoph Martin Wieland, die wiederholt Gäste der Groschlags waren und mit denen Carl Friedrich eine jahrzehntelange Brieffreundschaft verband.[4] Er war Mitglied der 1744 gegründeten Freimaurerloge Zu den drey Löwen in Marburg.[5]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2007 (PDF; 566 kB) Kurzinhalte S. 10
- ↑ Main-Echo-Onlinedienst: Gemälde belegt Familienstreit im Hause Groschlag - Heimatverein: Hans Dörr stellt unbekanntes Bild vor. vom 12. Oktober 2011
- ↑ Klaus Lötzsch, Georg Wittenberger: Beiträge zur Geschichte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Hrsg.: Heimats- und Geschichtsverein Babenhausen. 2004.
- ↑ siehe auch Heribert Raab: Groschlag zu Dieburg, Friedrich Carl Willibald Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 137 (Digitalisat). und Gedenkveranstaltung zum 200. Todestag des Dichters Martin Wieland vom 1. März 2013 des Heimatvereins Dieburg im Schloss Fechenbach
- ↑ Stefan Redies: Freimaurer, Templer und Rosenkreuzer. Zur Geschichte der Geheimbünde in Marburg im 18. Jahrhundert. Tectum, Marburg 1989, S. 79.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter Murmann: Groschlag und Hanau: eine Quelle des 18. Jahrhunderts zu den hanauischen Lehen der Familie Groschlag v. Dieburg, Archäolog. u. Volkskundl. Arbeitsgemeinschaft, 1992.
- Karin-Jutta Krüger: Karl Friedrich Willibald von Groschlag (1729–1799): Ein Beitrag zur kurmainzer Politik und zur Aufklärung im Rhein-Main-Gebiet; München, 1970.
- Gerhard Fridrich Albrecht: Genealogisches Handbuch: Frankfurt a. M., 1776, Genealogisches Handbuch: Groschlag S. 71 ff.
- Johann Gottfried Biedermann (Hochfürstlich Brandenburg Sulmbachischer Pfarrer zu Untersteinach): Geschlechts=Register Der Reichs Frey unmittelbaren Ritterschafft Landes zu Francken löblichen Orts Ottenwald …, Kulmbach / Untersteinach, 16. Februar 1751, ca. 460 Seiten, Groschlag S. 342–348.
- Urkundenregister der Familie Groschlag beim Archivinformationssystem Hessen Online Regesten (156 Stück) der Familie Groschlag (B17)
- Johann Wilhelm Christian Steiner: Alterthümer und Geschichte des Bachgaus im alten Maingau, Darmstadt 1829; 3 Bände; hier besonders der III. Band: Geschichte des Stadt Dieburg und Topographie der ehemaligen Centen und Ämter Umstadt, Babenhausen und Dieburg
- Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, Band 41, Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Jaeger Druck GmbH, 1989, S. 214 ff.
- Diel, Karl: Ein Parkvorbild der Goethezeit. Der Lustgarten der Freiherren von Groschlag zu Dieburg. Darmstadt 1941, L. C. Wittich Verlag. 163 Seiten (inkl. Stammtafel)
- Emanuel Leser: Groschlag von Diepurg, Carl Friedrich Willibald Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 741 f.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bildnis des letzten Ahnherren: Friedrich Carl Willibald Freiherr von Groschlag (1729–1799) im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt (Bestand R 4, Nr. 31852)
- Werke von und über Friedrich Carl Willibald von Groschlag zu Dieburg in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Personendaten | |
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NAME | Groschlag zu Dieburg, Friedrich Carl Willibald von |
ALTERNATIVNAMEN | Groschlag, Friedrich Carl von; Freiherr von Groschlag, Carl Friedrich Willibald (ADB) |
KURZBESCHREIBUNG | Diplomat |
GEBURTSDATUM | 15. November 1729 oder 18. November 1729 |
GEBURTSORT | Mainz |
STERBEDATUM | 25. Mai 1799 |
STERBEORT | Wien |