Friedrich Petuely

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Friedrich Petuely (* 15. Juni 1922 in Wien; † 8. Jänner 1994 ebenda[1]) war ein österreichischer Kinderarzt und Biochemiker. Als Direktor der österreichischen Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung und- forschung war er für das österreichische Lebensmittelrecht mitverantwortlich. Er entdeckte Anwendungen der Lactulose in der Medizin und gilt insbesondere als Erfinder von Lactulosezubereitungen als Abführmittel.[2] Die Bedeutung dieser Entdeckung Petuelys für die Medizin zeigt sich darin, dass Lactulose in die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation aufgenommen wurde.[3]

Nach seiner Matura 1940 studierte Petuely Medizin in Wien und Graz, unterbrochen durch kriegsbedingten Einsatz bei Arbeitsdienst und Militär.[4] 1946 bis 1949 studierte er Chemie in Graz.[4] Bei seiner Arbeit an der Universität Graz zur Ernährung und Darmflora von Säuglingen beobachtete er zunächst einen positiven Einfluss von erhitzter Laktose und schließlich von Lactulose auf die Darmflora von Säuglingen.[4] Bei einer anschließenden Untersuchung der Wirkung auf Erwachsene entdeckte er die abführende (laxative) Wirkung.[4] 1960 bis 1963 war er Direktor der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung in Graz.[4] 1964 wurde er Direktor der Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung und Lebensmittelforschung in Wien.[4] Als solcher gestaltete das österreichische Lebensmittelgesetz mit; das Gesetz galt als relativ streng und Petuely wurde als einflussreicher „Lebensmittelpapst“ gefürchtet und geachtet.[5][6][7][8] So hieß es 1981 im Nationalrat über ihn: „der Herr Hofrat Petuely, der in Ausübung seines Amtes sehr streng kontrolliert, viele sagen schikanös kontrolliert, der viele, viele Leute angezeigt hat wegen Kleinigkeiten“.[9] 1980 leitete das Gesundheitsministerium ein Disziplinarverfahren gegen Petuely ein, auch weil er die Rückdatierung von Bestellscheinen veranlasst hatte; das Verfahren wurde wegen Verfolgungsverjährung eingestellt.[10] Am 9. November 1983 erstattete Petuely eine Selbstanzeige; am Tag darauf wurde er vom Gesundheitsministerium angezeigt.[11] Ihm wurden falsche Beweisaussage vor Gericht, Herbeiführung einer unrichtigen Beweisaussage bzw. Missbrauch der Amtsgewalt vorgeworfen.[11] Er hatte bei Probenuntersuchungen an der Bundesanstalt in Wien die Beschreibung der Proben manipuliert.[11][12] 1988 wurde Petuely mit einer monatlichen Pension von 55.000 Schilling in den Ruhestand versetzt.[12]

Petuely, der nach eigenen Angaben über 70 Veröffentlichungen erstellt hat,[4][13] verstarb am 8. Jänner 1994. Er wurde am 20. Jänner 1994 auf dem Neustifter Friedhof (Gruppe K, Reihe 8, Nummer 5) beigesetzt.[14]

Petuely war ab 1961 Mitglied der Freimaurerloge Fraternitas, mit Genehmigung des Großmeister der GLvÖ auch Mitglied der Loge Zu den Vereinigten Herzen, und wurde 1984 in die Loge Acacia affiliert; er war auch Mitglied im York Ritus.[1]

Werke (Auswahl)

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  • Versuche zur Umstimmung der Darmflora des Säuglings (zusammen mit G. Kristen, 1949)[15]
  • Zur Chemie der Osone (1952)[16]
  • Der Bifidusfaktor, ein neuer vitaminartiger Wirkstoff (1953)[17]
  • Über die quantitative Erfassung des Lb. bifidus im Stuhl von Säuglingen (1957)[18]
  • Biochemische Untersuchungen zur Regulation der Dickdarmflora des Säuglings (1957)
  • Der Bifidusfaktor (1957)[19]
  • Das Lebensmittelgesetz 1972. Gesetzesausgabe mit Kommentar und Sammlung weiterhin bedeutsamer Entscheidungen, Österreichische Staatsdruckerei 1976 (gemeinsam mit Dr. Udo Jesionek, Konrad Brustbauer und Dr. Karl Wrabetz)[20]
  • Bestimmung von Saxitoxin in Muschelkonserven (mit Egon Hellwig, 1980)[21]
  • Über den Bifidusfaktor Lactulose (1986)[4]

Radiointerviews im Web

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Ehrungen (Auswahl)

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Petuely erhielt zweimal (1957 und 1959) den Theodor-Körner-Preis.[4][22]

Einzelnachweise

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  1. a b Günter K. Kodek: Die Kette der Herzen bleibt geschlossen. Mitglieder der österreichischen Freimaurer-Logen 1945 bis 1985. Löcker, Wien 2014, ISBN 978-3-85409-706-8, S. 183.
  2. Patent US3272705: Laxative composition and method of using same. Angemeldet am 13. Juni 1963, veröffentlicht am 13. September 1966, Erfinder: Friedrich Petuely.
  3. WHO Model List of Essential Medicines. 20th List (March 2017, Amended August 2017). In: Essential medicines and health products. World Health Organization WHO, März 2017, abgerufen am 12. November 2017.
  4. a b c d e f g h i Friedrich Petuely: Über den Bifidusfaktor Lactulose. In: Bifidobacteria and Microflora. Band 5, Nr. 1, 1986, S. 3–11, doi:10.12938/bifidus1982.5.1_3 (jst.go.jp).
  5. Forum Gesundheit Lebensmittel - Sicherheit
  6. [1]
  7. Gütesiegel für Lebensmittel
  8. Etikettenschwindel bei Nahrungsmitteln: Eine Frage der Kontrolle
  9. Dkfm. DDr. König: Verhandlungen: Bericht des Rechnungshofausschusses betreffend den Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes. In: Stenographisches Protokoll 67. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich. Republik Österreich, Parlamentsdirektion, 19. März 1981, abgerufen am 12. November 2017.
  10. II-83 der Beilagen zu den Stenographischen Protokollen des Nationalrates XVI. Gesetzgebungsperiode
  11. a b c Jetzt geht's um die Wurst. In: Profil Nr. 46 vom 11. November 1985, Seite 32. Abgerufen am 12. November 2017.
  12. a b Fleischerzeitung 70 Jahre - Jubliäumsausgabe. In: Österreichische Fleischerzeitung. Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, 16. Dezember 2016, abgerufen am 12. November 2017.
  13. 40 von Petuelys Publikationen sind bei Scopus gelistet, davon 36 in den Jahren 1947 bis 1965 als Mitarbeiter der Karl-Franzens-Universität Graz (Author ID: 7801418919) und 4 im Zeitraum 1980 bis 1983 für die Bundesanstalt für Lebensmitteluntersuchung in Wien (Author ID: 7801418918). Das Web of Science hat am 13. November 2017 nur 26 seiner Publikationen aus dem Zeitraum 1952 (Zur Chemie der Osone) bis 1983 in der Datenbank.
  14. Friedrich Petuely in der Verstorbenensuche bei friedhoefewien.at
  15. Friedrich Petuely: Versuche zur Umstimmung der Darmflora des Säuglings. In: Annales Paediatrici (International review of pediatrics/Jahrbuch für Kinderheilkunde, Basel). Band 172, Nr. 3. B. C. Teubner, 1949, S. 183–184.
  16. Friedrich Petuely: Zur Chemie der Osone. In: Monatshefte für Chemie und verwandte Teile anderer Wissenschaften. Band 83, Nr. 3, Mai 1952, ISSN 0343-7329, S. 765–775, doi:10.1007/bf00897727 (springer.com).
  17. Friedrich Petuely: Der Bifidusfaktor, ein neuer vitaminartiger Wirkstoff. In: Naturwissenschaften. Band 40, Nr. 13, Januar 1953, ISSN 0028-1042, S. 349–349, doi:10.1007/bf00589556 (springer.com).
  18. Friedrich Petuely: Über die quantitative Erfassung des Lb. bifidus im Stuhl von Säuglingen. In: Zeitschrift für Kinderheilkunde. Band 79, Nr. 2, März 1957, ISSN 0178-4919, S. 180–184, doi:10.1007/bf00440163 (springer.com).
  19. Friedrich Petuely: Der Bifidusfaktor. In: DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band 82, Nr. 46, 15. November 1957, ISSN 0012-0472, S. 1957–1960, doi:10.1055/s-0028-1117025 (thieme-connect.de).
  20. Udo Jesionek – Kommentierte Gesetzesausgaben, Lehrbücher. In: Publikationen. WEISSER RING Verbrechensopferhilfe, abgerufen am 12. November 2017.
  21. Egon Hellwig, Friedrich Petuely: Bestimmung von Saxitoxin in Muschelkonserven (Determination of saxitoxin in canned shellfish). In: Zeitschrift für Lebensmittel-Untersuchung und Forschung. Band 171, Nr. 3, Mai 1980, ISSN 0044-3026, S. 165–169, doi:10.1007/bf01042642 (springer.com).
  22. Friedrich Petuely im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien