Udo Jesionek
Udo Jesionek (* 19. November 1937 in Berlin[1]) ist ein österreichischer Jurist, Präsident des Jugendgerichtshofes Wien a. D., Honorarprofessor für Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Johannes Kepler Universität Linz und Präsident der Verbrechensopferhilfeorganisation Weißer Ring.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Udo Jesionek absolvierte nach der Volks- und Untermittelschule eine Werkzeugmacherlehre, die er mit der Facharbeiterprüfung 1955 abschloss. Nach der Externistenreifeprüfung 1957 folgte sein Studium an der Universität Wien (Staatswissenschaften, dann Rechtswissenschaften). Die Promotion zum Doktor der Rechtswissenschaften erfolgte im Mai 1962. Am 1. Juli 1962 wurde er zum Richteramtsanwärter zugelassen und legte 1965 die Richteramtsprüfung mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Am 1. März 1965 wurde er als Richter ernannt. Er war Richter bei verschiedenen Bezirksgerichten in Niederösterreich, beim Strafbezirksgericht sowie beim Landesgericht für Strafsachen Wien (zuletzt als Vizepräsident). Am 1. Jänner 1982 wurde er zum Präsidenten des Jugendgerichtshofes Wien ernannt. Zahlreiche Studienreisen führten ihn ins europäische Ausland, in die USA und nach Japan. Seit dem 31. Dezember 2002 befindet er sich im Ruhestand.
Aktuelle Funktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Präsident der Verbrechensopferhilfeorganisation Weißer Ring (ehrenamtlich; seit 1981).
- Honorarprofessor für Jugendstrafrecht und Strafvollzug an der Johannes Kepler Universität Linz.
- Lehrtätigkeit an verschiedenen anderen Universitäten und Fachhochschulen.
- Ständiges Mitglied und Rechnungsprüfer der österreichischen Juristenkommission.
- Vorstandsmitglied des österreichischen Juristentags.
- Ständiges Mitglied der „Gesellschaft für die gesamte Kriminologie“ (nunmehr: Kriminologische Gesellschaft).
- Mitglied des Kuratoriums des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus.
- Mitglied der Kommission der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft („Klasnic-Kommission“).
- Vorsitzender des Gremiums „Hilfe für Opfer von Gewalt in Einrichtungen der Wiener Jugendwohlfahrt“.
- Vorstandsmitglied des österreichischen Gustav-Adolf-Vereins (seit 1968; Obmann von 1980 bis 2011).
- Stellvertretender Gleichbehandlungsbeauftragter der Evangelischen Kirche
- Vorsitzender des Personalsenats der Evang. Kirche
Ausgeübte Funktionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1970–1984: Vorsitzender der Bundessektion Richter und Staatsanwälte in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst
- 1974–1983: Präsident der Vereinigung der österreichischen Richter
- 1975–1984: Stellvertretender Vorsitzender der Zivildienstkommission beim Bundesministerium für Inneres und Vorsitzender der für die Bundesländer Salzburg, Oberösterreich und Wien zuständigen Kommissionen
- 1987–1995: Vorsitzender der Kommission zur Wahrung des Rundfunkgesetzes
- 1979–1999: Stellvertretender Obmann des Vereins für Bewährungshilfe und soziale Arbeit
- 1999–2008: Mitglied des Menschenrechtsbeirates im Bundesministerium für Inneres
- 1980–1984: Gründungsmitglied und Vizepräsident des Vereins für Sachwalterschaft
- 1992–1999: Vorstandsmitglied des Vereins für Sachwalterschaft
- 1985–2002: Prüfungskommissär der Richteramtsprüfungskommission beim Oberlandesgericht Wien
- 1974–1985: Mitglied des Beirates des Vereins für Rechts- und Kriminalsoziologie. Vorstandsmitglied der AIDP
weitere Mitgliedschaften:
- Mitglied des Proponentenkomitees des österreichischen Instituts für Friedensforschung und Friedenserziehung
- Obmann des Häftlingsfürsorgevereins „Das Ziel“
- Vorsitzender des Vollzugsbeirates beim Bundesministerium für Justiz
- Gründungsmitglied des österreichischen Kinderschutzbundes
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- Großes Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien
- Silbernes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich
- 1996: „Osman“ 1996
- 2010: „Goldener Löwe“ des Lions Clubs Wien Host 2010
- 1993: Hans-Czermak-Preis
- 2011: Verleihung des goldenen Doktordiploms der Universität Wien (2011)[2]
Jesionek ist Ehrenmitglied u. a. des Vereins für Bewährungshilfe und soziale Arbeit, der österreichischen Albert-Schweitzer-Gesellschaft, des Vereins „Die Möwe“, des Vereins „Tender“, der „Initiative Pflegefamilien“ und von „jus alumni“, im Board of Trustees der österreichisch-jordanischen Freundschaftsgesellschaft und Mitglied des Ehrenkomitees des Österreichischen Kinderschutzpreises.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jesionek ist Autor zahlreicher Publikationen, insbesondere auf dem Gebiet des Strafrechts, Strafverfahrens- und Strafvollzugsrechtes, der Jugendgerichtsbarkeit (Jugendstrafrecht, Jugendwohlfahrts-/Kindschaftsrecht), der Kriminologie (insbesondere Pönologie und Viktimologie) sowie zu gesellschaftspolitischen Themen. Herausgeber von Kommentaren, Allein- bzw. Mitherausgeber von Festschriften und Sammelbänden sowie Autor zahlreicher Entscheidungs- und Buchbesprechungen in juristischen Fachzeitschriften.
Kommentierte Gesetzesausgaben und Lehrbücher:
- Weingesetz. Das österreichische Weingesetz und seine praktische Anwendung (Weingesetz 1961), Juridica Kurzkommentare, Juridica-Verlag 1972 (gemeinsam mit Konrad Brustbauer)
- Das Lebensmittelgesetz 1972. Gesetzesausgabe mit Kommentar und Sammlung weiterhin bedeutsamer Entscheidungen, Österreichische Staatsdruckerei 1976 (gemeinsam mit Konrad Brustbauer, Friedrich Petuely und Karl Wrabetz)
- Richterdienstgesetz. Manz’sche Sonderausgabe Nr. 54, Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung 1982 (gemeinsam mit Herbert Spehar)
- Richterdienstgesetz. Manz’sche Sonderausgabe Nr. 54a, Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung 1989 (gemeinsam mit Herbert Spehar)
- Richterdienstgesetz (RDG). Manz’sche Sonderausgabe Nr. 54a, Kommentar zum RDG und GOG. Zweite völlig neu bearbeitete Auflage 1995, Manz’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung 1995 (gemeinsam mit Herbert Spehar und Wolfgang Fellner)
- Jugendgerichtsgesetz 1988. Juridica-Kurzkommentar, Juridica-Verlag 1988 (gemeinsam mit Kurt Held)
- Jugendgerichtsgesetz 1988. Juridica-Kurzkommentar, Juridica-Verlag 1994
- Das österreichische Jugendgerichtsgesetz. JGG idF StPO-Novelle 1999, Verordnungen, Erlässe, mit ausführlichen Erläuterungen, 2., neu überarbeitete Auflage, Juridica Verlag 2000
- Das österreichische Jugendgerichtsgesetz. JGG idF Jugendstrafrechts-Novelle 2001, Sonderstrafrecht für „Junge Erwachsene“, Verordnungen, Erlässe, 3. neu überarbeitete Auflage, Juridica Verlag 2001
- Das österreichische Jugendgerichtsgesetz. JGG und alle wichtigen Nebenbestimmungen, Rechtsprechung, ausführliche Kommentierung, 4., komplett neu bearbeitete Auflage, Juridica-Verlag 2010 (gemeinsam mit Mag. Christa Edwards)
- Strafrecht Allgemeiner Teil II. Lehrbuch samt Glossar, Johannes Kepler Universität Linz, Linzer Rechtsstudien, 1. Auflage 2004, 2. Auflage 2007, 3. Auflage 2008, 4. Auflage 2010
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Biografie. In: udo-jesionek.at. Abgerufen am 14. April 2024.
- ↑ Prominente Juristen mit goldenen Doktordiplomen der Universität Wien geehrt – extrajournal.net, 12. Juni 2011, abgerufen am 14. April 2024
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jesionek, Udo |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Jurist |
GEBURTSDATUM | 19. November 1937 |
GEBURTSORT | Wien |