Focke-Wulf Fw 58

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Focke-Wulf Fw 58
Fw 58
Typ zweimotoriges Schulflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich NS Deutsches Reich

Hersteller Focke-Wulf
Erstflug 18. Januar 1935
Produktionszeit

bis 1942

Stückzahl 1670

Die Focke-Wulf Fw 58Weihe[1] war ein zweimotoriges Mehrzweckflugzeug des Bremer Herstellers Focke-Wulf, das vor allem als Schulflugzeug bei der Luftwaffe Verwendung fand.

Der 1. Prototyp Fw 58 V1

Mit der Gründung der Luftwaffe im Jahre 1935 wurde ein Flugzeug zur Pilotenschulung gebraucht. Unter der Leitung von Chefkonstrukteur Kurt Tank entwickelten Paul Klages und Andreas von Faehlmann[2] bei Focke-Wulf eine Maschine, deren Attrappe im Februar 1934 zur Besichtigung bereitstand. Die Fw 58 V1 (D-ABEM, W.Nr. 451) flog erstmals am 18. Januar 1935. Im Juni 1935 folgte die V2, die bereits über zwei Waffenstände verfügte.

Die Fw 58 konnte sich durchsetzen gegen die etwas kleinere und mit den gleichen Motoren ausgerüstete Konkurrenzentwicklung Arado Ar 77, von der zwei Exemplare gebaut wurden. In Brasilien wurde die Lizenzversion Fw 58B-2 mit 25 Maschinen hergestellt.

Fw 58 an der Ostfront, Heeresgruppe Nord, 1942

Das Flugzeug wurde in diversen Bereichen eingesetzt. Hauptverwendungszweck war die Schulung von Piloten für den Nachtflug und die Ausbildung von Bomben- und MG-Schützen. Im Zweiten Weltkrieg wurden sie auch für leichte Transport- und Ambulanzflüge sowie für Vermessungs- und Wetteraufklärungsflüge eingesetzt.

Die Lufthansa kaufte im April 1938 vier Photoflugzeuge KJ-1 (W.-Nr. 2697–2700) für ihre Tochter Hansa Luftbild. Diese Flugzeuge wurden bei Kriegsbeginn an die Sonderbildabteilung des RLM (SOBIA) abgegeben. Zwischen Mai und Juli 1939 erhielt die DLH fünf Frachtflugzeuge KL-1 (W.-Nr. 3100–3104), von denen zwei an die brasilianische Tochtergesellschaft Syndicato Condor als PP-CBM (3102) und PP-CBN (3103) weitergegeben wurden. Die Flugzeuge wurden am 18. November 1942 von der brasilianischen Marine beschlagnahmt und als Schulflugzeuge eingesetzt. Die D-OVXF (3104) stürzte am 24. Januar 1942 ab, wobei die zweiköpfige Besatzung ums Leben kam. Zum Aufbau einer eigenen Fluggesellschaft „Slowenská Letecká Společnost“ lieferte die DLH die zwei letzten Fw 58 im Laufe des ersten Halbjahres 1942 an die Slowakei. Mit diesen Flugzeugen nahm die DLH im Auftrag der SLS den Flugverkehr auf, da vermutlich zu diesem Zeitpunkt kein geeignetes Personal in der Slowakei vorhanden war. Die Flugzeuge erhielten im Juli 1942 die Zulassungen OK-TRE (3100) und OK-HLM (3101). Ab 1943 führte die SLS den Verkehr dann selber mit diesen Flugzeugen durch.[3]

Ab 1943 wurde in der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug (DFS) unter der Leitung von Felix Kracht eine Fw 58 durch eine viermotorige Junkers Ju 90 erfolgreich bei Luftbetankungsversuchen im Flug betankt. Diese Versuche wurden aber aus Treibstoffmangel, eines der Hauptprobleme der damaligen deutschen Luftwaffe, im Jahr darauf wieder eingestellt.

Ein Exemplar (Fw 58 V14, D-OPDR) wurde umfassend umgebaut und zu Versuchen mit einer Grenzschichtabsaugung eingesetzt. Es sollte eine bessere Anströmung des Leitwerks auch bei langsamerer Fluggeschwindigkeit erreicht werden. Hierzu wurde im Rumpf ein Flugmotor der Firma Hirth zusammen mit einem Gebläse eingebaut, mit dem die Grenzschicht an der Flügelhinterkante abgesaugt wurde. Diese Luft trat dann wieder durch zwei Reihen umlaufender Schlitze im hinteren Rumpfteil aus.

Im November 1941 flogen Kurt Tank und weitere Mitarbeiter des Focke-Wulf-Konstruktionsbüros nach einer Besprechung beim französischen Flugzeugbauer SNCASO mit der unbewaffneten Fw 58 A-0 (D-ALEX) zurück nach Bremen. Im Raum Brüssel trafen sie auf zwei britische Supermarine Spitfire. Zwar schossen die Briten beim ersten Angriff vorbei, woraufhin Tank im Tiefflug zu entkommen versuchte, doch endete der zweite Angriff mit einer stark beschädigten linken Fläche samt weggerissenem Querruder, wodurch sich die Maschine nur noch in sehr begrenztem Umfang steuern ließ. Die Jagdflieger ließen die offensichtlich unbewaffnete, langsame und leichte Beute in Ruhe. Nach 17 bangen Minuten flog Tank die Maschine mit dem verbleibenden Querruder auf dem nächsten Platz bei Hilversum südöstlich von Amsterdam. Die Besatzung verließ unverletzt die mit 47 Einschusslöchern lädierte Maschine – ein Geschoss steckte in Tanks Sitzkissen. Zum Erstaunen der Mitarbeiter des Focke-Wulf-Konstruktionsbüros stand das Flugzeug am nächsten Morgen flugklar auf dem Platz – in nur sieben Stunden hatten die Mechaniker der Luftwaffe die Maschine repariert.

Die Fw 58 war ein mit Stoff und Metall beplankter zweimotoriger Tiefdecker. Das Fahrwerk war einziehbar. Im Heck befand sich ein offener Stand, der mit einem MG 15 (Kaliber 7,92 mm) ausgestattet werden konnte, ein weiteres MG 15 konnte vorne im Rumpf montiert werden.

Das Flugzeug konnte auch mit Skiern und Schwimmern (Fw 58W) ausgestattet werden.

Produktionszahlen

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Die Serienproduktion der Fw 58 begann im September 1936 und endete im August 1942.

Produktionszahlen der Fw 58[4]
Version FW GFW Miag Luther Gotha Summe Bemerkung
Versuchsmuster 6 6 V1–V6, W.-Nr. 451, 452, 802, 1833, 1970, 1199
B 307 88 395 FW: Versionen B-1 und B-2, Miag: nur Version B-2
C 203 120 385 23 460 1191 FW: Versionen C-1 und C-2, Rest: nur Version C-2
Vertriebsserie 76 76
Summe 592 120 473 23 460 1668

Aus der Vertriebs- und der RLM-Serie wurden bis 1940 folgende Flugzeuge exportiert: Argentinien 3, Brasilien 10, Bulgarien 8, Rumänien 22, Schweden 2, Türkei 6, Ungarn 27, Österreich 6. Von 1942 bis 1945 wurden folgende Flugzeuge geliefert: 10 Bulgarien, 5 Rumänien, 2 Schweden, 12 Slowakei, 202 Ungarn.[5]

Militärische Nutzer

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Technische Daten

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Dreiseitenansicht
Kenngröße Fw 58 B-1 Fw 58 B-2 Fw 58 C-2 Fw 58 V13 (ab 1942: KL-1)
Verwendungszweck Schulflugzeug MG- und Bombenabwurf-Übungsflugzeug Blindflug- und FT-Schulflugzeug Zubringer- und Verkehrsflugzeug
Besatzung Pilot, Funker + max. 4 Personen 4 (Pilot, Bombenschütze, MG-Schütze und Funker) 2
Länge 14,0 m 14,16 m 14,00 m
Spannweite 21,0 m 21,05 m
Höhe 4,30 m 4,20 m 4,25 m 3,90 m
Flügelfläche 47 m² 47,30 m² 47,00 m²
Flügelstreckung 9,4
V-Form 7,5°
Pfeilform 12,5°
Flächenbelastung 62,5 kg/m² 76,55 kg/m²
Bruchlastvielfaches 6,2 5,45
Spurweite 4,00 m
Leermasse 1900 kg 2000 kg 1960 kg 2400 kg
Rüstmasse 2300 kg 2000 kg 2500 kg
Zuladung 630 kg 640 kg 1080 kg
Startmasse 2810 kg 2930 kg 2926 kg 3600 kg
Antrieb zwei luftgekühlte, hängend eingebaute Achtzylinder-V-Motoren
Typ 2 × Argus As 10C,
je 240 PS (177 kW)
2 × Hirth HM 508DB,
je 280 PS (206 kW)
Höchstgeschwindigkeit 256 km/h 254 km/h in Bodennähe
222 km/h in 4000 m Höhe
265 km/h in Bodennähe
231 km/h in 4000 m Höhe
272 km/h in Bodennähe
Marschgeschwindigkeit 238 km/h in Bodennähe
218 km/h in 3000 m Höhe
249 km/h in Bodennähe
227 km/h in 3000 m Höhe
242 km/h in Bodennähe
Landegeschwindigkeit 76 km/h 85 km/h
Steiggeschwindigkeit 4,7 m/s in Bodennähe 4,9 m/s in Bodennähe 5,0 m/s in Bodennähe
Steigleistung 1000 m in 3,8 min
2000 m in 8,5 min
3000 m in 14,5 min
4000 m in 22,9 min
1000 m in 3,7 min
2000 m in 8,3 min
3000 m in 14 min
4000 m in 22 min
Flugdauer ca. 3,3 h ca. 5 h 3,6–6,7 h
Reichweite 676 km ca. 610 km 1080 km 800–1500 km
Dienstgipfelhöhe 5200 m 5400 m 5600 m 5400 m
Schwebehöhe einmotorig 2000 m 1000 m
Startstrecke ca. 200 m
Landestrecke ca. 180 m
Bewaffnung 2 × MG 15 (7,92 mm) 2 × MG 15 (7,92 mm) (in A- und B-Stand möglich)

Erhaltene Flugzeuge

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Die einzig heute noch existierende Focke-Wulf Fw 58 ist eine Fw 58 B-2 aus brasilianischer Produktion; sie befindet sich im Luftfahrtmuseum (Museu Aeroespacial) von Rio de Janeiro und trägt das Kennzeichen AT-Fw-1530. Das Flugzeug wurde 1937 mit der Werknummer 1016 produziert und im gleichen Jahr mit dem Kennzeichen V2AvN215 an die brasilianische Marine ausgeliefert. Anschließend wurde sie den Luftstreitkräften übergeben, wo sie als AT-FW-1184 bis zum 11. November 1949 in Dienst stand. Danach fand sie für kurze Zeit bis 1955 beim brasilianischen Landwirtschaftsministerium mit dem Kennzeichen PP-FDD ein neues Betätigungsfeld und diente später noch eine Zeitlang als Reise- und Transportflugzeug, ehe sie ausgemustert und auf dem Flugplatz von Belo Horizonte abgestellt wurde, wo sie in Vergessenheit geriet. 1982 wurde das mittlerweile ausgebrannte und kannibalisierte Wrack wiederentdeckt und ins Luftfahrtmuseum nach Rio de Janeiro gebracht. Die Restaurierung begann 1984 und wurde am 16. Oktober 1998 abgeschlossen.[8]

  • Karl R. Pawlas: Luftfahrt-Lexikon. Beitragskennung: 3120-100-1
  • Rudolf Höfling: Die letzte Weihe. In: Flugzeug Classic. Nr. 8, 2006, ISSN 1617-0725, S. 24–29.
  • Das Magazin für Luftfahrt, Zeitgeschichte und Oldtimer: Flugzeug Classics Special 7. 2011, Ausbilderin „Weihe“
Commons: Focke-Wulf Fw 58 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Nach damaliger Firmentradition trugen alle Focke-Wulf-Flugzeuge intern Vogelnamen.
  2. René Scheer: Paul Klages: Im Schatten Kurt Tanks. In: Klassiker der Luftfahrt. Nr. 6. Motor Presse, Stuttgart 2015, S. 54.
  3. Unterlagen aus dem Lufthansa-Archiv, Köln
  4. Unterlagen aus dem Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg, Bestand RL 3
  5. Luftfahrt International 1, S. 14 ff.
  6. a b Santiago Rivas: Die Focke-Wulf Weihe in Lateinamerika. In: Fliegerrevue X, Nr. 100. PPV Medien, Bergkirchen 2023, ISSN 2195-1233, S. 74–81.
  7. P 6 – Focke Wulf Fw 58C-2 „Weihe“ (1938–1959)
  8. Peter W. Cohausz: Auferstehung aus der Wildnis: Die letzte Focke Wulf „Weihe“. In: Flugzeug Classic Nr. 1/2001, GeraNova, München, ISSN 1617-0725, S. 18–21.