Galeriegrab Etteln

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Galeriegrab Etteln
Das Galeriegrab Etteln
Das Galeriegrab Etteln
Galeriegrab Etteln (Nordrhein-Westfalen)
Galeriegrab Etteln (Nordrhein-Westfalen)
Koordinaten 51° 38′ 1,5″ N, 8° 44′ 39,4″ OKoordinaten: 51° 38′ 1,5″ N, 8° 44′ 39,4″ O
Ort Borchen OT Etteln, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Entstehung 3500 bis 2800 v. Chr.

Das Galeriegrab Etteln ist eine megalithische Grabanlage der jungsteinzeitlichen Wartbergkultur bei Etteln, einem Ortsteil von Borchen im Kreis Paderborn (Nordrhein-Westfalen).

Das Grab befindet sich nordwestlich von Etteln auf dem Lechtenberg in einer Baumgruppe zwischen zwei Feldern. 2,7 km nordwestlich liegen die Galeriegräber bei Kirchborchen, 3,2 km südsüdöstlich die Galeriegräber bei Henglarn.

Forschungsgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grab wurde erstmals 1575 durch Bischof Salentin von Isenburg untersucht. Weitere Grabungen folgten 1862, 1865, 1871 und 1969.

Die Anlage ist nordwest-südöstlich orientiert. Sie hat eine Gesamtlänge von 22 m, eine Breite von 2,6 m und eine ursprüngliche Höhe von 1,2 m im Eingangsbereich bzw. 1,8 m in der Mitte. Es sind Reste einer Hügelschüttung und drei Umfassungssteine erhalten. Die Grabkammer hat eine innere Länge von 21,5 m, eine Breite von 2 m und eine rekonstruierte Deckenhöhe von 0,9 m im Eingangsbereich bzw. 1,5 m in der Mitte. Die Kammer ist aus Kalksteinplatten errichtet, die bis zu 2 m hoch, zwischen 0,5 m und 2,15 m breit und 0,3 m dick sind. Die nordwestliche Abschlussplatte hat eine Breite von 2,41 m. Auch Reste von zwei Deckplatten sind in und neben der Anlage erhalten. Die Deckplatten sind 2,15 m lang, zwischen 0,7 m und 0,8 m breit und 0,3 m dick. Die Kammersohle liegt 1 m unter der heutigen Oberfläche. Die Kammer war bei ihrer Errichtung zu etwa einem Viertel ihrer Höhe in den Erdboden eingesenkt worden. Der Zugang zur Kammer befindet sich an der südöstlichen Schmalseite. Hier befindet sich ein zweiteiliger Türlochstein. Ein Vorraum ist nicht vorhanden.

Das Baumaterial für die Kammer wurde direkt vor Ort abgebaut. Der Materialbedarf wird auf etwa 105,8 t geschätzt.

Bei den Grabungen von 1862, 1865 und 1871 wurde eine größere Menge menschlicher Knochenreste entdeckt („eine Kiste voll“). 1969 wurde noch eine kleinere Anzahl von Knochenresten neben der Kammer entdeckt. Alle Funde sind heute verschollen.

Bei den Grabungen wurden zwei Keramikscherben, mehrere durchbohrte (evtl. auch undurchbohrte) Tierzähne und der Unterkiefer eines Schweins entdeckt. Alle Funde sind heute verschollen.

Mittels Radiokarbonmethode konnte die Nutzungszeit der Anlage auf 3870±100 BP; 2333±135 calBC bestimmt werden.

  • Katalog zur Ausstellung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens zur 75-Jahr-Feier. Paderborn 1899, S. 7
  • Wilhelm Engelbert Giefers: Geschichte der Burg und Herrschaft Wevelsburg. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthumskunde. Band 22, 1962, S. 333 (PDF; 16,2 MB).
  • Peter Glüsing: Eine Siedlung der spätneolithischen Galeriegrabkultur im Weißen Holz bei Warburg-Rimbeck, Kr. Höxter. In: Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe. Band 2, 1984 (1985), S. 20.
  • Klaus Günther: Steinzeit und ältere Bronzezeit im Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte Münster. 2. Auflage, Münster 1971, S. 37–41.
  • Klaus Günther: Die Steinzeit in den Kreisen Büren und Paderborn (= Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Band 20). Zabern, Mainz 1971, S. 210–213.
  • Klaus Günther: Stichwort „Etteln“. In: Neujahrsgruß 1977. 1977, S. 10.
  • Klaus Günther: Zu den neolithischen Steinkistengräbern Kirchborchen I und Etteln, Kr. Paderborn. In: Germania. Band 56, 1978, S. 230–233.
  • Hugo Hoffmann: Stand und Aufgaben der vor- und frühgeschichtlichen Forschung in Westfalen. In: Westfälische Forschungen. Band 1, 1938, S. 213.
  • W. Lange: Stichwort „Etteln“. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 3. Nordrhein-Westfalen. Kröner, Stuttgart 1963, S. 192.
  • Michael Müller-Wille: Allées couvertes françaises et Steinkisten allemand. In: Congres Prehistorique de Monaco. Band 16, 1965, Abb. 1a.
  • Dirk Raetzel-Fabian: Absolute Chronologie. In: Klaus Günther: Die Kollektivgräber-Nekropole Warburg I–V (= Bodenaltertümer Westfalens. Band 29). Zabern, Mainz 1997, ISBN 3-8053-2451-0, S. 166.
  • Dirk Raetzel-Fabian: Calden. Erdwerk und Bestattungsplätze des Jungneolithikums. Architektur – Ritual – Chronologie (= Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie. Band 70). Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-3022-8, S. 159.
  • Kerstin Schierhold: Studien zur Hessisch-Westfälischen Megalithik. Forschungsstand und -perspektiven im europäischen Kontext (= Münstersche Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie. Band 6). Leidorf, Rahden/Westf. 2012, ISBN 978-3-89646-284-8, S. 255–256.
  • Waldtraut Schrickel: Katalog der mitteldeutschen Gräber mit westeuropäischen Elementen und der Galeriegräber Westdeutschlands (= Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes. Band 5). Habelt, Bonn 1966, S. 446.
  • August Stieren: Die vorgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Büren. In: Mitteilungen der Altertumskommission für Westfalen. Band 7, 1922, S. 17–18 (PDF; 28 MB).
  • August Stieren: Die großen Steinkisten Westfalens. In: Westfalen. Band 13, 1927, S. 8.
  • August Stieren: Westfalen. Neolithikum. In: Max Ebert (Hrsg.): Reallexikon der Vorgeschichte. Band 14. Uckermark – Zyprische Schleifennadel. De Gruyter, Berlin 1929, S. 287.
  • Johannes Voermanek: Beiträge zur Geschichte der Wewelsburg. Paderborn 1912, S. 9 (Online).
  • Klemens Wilhelmi: Stichwort „Etteln“. In: Neujahrsgruß 1971. 1971, S. 174.