Gao Qifeng
Gao Qifeng (chinesisch 高奇峰, Pinyin Gāo Qífēng; veraltet auch Kao Chi-feng[1]; * 13. Juni 1889 in Panyu, Guangdong, Qing-Dynastie; † 2. November 1933 in Shanghai, Republik China) war ein chinesischer Maler und Mitbegründer der Lingnan-Schule zusammen mit seinem älteren Bruder Gao Jianfu und dem Künstler Chen Shuren.
Biographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Frühe Jahre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gao wurde 1889 als Gao Weng (高嵡) in der Gemeinde Yuangang, Kreis Panyu, Provinz Guangdong geboren.[2] Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und verlor seine Eltern im frühen Kindesalter.[3] Als kränkliches Kind wurde er zunächst bei Verwandten untergebracht, bevor er schließlich unter die Obhut seines zehn Jahre älteren Bruders Jianfu kam.[3][4]
In seiner Jugend erlernte Gao die Wasserinfusions- und „knochenlos“-Maltechniken (Mogu) von Ju Lian.[3] Mit vierzehn Jahren besuchte er eine christliche Schule und konvertierte später zum Christentum.[4] In den mittleren 1900er Jahren absolvierte er eine Lehre bei Pastor Wu Shiqing, wo er Lampenschirme bemalte.[5]
Künstlerische Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1907 reiste Gao mit seinem Bruder nach Tokio, um seine Kunstausbildung fortzusetzen.[6] Dort wurde er Schüler von Tanaka Raishō und ließ sich von Künstlern wie Takeuchi Seihō und Hashimoto Kansetsu beeinflussen.[7][8][9] Durch sein Studium erlernte Gao westliche Grundlagen zu Perspektive und Skizzieren und entwickelte einen Stil, der verschiedene Einflüsse vereinte.[6][5]
Nach seiner Rückkehr nach China 1908 wurde Gao Lehrer an einer Mittelschule in Nanhai.[6][10] Er engagierte sich auch politisch und trat der revolutionären Organisation Tongmenghui bei.[11] Nach der Revolution von 1911 lehnte er ein Regierungsamt ab und widmete sich stattdessen der Kunst.[12]
Die Gao-Brüder gründeten in Shanghai die Zeitschrift The True Record, die sich für Nationalismus und eine neue Kunstrichtung einsetzte.[5][11] 1913 veröffentlichte Gao Qifeng einen Artikel, der den provisorischen Präsidenten Yuan Shikai der Ermordung des nationalistischen Führers Song Jiaoren beschuldigte, was möglicherweise zu einem selbst auferlegten Exil in Japan führte.[5]
1918 zog Gao nach Guangzhou, wo er in einem von ihm gegründeten „Ästhetischen Museum“ Schüler ausbildete.[5] 1925 wurde er zum Ehrenprofessor an der Lingnan-Universität ernannt.[13] In den 1920er Jahren erlangte Gao zunehmend Anerkennung für seine Kunst.[14]
Späte Jahre und Tod
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um 1929 erkrankte Gao an einer Lungenentzündung und zog sich zur Genesung auf die Insel Ersha im Perlfluss zurück.[15][5] Dort gründete er das Tianfang-Studio und unterrichtete zahlreiche Schüler.[16][5] Gao blieb jedoch kränklich und seine Produktivität litt darunter.[17]
1933 wurde Gao als Regierungsvertreter für eine Ausstellung zeitgenössischer chinesischer Malerei in Berlin ausgewählt.[1] Auf der Schiffsreise nach Shanghai erkrankte er erneut und wurde mit Tuberkulose diagnostiziert. Gao starb am 2. November 1933 im Alter von 44 Jahren.[5]
Gaos Leichnam wurde zunächst in Guangdong beigesetzt.[12] Auf Drängen seiner Schülerin Zhang Kunyi und mit Unterstützung prominenter Politiker wurde er 1936 auf dem Berg Qixia nahe der damaligen Hauptstadt Nanjing neu bestattet.[18][12] Ein Mausoleum wurde errichtet und der damalige Präsident Lin Sen verfasste die Inschrift: „Grabmal von Herrn Gao Qifeng, dem Weisen der Malerei“.[19][20]
Beziehungen und Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gao heiratete 1915 Yang Cuixing aus Suzhou und hatte mit ihr eine Tochter namens Liandi. Die Ehe wurde 1921 geschieden.[21] Gao hatte eine enge Beziehung zu seiner Schülerin Zhang Kunyi, die als seine Patentochter oder Adoptivtochter beschrieben wurde, aber auch Gerüchten zufolge seine Geliebte gewesen sein soll.[22][5][18][12]
Künstlerische Analyse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vergleich mit den anderen Lingnan-Gründern
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gao Qifeng teilte viele stilistische Ähnlichkeiten mit Gao Jianfu und Chen Shuren. Alle drei hatten die Techniken von Ju Lian erlernt und einige Zeit in Japan verbracht, um japanische und westliche Malerei zu studieren. Sie suchten nach einem Gleichgewicht zwischen Innovation und Tradition und nahmen neue Ideen auf, während sie die chinesischen Techniken als Grundlage beibehielten.[5]
Jeder der drei Künstler entwickelte jedoch auch seinen eigenen Stil. Chen bemerkte, dass Jianfu das Seltsame und Wunderbare aufnahm, er selbst das Orthodoxe, während Qifeng eine Mittelposition einnahm.[23] Gao Qifeng verband die Kraft der Pinselstriche seines Bruders mit der Eleganz von Chens Stil.[12]
Gao Qifengs Werke erzielen tendenziell höhere Preise als die der anderen Lingnan-Meister. Sein teuerstes Gemälde „Löwe“ (雄狮, 1915) wurde 2010 von China Guardian für 6,72 Millionen Yuan (993.000 US-Dollar) verkauft.[24]
Stil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gao Qifeng verband die besten Elemente westlicher Kunst mit chinesischen Techniken. Er versuchte, das Einzigartige der chinesischen Malkunst zu bewahren und gleichzeitig die besten Kompositionsmethoden der Kunstschulen der Welt zu übernehmen.[25]
Gaos Gemälde zeigen den Einfluss von Ju Lian und seinem Verwandten Chao, besonders in seinen frühesten Werken.[2][3] Nach seinen Interaktionen mit der Nihonga-Schule begann Gao, traditionelle chinesische Malansätze mit ausländischen zu vermischen.[6] Seine Verwendung von Licht und Schatten spiegelt die japanische Tradition wider, während sein Verständnis von Geometrie und Perspektive aus westlichen Quellen stammt.[2]
Gao bevorzugte kraftvolle, aber zarte Pinselstriche und lebendige Bilder. Er war bestrebt, Flora und Fauna auf naturalistische Weise darzustellen. Seine Darstellungen von Adlern, Löwen und Tigern sind besonders berühmt. Nach Meinung des Kunstkritikers Li Yuzhong rufen Gaos wütende Löwen und brüllende Tiger einen „kühnen und unnachgiebigen Geist“ hervor.[12]
Landschaften und Figuren sind ebenfalls in Gaos Werk vertreten, obwohl reine Landschaften selten sind.[6][12] Seine Figuren sind meist religiös und umfassen heilige Gestalten wie Bodhidharma.[26]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Preußische Akademie der Künste (Hrsg.): Ausstellung Chinesische Malerei der Gegenwart. Würfel, Berlin-Lankwitz 1934, S. 5, doi:10.11588/diglit.66378.
- ↑ a b c Zhu Wanzhang (朱万章): 高奇峰《松猿图》:画海横舟 劈波至勇 [Gao Qifengs „Kiefer und Affe“: Malen eines Bootes, das über das Meer fährt und mutig die Wellen durchbricht]. In: rmzxb.com.cn. PKKCV, 31. Juli 2017, archiviert vom am 16. März 2021; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch).
- ↑ a b c d Christina Chu: The Art of Gao Qifeng. Hrsg.: Urban Council. Hong Kong Museum of Art, Hong Kong 1981, ISBN 978-962-215-040-9, S. 6 (englisch).
- ↑ a b Ralph Croizier: Art and Revolution in Modern China: The Lingnan (Cantonese) School of Painting, 1906–1951. University of California Press, Berkeley 2023, ISBN 978-0-520-33696-4, S. 16 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j Cai Dengshan (蔡登山): 番禺高奇峰:未尽其才的"岭南三杰 [Panyu Gao Qifeng: Die „Drei Helden von Lingnan“, die ihre Talente nicht voll ausschöpften]. In: Dute News. Shenzhen Media Group, 25. August 2023, archiviert vom am 17. September 2024; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch).
- ↑ a b c d e 【广东美术百年21大家】高奇峰 [21 Meister der Schönen Künste aus Guangdong in den letzten 100 Jahren: Gao Qifeng]. Guangdong Museum, 24. September 2017, archiviert vom am 3. Dezember 2023; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch).
- ↑ Christina Chu: The Art of Gao Qifeng. Hrsg.: Urban Council. Hong Kong Museum of Art, Hong Kong 1981, ISBN 978-962-215-040-9, S. 7 (englisch).
- ↑ Christina Chu: The Lingnan School and Its Followers: Radical Innovation in Southern China. In: Julia Frances Andrews, Kuiyi Shen (Hrsg.): A Century in Crisis: Modernity and Tradition in the Art of Twentieth-century China. Guggenheim Museum, New York 1998, ISBN 978-0-8109-6909-4, S. 67 (englisch).
- ↑ Ralph Croizier: Art and Revolution in Modern China: The Lingnan (Cantonese) School of Painting, 1906–1951. University of California Press, Berkeley 2023, ISBN 978-0-520-33696-4, S. 41 (englisch).
- ↑ Christina Chu: The Art of Gao Qifeng. Hrsg.: Urban Council. Hong Kong Museum of Art, Hong Kong 1981, ISBN 978-962-215-040-9, S. 8 (englisch).
- ↑ a b Julia F. Andrews, Kuiyi Shen: The Art of Modern China. University of California Press, Berkeley 2012, ISBN 978-0-520-23814-5, S. 35 (englisch).
- ↑ a b c d e f g Wang Jingjing (汪晶晶): 高奇峰 谁堪画圣之名 谁享最风光葬礼 [Gao Qifeng: Wer verdient den Titel des „Malerei-Heiligen“? Wer hat das prächtigste Begräbnis?]. In: Southern Metropolis Daily. 6. November 2008, archiviert vom am 5. Januar 2024; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch, über die Digitale Bibliothek von Guangzhou).
- ↑ Ou Haonian (歐豪年): 畫家介紹─高奇峰先生簡介 [Künstlerprofil – Herr Gao Qifeng]. Museum der Schönen Künste Lingnan, archiviert vom am 15. Juli 2024; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch).
- ↑ Paul Pickowicz: Liangyou, Kaleidoscopic Modernity and the Shanghai Global Metropolis, 1926–1945. Brill, Leiden 2013, ISBN 978-90-04-26338-3, S. 232 (englisch).
- ↑ Christina Chu: The Lingnan School and Its Followers: Radical Innovation in Southern China. In: Julia Frances Andrews, Kuiyi Shen (Hrsg.): A Century in Crisis: Modernity and Tradition in the Art of Twentieth-century China. Guggenheim Museum, New York 1998, ISBN 978-0-8109-6909-4, S. 67 (englisch).
- ↑ Ralph Croizier: Art and Revolution in Modern China: The Lingnan (Cantonese) School of Painting, 1906–1951. University of California Press, Berkeley 2023, ISBN 978-0-520-33696-4, S. 86 (englisch).
- ↑ Christina Chu: The Art of Gao Qifeng. Hrsg.: Urban Council. Hong Kong Museum of Art, Hong Kong 1981, ISBN 978-962-215-040-9, S. 11 (englisch).
- ↑ a b Chen Jianying (陈坚盈): 张坤仪(1892-1969) 她的一生只为奇峰而画 [Zhang Kunyi (1892–1969). Sie malte in ihrem Leben nur für Qifeng]. In: Southern Metropolis Daily. 6. April 2009, archiviert vom am 18. Januar 2024; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch, über die Digitale Bibliothek von Guangzhou).
- ↑ Original: 「畫聖高奇峰先生之墓」
- ↑ Tian S. Liang: Gao Qifeng. In: Grove Art Online. 9. Juni 2022, abgerufen am 22. November 2024 (englisch).
- ↑ Christina Chu: The Art of Gao Qifeng. Hrsg.: Urban Council. Hong Kong Museum of Art, Hong Kong 1981, ISBN 978-962-215-040-9, S. 22 (englisch).
- ↑ Paul Pickowicz: Liangyou, Kaleidoscopic Modernity and the Shanghai Global Metropolis, 1926–1945. Brill, Leiden 2013, ISBN 978-90-04-26338-3, S. 214 (englisch).
- ↑ Ralph Croizier: Art and Revolution in Modern China: The Lingnan (Cantonese) School of Painting, 1906–1951. University of California Press, Berkeley 2023, ISBN 978-0-520-33696-4, S. 117 (englisch).
- ↑ Lu Youzhe (吕友者): 岭南画派的艺术及市场 [Der Kunstmarkt der Lingnan-Schule]. In: 东方收藏 [Orientalische Sammlung]. 6. Mai 2014, archiviert vom am 1. Oktober 2024; abgerufen am 22. November 2024 (chinesisch, über Sina.com).
- ↑ Christina Chu: The Lingnan School and Its Followers: Radical Innovation in Southern China. In: Julia Frances Andrews, Kuiyi Shen (Hrsg.): A Century in Crisis: Modernity and Tradition in the Art of Twentieth-century China. Guggenheim Museum, New York 1998, ISBN 978-0-8109-6909-4, S. 67–68 (englisch).
- ↑ Ralph Croizier: Art and Revolution in Modern China: The Lingnan (Cantonese) School of Painting, 1906–1951. University of California Press, Berkeley 2023, ISBN 978-0-520-33696-4, S. 102 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Gao, Qifeng |
ALTERNATIVNAMEN | Gāo Qífēng (Pinyin); 高奇峰 (chinesisch); Kao Chi-feng (veraltet) |
KURZBESCHREIBUNG | chinesischer Maler |
GEBURTSDATUM | 13. Juni 1889 |
GEBURTSORT | Panyu, Guangdong, China |
STERBEDATUM | 2. November 1933 |
STERBEORT | Shanghai, China |