Gartenstadt (Bad Neustadt an der Saale)

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Gartenstadt
Koordinaten: 50° 19′ N, 10° 12′ OKoordinaten: 50° 19′ 26″ N, 10° 11′ 36″ O
Höhe: 250 m ü. NHN
Einwohner: 2202 (30. Nov. 2009)
Postleitzahl: 97616
Vorwahl: 09771
Modell der Gartenstadt, das 1939 in der Zeitschrift „Bauen, Siedeln, Wohnen“ veröffentlicht wurde.
Der Namensgeber der Gartenstadt, SPD-Stadtrat Otto Pilger
Die Kirche St. Konrad in der Gartenstadt 1960

Gartenstadt ist eine Siedlung der Kreisstadt Bad Neustadt an der Saale im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld in Bayern.

Die Gartenstadt wurde in Bad Neustadt a. d. S. Im Jahre 1938 gegründet. Sie entstand im Rahmen des Dr.-Hellmuth-Planes zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in der Rhön. Ein weiterer Hintergrund war akuter Wohnraummangel und der Bedarf an Arbeitskräften der lokalen Fabriken von Siemens (gegründet 1937) und Preh. Kreisleiter Andreas Ingebrand trieb das Projekt bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs voran. Deshalb trug die Gartenstadt zeitweise dessen Namen. Davor sprach man von der „Vierjahresplan-Siedlung“. Federführend bei der Planung war das Gauheimstättenamt in Würzburg. Insgesamt waren 350 Siedlerstellen geplant. Es sollte ein großes Gemeinschaftshaus im Zentrum der Siedlung geben, dass mit seiner Fahnenhalle auch zu propagandistischen Zwecken konzipiert wurde. Bis zum Kriegsende wurden 175 Anwesen errichtet. Die Siedlerstellen sahen zur Selbstversorgung der Familien in jedem Wohngebäude einen Stallraum für die Kleintierhaltung und die gärtnerische Nutzung der 800–1000 m² großen Grundstücke vor.

Ein Protokoll aus dem Jahre 1937 belegte die direkte Beteiligung von Robert Ley und Julius Schulte-Frohlinde bei der Planung: „Pg. Schulte-Frohline legte besonderen Wert auf die Gestaltung der Einzeltypen, wobei er besonders hervorhob, es sei der Wunsch Dr. Ley’s, die Siedlung solle nicht nur aus Einfamilienhäus’chen bestehen, es sei vielmehr anzustreben, der Gesamtsiedlung den Charakter eines Dorfbildes zu geben, (…)“.[1] Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele Flüchtlinge in dem Ortsteil angesiedelt. Dies führte auf Freiflächen zur Errichtung von Barackenquartieren. Auf Initiative (1952) des Stadtrates Otto Pilger erhielt der Stadtteil seinen heutigen Namen „Gartenstadt“. Oberhalb des geplanten NS-Gemeinschaftshauses wurde 1953 die katholische Kirche St. Konrad gebaut. Die ursprüngliche Planung mit den Siedlerstellen wurde deshalb ab ungefähr 1950 weitgehend aufgegeben. Stattdessen wurden unter Beibehaltung des Straßenkonzepts Mehrfamilien-Mietshäuser errichtet. Im Jahr 2013 feierte die Gartenstadt ihr 75-jähriges Bestehen.

  • Jürgen Siebrecht, Neue Siedlungen in Mainfranken, in: Bauen, Siedeln, Wohnen (Zeitschrift der deutschen Arbeitsfront DAF), Heft 8, 1939, Seite 390 ff.
  • Hans Rogosch, Die Gartenstadt wächst, in: Wie hat sich unsere Gemeinde und das Leben in ihr seit 1945 verändert? – Manuskript im Stadtarchiv Bad Neustadt, Seite 19ff. (vermutlich 1962)
  • Thomas Künzl, Die Geburt eines Stadtteils – Die Gartenstadt in Bad Neustadt, in: Reinhold Albert, Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld 2015, Mellrichstadt 2014, S. 373 ff.
  • Guntram Bartemes, vor 80 Jahren war die Wohnungsnot besonders groß, 80 Jahre Gartenstadt in Bad Neustadt (1), in: Reinhold Albert, Heimatjahrbuch Rhön-Grabfeld 2018, Mellrichstadt 2017, S. 15 ff.
  • Gerd-Ludwig Borst, Nationalsozialistischer Prunkbau, Die kühnen Pläne der Nationalsozialisten in Bad Neustadt wurden nichts, in Rhön- und Saalepost, Bad Neustadt, 14. November 2020.
Commons: Gartenstadt (Bad Neustadt an der Saale) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Protokoll vom 26. März 1937, Stadtarchiv Bad Neustadt a.d. Saale.