Gelatinöse Sprengstoffe

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Gelatinöse Sprengstoffe
Chemische Zusammensetzung
Sprengkräftige Bestandteile
  • Ammoniumnitrat
  • Sprengöle (aliphatische Salpetersäureester)
  • aromatische Nitroverbindungen
  • Cellulosenitrat, Kollodiumwolle
Weitere Bestandteile
  • Füllstoff: Sägemehl, Glasperlen
  • Imprägniermittel: Paraffin
Physikalische Eigenschaften
Dichte
g/cm³
ca. 1,45
Sauerstoffbilanz
%
ca. 1,5
Explosionswärme
kJ/kg
ca. 4800
Schwadenvolumen
l/kg
ca. 850
Spezifische Energie
(l·MPa)/kg
ca. 1100
Detonationsgeschwindigkeit
m/s
5000 bis 6200
Explosionstemperatur
K
unbekannt
Eigenschaftsvergleich
Brisanz mittel
Zündempfindlichkeit mittel
Schwadenvolumen mittel
Preis gering
Referenzen[1][2][3][4]

Gelatinöse Sprengstoffe sind nach DIN 20163 eine Untergruppe der gewerblichen Sprengstoffe und werden u. a. zum Sprengen von Gesteinen und Bauwerken in großem Maßstab eingesetzt.

Zusammensetzung

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Gelatinöse Sprengstoffe bestehen aus aliphatischen Salpetersäureestern, sogenannten Sprengölen, wie Glycerintrinitrat, Ethylenglycoldinitrat oder Diethylenglycoldinitrat, aromatischen Nitroverbindungen, wie Dinitrotoluol, Trinitrotoluol, und Ammoniumnitrat bzw. deren Gemischen. Zur Verringerung der Schlagempfindlichkeit sind diese mit 6 bis 8 % Cellulosenitrat oder Kollodiumwolle gelatiniert. Wegen möglicher krebserregender Wirkung wird versucht, den Anteil an aromatischen Nitroverbindungen zu reduzieren.

Als Füllstoffe werden feines Sägemehl und Glasperlen eingesetzt. Die gelatinösen Sprengstoffe zur Gesteinssprengung werden zur Kennzeichnung rötlich eingefärbt. Der Sprengstoff wird in Stangen, sogenannten Patronen, geliefert.

Da die Handhabungssicherheit von Dynamit nicht gegeben war, wurde es in den nachfolgenden Jahren vor allem durch die sicheren gelatinösen Sprengstoffe und die Ammoniumnitrat-Sprengstoffe ersetzt.

Die gelatinösen Sprengstoffe haben im Mittel die in nebenstehender Tabelle angegebenen Kennwerte.

Gelatinöse Sprengstoffe liegen von der Brisanz zwischen den brisanteren militärischen und den weniger brisanten Emulsionssprengstoffen bzw. pulverförmigen Sprengstoffen und erzeugen mittlere Schwadenvolumen, sodass sie sich perfekt zum Sprengen von Bauwerken eignen.

Das enthaltene Sprengöl wirkt gefäßerweiternd und kann bei Hautkontakt oder unzureichender Belüftung bei der Arbeit zu Kopfschmerzen führen.

Gelatinöse Sprengstoffe werden für folgende Einsätze verwendet:

Weniger geeignet sind gelatinöse Sprengstoffe für folgende Einsatzbereiche:

  • Gesteinsgewinnung in Steinbrüchen bzw. Großbohrlochsprengungen: hier werden meist pulverförmige ANC-Sprengstoffe verwendet; gelatinöse Sprengstoffe werden nur als Beiladung verwendet.
  • Metalle: aufgrund der nur mäßigen Brisanz gelatinöser Sprengstoffe werden zum Trennen in Schneidladungen meist brisantere, z. B. militärische Sprengstoffe (TNT, Hexogen etc.) verwendet. Für die Umformung von Metallen sind gelatinöse Sprengstoffe dagegen geeignet[5].
Dieses Bild zeigt eine aufgeschnittene Patrone des gelatinösen Eurodyn-Sprengstoffs
Aufgeschnittene 125-Gramm-Patrone des gelatinösen Sprengstoffs Eurodyn 2000

Gelatinöse Sprengstoffe werden unter den folgenden Namen vertrieben:

  • Eurodyn 2000 von Orica Troisdorf, hauptsächlich aus Glycoldinitrat bestehend, Detonationsgeschwindigkeit: ca. 6200 m/s, Explosionswärme: 4509 kJ/kg[6]
  • Poladyn von Westspreng Finnentrop
  • Gelamon von Sprengstoffwerke Gnaschwitz
  • Austrogel G1 und G2 sowie Gelatine Donarit S von Austin Powder
  • Donarit, Produzent: Sprengstoff A. G. DONARIT, Hamburg – Schiebusch (historisch, Erster und Zweiter Weltkrieg)
  • Ammongelit wurde von den Sprengmittelwerken Würgendorf als gelatinöser Sprengstoff in drei Varianten (Ammongelit I, Ammongelit II und Ammongelit III) mit unterschiedlichen Gehalten an Ammoniumnitrat und Nitroglycol und daher unterschiedlichen Sprengcharakteristiken produziert.[7] Die Produktion wurde jedoch zu Gunsten von Eurodyn 2000 eingestellt.
  • Romperit von der Sprengstoffverkaufsgesellschaft Berlin, die Produktion wurde eingestellt.[8]

Verwendungsrisiken

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Gelatinöse Sprengstoffe haben gegenüber Emulsionssprengstoffen einige Nachteile (Beispiele):[9]

  • mechanische Empfindlichkeit,
  • giftige Bestandteile,
  • „Reste“, die nicht detoniert sind, können durch unbeabsichtigtes Anbohren oder Anbaggern (z. B. des Haufwerks) gezündet werden,
  • toxische Bestandteile (Sprengöl) können durch die Haut oder Atmung aufgenommen werden und sind in den Sprengschwaden unter Umständen erheblich bis gesundheitsgefährdend enthalten,
  • bei Transport, Umgang und Lagerung sind die Richtlinien und Normen zu Sprengstoffen einzuhalten,
  • gelatinöse Sprengstoffe altern durch Ausschwitzen von Sprengöl oder andere Zersetzungserscheinungen,
  • nur bedingte Wasserbeständigkeit,
  • der Laderaum (z. B. Bohrloch) wird unter Umständen nicht vollständig ausgefüllt.

Einzelnachweise

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  1. Datenblatt der Explosivstoffe Eurodyn 2000 und F19. Orica Mining Services (oricaminingservices.com).
  2. Technische Datenblätter Gelatinöse Sprengstoffe. Austin Powder GmbH, St. Lambrecht (austinpowder.at).
  3. Technisches Datenblatt Eurodyn 2000. Orica GmbH, Troisdorf (oricaminingservices.com).
  4. Technisches Datenblatt Gelamon. Sprengstoffwerke Gnaschwitz GmbH, Schönebeck.
  5. David Domjahn: Umformung von Metall mittels Eurodyn 2000. In: sprengen.de. 23. März 2017, abgerufen am 25. April 2017.
  6. Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik, 2., aktualisierte Auflage. Walhalla Fachverlag, Regensburg 2021, doi:10.5771/9783802947780, S. 110.
  7. Josef Köhler, Rudolf Meyer: Explosivstoffe. Wiley-VCH, ISBN 978-3-527-28864-9.
  8. Das Romperit Sprengkultur-Verfahren. 4. Auflage. Sprengstoff-Verkaufs-Gesellschaft m. b. H., Berlin W9 1934.
  9. Alfred Maier in Darf man jeden Sprengstoff einsetzen? In: Der Sprengbefugte, Nr. 200/Juni 2018, S. 16.