Georg Gelbke
Georg Hermann Gelbke (* 12. September 1882 in Rochlitz; † 17. März 1947 in Dresden) war ein sächsischer Maler und Grafiker.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Vater Gelbkes war der Rochlitzer Arzt Alfred Gelbke. Gelbke litt seit seiner Kindheit an einer doppelten Rückgratverkrümmung, was ihn in seiner Bewegungsfreiheit einschränkte. Er studierte an der Kunstakademie Dresden, wo er auch Richard Birnstengel kennenlernte, mit dem ihn viele Gemeinsamkeiten verbanden. Danach lebt er für einige Jahre in Chemnitz. Hier war Mitglied er Künstlergruppe Chemnitz.
Seine Studienreisen führten ihn nach Böhmen, Paris, Korsika und Dalmatien. Ein kunstsinniger Gutsverwalter bei Dresden ließ seine Töchter von Birnstengel und Gelbke im Zeichnen unterrichten, mit der Folge, dass beide eine der Töchter heirateten und damit verschwägert wurden.
Obgleich Gelbke im Ersten Weltkrieg nicht als Soldat an der Front war gehört er zu den ersten deutschen Künstlern, die versuchten, mit Bildern gegen den Krieg aufzurütteln, insbesondere mit den Lithografie-Zyklen Der Tod im Kriege (1915) und Mich schaudert dieses Krieges! Ein Beitrag zur Kulturkritik (1916).
Gelbke war in den 1920er Jahren in Dresden als Künstler etabliert. Er war Mitglied im Deutschen Künstlerbund.[1] 1920 veröffentlichte die Berliner Monatszeitschrift „Revue des Monats“ zu dem Essay „Atelierzauber. Ein Blick in die Werkstatt Dresdener Künstler“ ein Foto Gelbkes.[2]
Gelbke war nach 1930 mehrmals zu Gast in Nidden, wo Birnstengel ein Haus hatte und die beiden gemeinsame Werke, vor allem Winterbilder der kurischen Landschaft schufen. Seine Lieblingsmotive fand er in den Fischerdörfern auf der Nehrung. Gelbke schuf auch die Emporenbilder und das Lutherbild in der kleinen Dorfkirche in Schönborn. Die Vorschläge lieferte ihm der Seifersdorfer Pfarrer Karl Josef Friedrich, bei dem sich Gelbke öfter aufhielt.[3]
Das grafische Œuvre Gelbkes umfasst neben Lithografien mehrere Mappenwerke mit Kaltnadelradierungen.
1937 wurden im Rahmen der deutschlandweiten konzertierten Aktion „Entartete Kunst“ aus der Kunsthütte Chemnitz Gelbkes Blätter I bis IV der Lithografie-Serie „Kriegsfolge“ und die Radierung „Muttertod“ beschlagnahmt und vernichtet.[4] Gelbke konnte jedoch weiter Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste bleiben und sich an Ausstellungen beteiligen. Für diese Zeit ist seine Teilnahme an 20 Ausstellungen sicher belegt.[5]
Das Dresdener Adressbuch verzeichnet ihn 1943 als Kunstmaler und Radierer in der Reichenbachstraße 49 und seine Arbeitsräume in der Ostbahnstraße 29. Beim Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 wurde ein großer Teil seines künstlerischen Werkes vernichtet.
Darstellung Gelbkes in der bildenden Kunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl Brose: Georg Gelbke (Plakette mit dem Porträt Gelbkes; Metallguss, 1909)[6]
Öffentliche Sammlungen mit Werken Gelbkes (unvollständig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chemnitz: Kunstsammlungen am Theaterplatz[7]
- Oelsnitz: Sammlung Erzgebirgische Landschaftskunst
- Stendal: Winckelmann-Museum[7]
- Stralsund: Stralsund Museum
Weitere Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Druckgrafik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gefesselter Tod (Kaltnadelradierung, 1913)[8]
- Mich schauderts dieses Krieges (Serie von Lithografien; 1916)[9]
- Das fühlende Schweigen (sieben Lithografien zu Alwin F. Gebhardt „Das fühlende Schweigen. 6 Dichtungen“; Vorzugsausgabe mit 100 Ex.; Verlag E. Richter, Dresden, 1919)
- Erzgebirgskamm (Radierung)[10]
Zeichenkunst
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Clivia (Aquarell, 1927)[11]
- Reichenbachstraße (Aquarell, 1930)[12]
- Dünenlandschaft (um 1935)[13]
- Kärnten[14]
- Mädchenbildnis (Rötelzeichnung)[15]
- Selbstbildnis (Aquarell)[16]
- Selbstbildnis (1927, Kohle-Zeichnung ?)[17]
Tafelbilder
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurische Nehrung, Pillkoppen (Öl, 1937)[18]
Einzelausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1989: Erfurt, Schloss Molsdorf („Grafik aus Dresden“; mit Walter Helfenbein und Walter Richard Rehn)
- 1992: Dresden, Leonhardi-Museum
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Wolfgang Singer: Gelbke, Georg. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 13: Gaab–Gibus. E. A. Seemann, Leipzig 1920, S. 359 (Textarchiv – Internet Archive).
- Gelbke, Georg. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 221 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Gelbke, Georg. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 514 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Georg Gelbke – Ein Malerleben zwischen Dresden, Kärnten und Kurischer Nehrung. Der sächsische Maler und Grafiker Georg Gelbke (1882-1947). Husum Verlag, Husum 2007, ISBN 978-3-89876-344-8.
- Stefanie Gerike: Gelbke, Georg. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 51, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22791-4, S. 171.
- Andreas Albert (Hrsg.): Georg Gelbke. Werkverzeichnis der druckgraphischen Arbeiten. Sandstein, Dresden, 1999
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Ordentliche Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes. Gelbke, Georg Hermann. In: kuenstlerbund.de. Deutscher Künstlerbund, abgerufen am 4. April 2021.
- ↑ SLUB Dresden: Revue des Monats, 3.1928/29, H. 4, Februar. Abgerufen am 26. Oktober 2021 (deutsch).
- ↑ Stefanie Gerike: Gelbke, Georg. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 51, Saur, München u. a. 2006, ISBN 3-598-22791-4, S. 171.
- ↑ Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin
- ↑ Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutscher Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
- ↑ Plakette mit Porträt des Malers Geog Gelbke. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ a b Georg Gelbke (1882-1947), auf nat.museum-digital.de
- ↑ Gefesselter Tod. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Mich schaudert's dieses Krieges, Blatt 3. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Gelbke, Georg - Sammlung "Erzgebirgische Landschaftskunst". Abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Clivia. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Reichenbachstraße (Dresden). deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Dünenlandschaft. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Kärnten. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Mädchenbildnis. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Selbstbildnis Georg (Hermann) Gelbke. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Georg Hermann Gelbke. deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
- ↑ Kurische Nehrung (Pillkoppen). deutschefotothek.de, abgerufen am 26. Oktober 2023.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Georg Hermann Gelbke bei Bildindex der Kunst & Architektur
- Literatur von und über Georg Gelbke im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Georg Gelbke bei der Galerie Himmel, Dresden
- Hauptnachlass und Teilnachlass von Georg Gelbke in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Personendaten | |
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NAME | Gelbke, Georg |
ALTERNATIVNAMEN | Gelbke, Georg Hermann (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Maler und Grafiker |
GEBURTSDATUM | 12. September 1882 |
GEBURTSORT | Rochlitz |
STERBEDATUM | 17. März 1947 |
STERBEORT | Dresden |