Gilberte de Courgenay
Gilberte de Courgenay, eigentlich Gilberte Schneider-Montavon, geborene Montavon (* 20. März 1896 in Courgenay; † 2. Mai 1957 in Zürich), war eine Schweizer Kellnerin, die in den beiden Weltkriegen als La petite Gilberte[1] zum Soldatenidol und zu einer patriotischen Kultfigur wurde.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu Beginn des Ersten Weltkrieges war sie 18 Jahre alt und arbeitete mit ihren beiden Schwestern während des Krieges im elterlichen Hôtel de la Gare in Courgenay. Das nahe der französischen Grenze gelegene Dorf in der Ajoie wurde zum Truppenstützpunkt. Es gab unterschiedliche Auffassungen über die beiden Kriegsparteien Frankreich und Deutschland, die das Verhältnis zwischen den Westschweizern (Romands) und Deutschschweizern belasteten.[2]
Gilberte, die die Gabe hatte, diese Differenzen leicht zu überbrücken, bewirtete Tausende von Soldaten und Offizieren und wurde von diesen schwärmerisch verehrt. Hanns In der Gand machte das von den Entlebucher Militärmusikern Robert Lustenberger und Oskar Portmann im Winter 1915/16 getextete und komponierte zweisprachige Lied La petite Gilberte de Courgenay bekannt.[3] Dieses wurde rasch populär, und so wurde auch Gilberte im ganzen Land bekannt.
Nach ihrer Hochzeit mit Louis Schneider zog sie 1923 nach Zürich.[2] In den Aktivdienstjahren des Zweiten Weltkriegs 1939–1945 wurde sie zur Symbolfigur[1] des nationalen Zusammenhalts gegen Nazi-Deutschland aufgebaut. Am Schauspielhaus Zürch lief das Dialektstück Gilberte de Courgenay. Schneider-Montavon wurde für das Radio eingespannt, um sich mit ermutigenden Worten an die Soldaten im Aktivdienst zu wenden. Ihre Prominenz und das grosse Interesse der Medien belasteten sie psychisch. Sie starb 1957 an einem Krebsleiden und wurde auf dem Friedhof Nordheim in Zürich begraben.[2]
Filmische und literarische Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Dienste der Geistigen Landesverteidigung der Schweiz im Zweiten Weltkrieg wurde Gilberte als Protagonistin eines Romans von Rudolph Bolo Mäglin (1939), eines Theaterstückes und zweier Filme (August Kerns Marguerite et les soldats von 1940 bis 1941 und Franz Schnyders Gilberte de Courgenay von 1941) mit Anne-Marie Blanc in der Hauptrolle endgültig zur patriotischen Kultfigur.
Ehrungen und Gedenken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein 1979 gegründeter Verein kaufte das Restaurant de la Gare in Courgenay.[1]
- 1998 wurde der Verein in eine Stiftung umgewandelt und das Haus renoviert.[1]
- In Bern-Brünnen (Westside) wurde ein Platz nach ihr benannt.[4][1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dominique Prongué: Gilberte de Courgenay. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Damien Bregnard: Gilberte de Courgenay : les années 1914–1918. Courgenay 2001.
- Franz Burgert: Das Lied von Courgenay: die wahre Entstehungsgeschichte ; das wundersamste Liederschicksal. Das Entlebucher Medienhaus, Schüpfheim [2016], ISBN 978-3-906832-02-9.
- Janine Schmutz: Idéal de femme suisse. Die Heldin des Schweizer Spielfilms «Gilberte de Courgenay» (1941) als Frauenleitbild. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte. Bd. 53 (2003), S. 174–196 (Digitalisat auf e-npa.ch).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Publikationen von und über Gilberte de Courgenay im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- Literatur von und über Gilberte de Courgenay im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Infos über Gilberte de Courgenay auf Archive g26.ch ( vom 11. April 2008 im Internet Archive)
- Theater Steffisburg 2003 mit Fotogalerie von Gilberte de Courgenay ( vom 7. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Infos über Gilberte de Courgenay auf der offiziellen Website von Rudolph Bolo Mäglin
- Text des Liedes über Gilberte de Courgenay
- Margritli und d’Soldate – Ernstes und Heiteres aus der Grenzbesetzung bei IMDb
- Gilberte de Courgenay bei IMDb
- Beat Kuhn: Vom Mythos einer Kellnerin im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 22. August 2022
- Beat Kuhn: Der «Gilberte-Mythos» lebt weiter im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 23. August 2022
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e Georges Andrey: La Suisse Romande: Une histoire à nulle autre pareille! Éditions du Belvédère, Pontarlier 2012, ISBN 978-2-88419-227-9, S. 347 f.
- ↑ a b c Daniel Foppa: Berühmte und vergessene Tote auf Zürichs Friedhöfen. Limmat Verlag, Zürich 2000, ISBN 3-85791-324-X, S. 140 f.
- ↑ Tondokument der Fonoteca Svizzera, Lugano: https://www.fonoteca.ch/cgi-bin/oecgi4.exe/inet_fnbasedetail?REC_ID=111333.011&LNG_ID=DEU
- ↑ Deskriptor, burgerbib.ch. Abgerufen am 11. November 2021.
Personendaten | |
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NAME | Courgenay, Gilberte de |
ALTERNATIVNAMEN | Montavon, Gilberte (wirklicher Name); Schneider-Montavon, Gilberte |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Kellnerin, die zum Soldatenidol wurde |
GEBURTSDATUM | 20. März 1896 |
GEBURTSORT | Courgenay |
STERBEDATUM | 2. Mai 1957 |
STERBEORT | Zürich |