Löllingit

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Löllingit
Löllingit aus der Franklin Mine, Sussex County, New Jersey, USA
(Größe ~ 2,5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

[1]

Andere Namen
  • Arseneisen[2]
  • Arsenikalkies (nach Weiß)[2]
  • Axotomer Arsenikkies[3]
  • weicher Giftkies[4]
Chemische Formel FeAs2
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/C.08
II/D.23-010[5]

2.EB.15a
02.12.02.09
Ähnliche Minerale Arsenopyrit (Arsenkies), Gersdorffit
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[6]
Raumgruppe Pnnm (Nr. 58)Vorlage:Raumgruppe/58[7]
Gitterparameter a = 5,30 Å; b = 5,98 Å; c = 2,88 Å[7]
Formeleinheiten Z = 2[7]
Zwillingsbildung überwiegend verzwillingt nach {011}, auch Drillinge
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5 bis 5,5 (VHN100= 859–920 kg/mm2)[8]
Dichte (g/cm3) gemessen: 7,40 (synthetisch); berechnet: 7,47[8]
Spaltbarkeit selten deutlich nach {010} und {101}[8]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe silberweiß, grau anlaufend
Strichfarbe grauschwarz[5]
Transparenz undurchsichtig (opak)[8]
Glanz Metallglanz[8]
Magnetismus vor dem Lötrohr schwer zu einer magnetischen Kugel schmelzend
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale im frischen Bruch deutlich heller als Arsenopyrit

Löllingit, auch veraltet als Arseneisen[2] oder Arsenikalkies[2] bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung FeAs2 und damit chemisch gesehen ein Eisenarsenid, genauer Eisendiarsenid.

Löllingit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt prismatische Kristalle, kommt aber auch in Form massiger Aggregate vor. Das Mineral ist undurchsichtig und zeigt auf den Oberflächen der in frischem Zustand silberweißen Proben einen metallischen Glanz. An der Luft laufen diese nach einiger Zeit grau an. Der frische Mineralbruch hat eine hellere Farbe als der ansonsten ähnliche Arsenopyrit.

Etymologie und Geschichte

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Benannt wurde Löllingit 1845 durch Wilhelm Ritter von Haidinger nach dessen Typlokalität (erstem Fundort) Lölling im österreichischen Bundesland Kärnten. Bekannt war das Mineral aber bereits früher unter den Bezeichnungen Arseneisen[2], Arsenikalkies (nach Weiß)[2] und Axotomer Arsenikkies.[9]

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Technischen Universität Bergakademie Freiberg (TU-BA) unter der Katalog-Nummer 3617 (HT) aufbewahrt.[10][11]

Da der Löllingit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Löllingit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[12] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Löllingit lautet „Lö“.[1]

Bereits in der zuletzt 1977 überarbeiteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Löllingit zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung „Sulfide mit M : S < 1 : 1“, wo er gemeinsam mit Rammelsbergit und Safflorit sowie im Anhang mit Froodit und Pararammelsbergit in der „Löllingit-Reihe“ mit der Systemnummer II/C.08 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer II/D.23-010. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te < 1 : 1“, wo Löllingit zusammen mit Costibit, Nisbit, Oenit, Rammelsbergit, Safflorit und Seinäjokit die „Löllingitgruppe“ mit der Systemnummer II/D.23 bildet.[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[13] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Löllingit in die Abteilung „Metallsulfide mit M : S ≤ 1 : 2“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach dem genauen Stoffmengenverhältnis und den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „M : S = 1 : 2, mit Fe, Co, Ni, PGE usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Anduoit, Klinosafflorit, Nisbit, Omeiit, Rammelsbergit und Safflorit die „Löllingitgruppe“ mit der Systemnummer 2.EB.15a bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Löllingit die System- und Mineralnummer 02.12.02.09. Auch dies entspricht der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfidminerale“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n):p=1:2“ in der „Markasitgruppe (Orthorhombisch: Pnnm)“, in der auch Markasit, Ferroselit, Frohbergit, Hastit, Mattagamit, Kullerudit, Omeiit, Anduoit, Seinäjokit, Safflorit, Rammelsbergit und Nisbit eingeordnet sind.

Kristallstruktur

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Struktur von Löllingit, _ As 0 _ Fe

Löllingit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnnm (Raumgruppen-Nr. 58)Vorlage:Raumgruppe/58 mit den Gitterparametern a = 5,30 Å, b = 5,98 Å und c = 2,88 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[7]

Modifikationen und Varietäten

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Als Glaukopyrit wird eine cobalthaltige Varietät des Löllingit bezeichnet.[14] Es besteht eine Mischbarkeit mit dem Safflorit, CoAs2[8] Allerdings ist diese Mischbarkeit nicht vollständig. Ebenfalls kann Eisen teilweise gegen Nickel ausgetauscht werden und Arsen gegen Schwefel.[15]

Bildung und Fundorte

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Derber Löllingit aus der Nine Mile Mine, Broken Hill, Yancowinna County, New South Wales, Australien (Größe: 4,6 × 3,2 cm)
Buntfarbig angelaufener Löllingit aus Hebron, Oxford Co., Maine, USA (Größe: 2 cm)

Löllingit bildet sich entweder in magmatischen Gesteinen wie Pegmatit oder als Nebenbestandteil in hydrothermalen Erzgängen. Begleitet wird es unter anderem von Calcit, Nickelin, Pharmakosiderit, Siderit, Skutterudit und Bismut.

Als eher seltene Mineralbildung kann Löllingit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher fast 900 Vorkommen dokumentiert (Stand 2024).[16] Neben seiner Typlokalität Lölling trat das Mineral in Österreich unter anderem noch an mehreren Orten am Hüttenberger Erzberg, bei Sankt Martin am Silberberg, an der Saualpe und am Markogel in Kärnten; am Schlossberg bei Gloggnitz in Niederösterreich; im Gasteinertal und am Rotgüldensee in Salzburg sowie am Semmering Basis Tunnel (Semmering-Pass) bei Dürrhof, an den Vetternspitzen und an der Zinkwand in den Schladminger Tauern auf.

In Deutschland fand sich Löllingit vor allem im Schwarzwald (Wittichen, Oberwolfach), im Spessart (Hartkoppe, Schöllkrippen), im Bayerischen Wald, im Odenwald, im Harz (Rammelsberg, Sankt Andreasberg), im Siegerland, im Erzgebirge und im Vogtland.

In der Schweiz konnte das Mineral bisher nur im Kanton Wallis gefunden werden, genauer bei Ayer (Val d’Anniviers), Saint-Luc VS, Pipjitälli und Salanfe gefunden werden.

Weitere Fundorte sind unter anderem in Ägypten, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Georgien, Ghana, Griechenland, Grönland, Guinea, Indien, Iran, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Korea, Kosovo, der Demokratischen Republik Kongo, Marokko, Mexiko, der Mongolei, Namibia, Norwegen, Pakistan, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, der Slowakei, Spanien, Südafrika, Tschechien, Tadschikistan, der Ukraine, Ungarn im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[17]

Auch in Gesteinsproben vom Ostpazifischen Rücken konnte Löllingit nachgewiesen werden.[17]

Löllingit dient als Rohstoff zur Gewinnung von Arsen.

  • August Breithaupt: Ueber die in der Natur vorkommenden Arseneisen. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 24. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1841, S. 265–267 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. Juli 2024]).
  • Wilhelm Haidinger: Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Braumüller und Seidel, Wien 1845, S. 559, Zweite Klasse: Geogenide. XIII. Ordnung. Kiese II. Arsenikkies. Lölingit (rruff.info [PDF; 246 kB; abgerufen am 17. Juli 2024]).
  • Arne Kjekshus, Trond Rakke, Arne F. Andresen: Compounds of the marcasite type crystal structure. IX. Structural data for FeAs2, FeSe2, NiAs2, NiSb2, and CuSe2. In: Acta Chemica Scandinavica. A28, 1974, S. 996–1000, doi:10.3891/acta.chem.scand.28a-0996 (englisch, actachemscand.org [PDF; 568 kB; abgerufen am 17. Juli 2024]).
  • Michael Fleischer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 54, 1969, S. 1495–1499, S. 1497: New Data. Safflorite–Loellingite (englisch, rruff.info [PDF; 324 kB; abgerufen am 17. Juli 2024]).
  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 40.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 47 (Dörfler Natur).
Commons: Löllingite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e f Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 176, 265.
  3. Wilhelm Haidinger: Handbuch der Bestimmenden Mineralogie. Braumüller und Seidel, Wien 1845, S. 559, Zweite Klasse: Geogenide. XIII. Ordnung. Kiese II. Arsenikkies. Lölingit (rruff.info [PDF; 246 kB; abgerufen am 17. Juli 2024]).
  4. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905): Arsenikālkies bei Zeno.org.
  5. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. David Barthelmy: Lollingite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
  7. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 108 (englisch).
  8. a b c d e f Löllingite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 60 kB; abgerufen am 16. Juli 2024]).
  9. August Breithaupt: Ueber die in der Natur vorkommenden Arseneisen. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 24. Johann Ambrosius Barth, Leipzig 1841, S. 265–267 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 17. Juli 2024]).
  10. Catalogue of Type Mineral Specimens – L. (PDF 262 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 17. Juli 2024 (Gesamtkatalog der IMA).
  11. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF; 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
  12. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  13. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  14. Glaucopyrite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
  15. Skage R. Hem, Emil Makovicky: The system Fe–Co–Ni–As–S. II. phase relations in the (Fe,Co,Ni)As1,5S0,5 section at 650° and 500°C. In: The Canadian Mineralogist. Band 42, 2004, S. 63–86 (englisch, rruff.info [PDF; 1,7 MB; abgerufen am 17. Juli 2024]).
  16. Localities for Löllingite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Juli 2024 (englisch).
  17. a b Fundortliste für MineralName beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 17. Juli 2024.