Goldenes Frauenhaarmoos
Goldenes Frauenhaarmoos | ||||||||||||
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Polytrichum commune | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Polytrichum commune | ||||||||||||
Hedw. |
Das Goldene Frauenhaarmoos (Polytrichum commune), auch Gemeines bzw. Gewöhnliches Widertonmoos oder Großes Haarmützenmoos genannt, ist ein Moos aus der Gattung der Widertonmoose (Polytrichum). Es wurde von der Bryologisch-lichenologischen Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa zum Moos des Jahres 2010 gewählt.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beim Goldenen Frauenhaarmoos handelt es sich um ein akrokarpes (gipfelfrüchtiges) Moos, das relativ auffällige dunkelgrüne bis blaugrüne Polster bildet. Die Polster sind meist etwas weniger steif aufrecht als diejenigen des Schönen Widertonmooses. Das Moos hat mit 10 bis 40 cm recht lange, meist unverzweigte Stängel. Damit ist es das höchste europäische Moos.
Die Blätter sind spiralig um den Stängel angeordnet. Sie sind schmal lanzettlich, 8 bis 12 mm lang, feucht abstehend und trocken anliegend. Die Blätter haben eine deutliche, bis in die Blattspitze reichende Rippe mit vielen Lamellen. Im Gegensatz zum ähnlichen Schönen Widertonmoos haben die Lamellen an ihrer oberen Kante eine Furche. Der Blattrand ist bis zur Scheide scharf gezähnt.
Besonders auffällig ist die vierkantige, gelb- bis rotbraune Sporenkapsel, die im jungen Zustand von einer Haube aus relativ hellen langen Filzhärchen (Name!) umgeben ist. Die Sporenkapsel befindet sich auf einem 6 bis 12 cm langen Stiel, der jeweils am Ende eines Stängels steht.
Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf Grund seiner guten Zugfestigkeit und Zähheit wurden im Mittelalter aus dem Moos sogenannte Mooszöpfe geflochten, die unter anderem als Schiffstaue Verwendung fanden.[1]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es handelt sich um eine nahezu kosmopolitische Art. Das Hauptvorkommen des Goldenen Frauenhaarmooses erstreckt sich bis in Höhenlagen von etwa 2000 Metern. Es besiedelt eher saure feuchte Standorte und ist öfter an nassen Stellen in Nadelwäldern oder in bewaldeten Mooren anzutreffen.
Analogiezauber
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Goldene Frauenhaarmoos wurde im Kleinen Destillierbuch des Hieronymus Brunschwig „Güldin wyder don“ oder „Güldin wyder tod“ genannt.[2] „Abtun“, „Widertun“, „Niederlegen“ und „Abhelfen“ waren Begriffe des Analogiezaubers der Volksmedizin.[3] Für diese Praktiken wurden ausgewählte Pflanzen benutzt. Neben dem Goldenen Frauenhaarmoos waren dies der Braunstielige Streifenfarn, die Mauerraute und – nach Hieronymus Bock (1539, I / 181) – auch einheimische Sonnentau-Arten.[4]
„Die weiber reden also von disen kreüttern / Maurrautt sol niderlegen vnnd abhelffen / dargegen sol das braun hörlin mit den Lynsen bletlin widerbringen vnnd auff helffen / solches thůt auch das Jungfraw hor [Goldenes Frauenhaarmoos und Sonnentau-Arten].“
Die Alchemisten verwendeten zur Darstellung der Materia prima u. a. das Goldene Frauenhaarmoos, Sonnentau-Arten und Schöllkraut. Auswahlkriterium war die gold-gelbe Farbe dieser Pflanzenarten.[6][7][8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jan-Peter Frahm, Wolfgang Frey: Moosflora (= UTB. 1250). 4., neubearbeitete und erweiterte Auflage. Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8252-1250-5.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heinrich Beck, Dieter Geuenich, Heiko Steuer (Hrsg.): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Band 33: Waagen und Gewichte – Wielandlied. 2., völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-11-018388-9, S. 116.
- ↑ Hieronymus Brunschwig. Kleines Destillierbuch. Straßburg 1500, Blatt 120r Digitalisat
- ↑ Siehe auch im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. I / 21: Abdontag; Bd. I / 123: Abtun; Bd. IX / 559: Widerton.
- ↑ Hieronymus Bock. New Kreütter Buch. Straßburg 1539, Buch I, Cap. 181 Digitalisat
- ↑ Hieronymus Bock. New Kreütter Buch. Straßburg 1539, Buch I, Cap. 182 Digitalisat
- ↑ Otto Brunfels. Contrafeyt Kreüterbuch. Straßburg 1532. Digitalisat
- ↑ Philipp Lorenz Geiger: Handbuch der Pharmacie zum Gebrauche bei Vorlesungen & zum Selbstunterrichte für Ärzte, Apotheker & Droguisten. Wolters, Stuttgart, 2. Band, 2. Hälfte 1830, S. 1631–1632: Polytrichum commune (Digitalisat)
- ↑ Wolfgang Schneider: Lexikon zur Arzneimittelgeschichte. Sachwörterbuch zur Geschichte der pharmazeutischen Botanik, Chemie, Mineralogie, Pharmakologie, Zoologie. Govi-Verlag, Frankfurt a. M. Band 5/3 (1974), S. 108–109: Polytrichum (Digitalisat)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Polytrichum commune. British Bryological Society, abgerufen am 28. November 2021 (englisch).