Gott von Ferdinand von Schirach
Film | |
Titel | Gott von Ferdinand von Schirach |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2020 |
Länge | 93 Minuten |
Altersfreigabe | |
Stab | |
Regie | Lars Kraume |
Drehbuch | Ferdinand von Schirach |
Produktion | Oliver Berben |
Kamera | Frank Griebe |
Schnitt | Barbara Gies |
Besetzung | |
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Gott von Ferdinand von Schirach (Eigenschreibweise GOTT) ist ein Filmdrama von Regisseur Lars Kraume aus dem Jahr 2020 mit Barbara Auer, Lars Eidinger und Matthias Habich in den Hauptrollen. Der Film wurde am 23. November 2020 erstmals im Ersten und des SRF ausgestrahlt und basiert auf dem Theaterstück Gott von Ferdinand von Schirach aus demselben Jahr.[2]
Der Intendant Alexander Wrabetz und Programmdirektorin Kathrin Zechner des ORF entschieden nach dem Terroranschlag in Wien am 2. November 2020, die Ausstrahlung zu verschieben, weil die „geballte gesellschaftliche Belastung jenen Diskussionsraum, den dieses besonders wichtige Thema verdient und braucht“, unmöglich machen würde.[3] Der Film wurde in Österreich schließlich am 4. März 2021 erstmals ausgestrahlt.
Entstehung und Veröffentlichung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gedreht wurde der Film nach einem Drehbuch von Ferdinand von Schirach nach dessen Buchvorlage. Produziert wurde Gott von den Produzenten Heike Voßler und Oliver Berben unter der Produktionsfirma MOOVIE the art of entertainment GmbH (MOOVIE) in Koproduktion mit ARD Degeto Film und Rundfunk Berlin-Brandenburg. Die Produktion kooperierte mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF), dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und Constantin Film. Constantin Film tritt auch als Hauptverleiher des Films auf DVD auf.[4]
Gott wurde von 20. Februar bis 11. März 2020 in Deutschland gedreht.[5] Die Produktion des Films wurde vom FilmFernsehFonds Bayern im Dezember 2019 mit 100.000 Euro gefördert.[6]
Die Erstausstrahlung am 23. November 2020 wurde von 3,88 Mio. Menschen im Ersten verfolgt, das entspricht einem Marktanteil von 11,3 Prozent. Bei den 14- bis 49-Jährigen lag der Marktanteil bei 10,4 Prozent, das sind 1,05 Millionen Zuschauer in dieser jüngeren Altersgruppe.[7]
Rund 546.000 Zuschauer gaben nach dem Film ihre Stimme online und per Telefon ab.[7]
Die anschließende von Frank Plasberg moderierte Diskussionsrunde bei hart aber fair kam auf insgesamt 3,34 Mio. Zuschauer, das entspricht einem Marktanteil von 12,7 Prozent.[7]
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]"Wem gehört unser Leben? Wer entscheidet über unseren Tod? Diese Fragen werden in einem fiktionalen Ethikrat diskutiert. Es geht exemplarisch um den Fall eines 78-jährigen, kerngesunden Mannes, der sein Leben durch ein Medikament mit Hilfe seiner Ärztin beenden will." (Kurzbeschreibung in der ARD-Mediathek)[8]
Abstimmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der erstmaligen Ausstrahlung konnten die TV-Zuschauer ihre Stimme online und per Telefon abgeben. An der ARD-Befragung („Abstimmung“) nahmen etwa 546.000 Zuschauer teil. Sie beantworteten die Frage: „Unter welchen Umständen darf man einem Menschen helfen, sich das Leben zu nehmen? Muss der Staat selbstbestimmtes Sterben ermöglichen? Soll Herr Gärtner das tödliche Medikament bekommen?“ zu 70,8 % mit Ja, zu 29,2 % mit Nein.[9][10]
Das Ergebnis wurde durch Frank Plasberg in seiner Sendung hart aber fair mit Experten diskutiert.[11] Zeitgleich zur Ausstrahlung im Ersten gab es den Film im Rahmen der Eurovision im Schweizer Sender SRF 1 zu sehen – auch dort mit einer Diskussionsrunde nach der Ausstrahlung in der von Barbara Lüthi moderierten Sendung Club spezial.
Ein solches Experiment von Schirach gab es 2016 schon einmal. In Terror – Ihr Urteil wurde ein Gerichtsverfahren gegen einen fiktiven Luftwaffenmajor gezeigt, der ein von Terroristen entführtes Passagierflugzeug vom Himmel schoss, um zu verhindern, dass es über einem vollen Fußballstadion abstürzt. Die Frage, die damals gestellt wurde, war, ob er des Mordes schuldig ist, oder unschuldig, weil er Tote verhindert hat. 86,9 Prozent der Zuschauer in Deutschland stimmten damals für „nicht schuldig“. Das Bundesverfassungsgericht dagegen hatte 2006 ein Gesetz gestoppt, das es der Bundeswehr gestattet hätte, in äußerster Not ein gekidnapptes Flugzeug zu zerstören, da das mit dem Recht auf Leben im Grundgesetz nicht vereinbar sei.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Marie Schmidt bezeichnet den Film in der Süddeutschen Zeitung als „verständlich aber abstrakt“:
„Weil Schirach ein Meister der didaktischen Vereinfachung ist und das Schauspielerensemble so nah und vertraut wirkt, werden die Entscheidungsgrundlagen dazu durch diesen Film absolut verständlich. Einwenden könnte man höchstens, dass ein so klarer Fall reichlich abstrakt ist.“
Nicole Golombek von den Stuttgarter Nachrichten schrieb über den Film:
„Trotz eindrücklicher Reden und Gegenreden bleibt womöglich immer noch jeder bei seiner Haltung, hat aber einige interessante Argumente und Gefühlslagen der jeweils anderen Partei kennengelernt. Nicht das Schlechteste, das man über einen Fernsehabend sagen kann.“
Mehrere Palliativmediziner und Psychologen warfen Ferdinand von Schirach in einem offenen Brief[14] vor, der Film stelle die falsche Frage.[15] Diese sei nämlich, ob es ein Recht auf einen „assistierten“ Suizid gebe. Eine zweite Gruppe von Palliativmedizinern, Juristen und Ethikern protestierte dagegen in einer Replik[16]: Der genannte offene Brief interpretiere das Urteil des Bundesverfassungsgerichts falsch und stelle den Film verzerrt dar. Außerdem sei die Behauptung falsch, Schirach habe die Mediziner „aus der Zeit gefallen“ dargestellt. In Wirklichkeit seien Ärzteverbandvertreter in den vergangenen Jahren mit exakt jenen Argumenten und Sichtweisen aufgetreten, wie sie in Schirachs Film zu hören seien.[17]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Seite über den Film auf daserste.de
- Gott von Ferdinand von Schirach auf YouTube (Bezahlversion).
- Gott von Ferdinand von Schirach bei IMDb
- Gott von Ferdinand von Schirach bei crew united
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Freigabebescheinigung für Gott von Ferdinand von Schirach. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF).
- ↑ "GOTT von F. von Schirach" – ARD | Das Erste. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- ↑ Salzburger Nachrichten: Nach Anschlag in Wien: ORF strahlt Schirachs „Gott“ später aus. Abgerufen am 6. November 2020.
- ↑ Playing God (TV Movie 2020) - Credits. In: Internet Movie Database. Abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ Gott von Ferdinand von Schirach bei crew united, abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ Geförderte Projekte. Abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ a b c ARD-Themenabend Sterbehilfe - GOTT von Ferdinand von Schirach - ARD. Das Erste, abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ Film im rbb: GOTT von Ferdinand von Schirach | ARD Mediathek. Abgerufen am 26. März 2024.
- ↑ Video: Voting-Ergebnis, ARD, 23.11.20 (Video verfügbar bis 23. Dezember 2020)
- ↑ So haben Sie entschieden!, ARD (undatiert)
- ↑ DWDL de GmbH: ARD nennt Sendetermin von Schirachs „Gott“. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- ↑ Marie Schmidt: Letzter Wille. In: Süddeutsche Zeitung. 23. November 2020, abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart Germany: Fernsehkritik: „Gott“ in der ARD: Ferdinand von Schirachs „Gott“ als Mitmachstück. Abgerufen am 5. März 2021.
- ↑ Georg Fiedler, Arno Drinkmann, Iris Hauth, Philipp Lenz, Anne Letsch, Ute Lewitzka, Bernd Oliver Maier, Hannah Müller-Pein, Friedemann Nauck, Christoph Ostgathe, Lukas Radbruch, Andreas Reif, Roman Rolke, Henrikje Stanze, Martin Teising, Martin Weber, Manfred Woltersdorf: Offener Brief an Ferdinand von Schirach. In: FAZ.net. 21. November 2020, abgerufen am 29. November 2020.
- ↑ Michael Hanfeld: Kritik an von Schirachs „Gott“: Mediziner protestieren mit offenem Brief gegen Suizid-Film. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 29. November 2020]).
- ↑ Dietmar Beck, Dieter Birnbacher, Gian Domenico Borasio, Harald Braun, Jörg Cuno, Matthias Dose, Hans Dworzak, Daniel Friedrich, Rita Gabler, Eric Hilgendorf, Hans-Jörg Hilscher, Ulrike Hofmeister, Ralf Jox, Andrea Klein, Astrid Lueg, Benedikt Matenaer, Monika Mayer, Reinhard Merkel, Wolfgang Putz, Thomas Nolte, Jörg Rebhan, Jan-Ole Reichardt, Michael de Ridder, Peter Schmidkonz, Bettina Schöne-Seifert, Angelika Schramm, Franziska Schröder, Marco Stier, Matthias Thöns: Replik auf einen offenen Brief an Ferdinand von Schirach. In: FAZ.net. 28. November 2020, abgerufen am 29. November 2011.
- ↑ Michael Hanfeld: Streit um von Schirachs „Gott“: Mediziner gegen Mediziner. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 29. November 2020]).