Horodok (Lwiw)

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Horodok
Городок
Wappen von Horodok
Horodok (Ukraine)
Horodok (Ukraine)
Horodok
Basisdaten
Oblast: Lwiw Oblast
Rajon: Lwiw Rajon
Höhe: 279 m
Fläche: 29,62 km²
Einwohner: 16.085 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte: 543 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 81504
Vorwahl: +380 3231
Geographische Lage: 49° 47′ N, 23° 39′ OKoordinaten: 49° 46′ 48″ N, 23° 39′ 0″ O
KATOTTH: UA46060070010047335
KOATUU: 4620910100
Verwaltungsgliederung: 1 Stadt, 38 Dörfer
Verwaltung
Bürgermeister: Iwan Sahan
Adresse: майданн Гайдамаків 6
81500 м. Городок
Website: місто Городок (Ukrainisch)
Statistische Informationen
Horodok (Ukraine)
Horodok (Ukraine)
Horodok
i1

Horodok (ukrainisch Городок; russisch Городок Gorodok, polnisch Gródek bzw. ab 1906 Gródek Jagielloński, deutsch selten Grodeck[1]) ist eine ukrainische Stadt mit etwas mehr als 16.000 Einwohnern und war bis 2020 das administrative Zentrum des Rajon Horodok, seither ist sie ein Teil des Rajons Lwiw. Sie liegt an der Wereschyzja in der Oblast Lwiw und befindet sich an der Verbindungsstraße M 11/E 40, 24 km südwestlich der Bezirkshauptstadt Lwiw. Die nächstgrößere Stadt ist Lwiw.

Hauptplatz im Ort

Die Befestigung bzw. Slawischer Burgwall (allgemein in den slawischen Sprachen grad, gród, gorod, horod usw.; das Wortende -ok/-ek ist diminutiv) im Fürstentum Galizien wurde 1213 als Гороԁокь zum ersten Mal schriftlich erwähnt[2], 1227 war es im Besitz des Fürstes Mstislaw Mstislawitsch. Ab 1349 im Königreich Polen, kurz danach siedelten sich im Ort die Franziskaner an, die römisch-katholische Pfarrei wurde 1372 von Wladislaus II. von Oppeln, dem Statthalter in der „Rus“ gestiftet.[3] 1389 erhielt sie das Magdeburger Stadtrecht,[4] als die sechste Ortschaft Rotrutheniens. Die neue Stadt erhielt 100 Hufen Land. Der erste Vogt war Nicolaus Ulrich, Schulz in Kamjanobrid. Die Mehrheit von den ersten aus Quellen bekannten Stadtbürgern waren deutschnamig.[5] Władysław II. Jagiełło baute im Ort eine Holzburg, wo er gern residierte sowie 1434 starb. Nach diesem König wurde das Adjektiv Jagielloński im Jahr 1906 dem Ortsnamen hinzugefügt. Im 16. Jahrhundert war Horodok auch polnisch als Słonigrodek überliefert, wobei sich das Adjektiv słony auf Salze bezieht. 1655 war die Stadt Schauplatz der einer Schlacht während des Russisch-Polnischen Krieges 1654–1667. Seit 1444 ist die Anwesenheit von Juden in der Stadt bezeugt, die seit 1680 in einem besonderen, rechtlich von der Stadt separaten Viertel (Gnin) angesiedelt wurden. Die alte, von Polen bewohnte Stadt hatte damals fünf römisch-katholische Kirchen.[3] Nach dem „Jahrhundert der Kriegen“ verfielen die Städte der Region.

Bis 1772 gehörte der Ort in der Adelsrepublik Polen-Litauen zur Woiwodschaft Ruthenien[6] und kam durch die polnischen Teilungen bis 1918 als Teil von Galizien unter österreichische Herrschaft. 1785 wurde die Reichsstraße von Wien nach Lemberg durch Gródek eröffnet. Im Jahre 1788 wurden im Zuge Josephinischen Kolonisation deutsche Siedler römisch-katholischer Konfession (16 Familien oder um 90 Personen.[7]) angesiedelt. Die Kolonie wurde Vorderberg benannt, lag unmittelbar südöstlich der Stadt. Die Nachkommen polonisierten sich und sie wurde 1924 nach die Stadt eingemeindet. 1859 wurde die Bahnstrecke Lwiw–Przemyśl durch die Stadt eröffnet. Seit 1850 war der Ort Sitz der Bezirkshauptmannschaft Gródek[8], 1867 kam noch ein Bezirksgericht dazu.

Im Jahr 1900 gehörten 3610 Menschen der jüdischen Gemeinde an, das waren ca. 30 % der Bevölkerung.

Während des Ersten Weltkrieges lag der Ort mehrfach im Frontgebiet. Ende August 1914 erfolgte im Rahmen der Schlacht in Galizien eine russische Offensive, die das österreich-ungarische Heer nach Gródek zurückdrängte. Am 7. September 1914 eroberten die Russen in der Schlacht von Gródek nach erbitterten Kämpfen die Stadt. Seine Erlebnisse während der Schlacht verarbeitete der österreichische Dichter Georg Trakl in seinem Gedicht Grodek. Nach der Gegenoffensive der Mittelmächte in der Schlacht von Gorlice-Tarnów verlief die Front im Juni 1915 entlang des Dnister und seines nördlichen Nebenflusses Wereszyka. Am 17. Juni 1915 begann mit der Schlacht bei Gródek (1915) zwischen Gródek und Magierów eine Durchbruchsoffensive des deutschen Heeres. Die heftigen Kämpfe dauerten bis zum 20. Juni 1915 an und veranlassten die russische Armee zum Rückzug aus diesem Frontabschnitt. Dies ermöglichte den Mittelmächten die Rückeroberung Lembergs.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam Gródek zu Polen und lag hier ab 1921 in der Woiwodschaft Lwów. im September 1939 wurde die Stadt von der Sowjetunion besetzt. Damals und wieder 1945 wurde der Ort unter dem Namen Horodok ein Teil der Ukraine. Nach dem deutschen Überfall auf Polen stieg die Anzahl der jüdischen Einwohner auf über 5.000 an, bedingt durch Flüchtlinge aus Westpolen. Die jüdische Bevölkerung wurde nach dem deutschen Einmarsch im Juli 1941 zum größten Teil in Zwangsarbeit oder in das Todeslager Belzec verbracht. Im Mai 1943 wurde das restliche Ghetto liquidiert, die letzten Einwohner wurden erschossen und verbrannt.[9] Eine jüdische Gemeinde existiert heute nicht mehr.

In Horodok wird Obst (v. a. Äpfel) und Gemüse industriell zu Säften, Aromen usw. verarbeitet. Horodok ist Logistikstandort für Flüssigtransporte.

Verwaltungsgliederung

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Am 12. Juni 2020 wurde die Stadt zum Zentrum der neu gegründeten Stadtgemeinde Horodok (Городоцька міська громада/Horodozka miska hromada). Zu dieser zählen auch die in der Tabelle angeführten 38 Dörfer[10] im Rajon Lwiw; bis dahin bildet sie die Stadtratsgemeinde Horodok (Городоцька міська рада/Horodozka miska rada) im Rajon Horodok.

Folgende Orte sind neben dem Hauptort Horodok Teil der Gemeinde:

Name
ukrainisch transkribiert ukrainisch russisch polnisch
Artyschtschiw Артищів Артищев (Artischtschew) Artyszczów
Bar Бар Бар Bar
Bartatiw Бартатів Бартатов (Bartatow) Bartanów
Bratkowytschi Братковичі Братковичи (Bratkowitschi) Bratkowice
Dobrjany Добряни Добряны Dobrzany
Dolynjany Долиняни Долиняны (Dolinjany) Doliniany
Drosdowytschi Дроздовичі Дроздовичи (Drosdowitschi) Drozdowice
Dubanewytschi Дубаневичі Дубаневичи (Dubanewitschi) Dubaniowice
Halytschany Галичани Галичаны (Galitschany) Haliczanów
Hodwyschnja Годвишня Годвишня (Godwischnja) Hodwisznia
Hradiwka Градівка Градовка (Gradowka) Hoszany
Kernyzja Керниця Керница (Kerniza) Kiernica
Lisnowytschi Лісновичі Лесновичи (Lesnowitschi) Leśniowice
Ljubowytschi Любовичі Любовичи (Ljubowitschi) Lubowice
Mawkowytschi Мавковичі Мавковичи (Mawkowitschi) Małkowice
Moloschky Молошки Молошки (Moloschki) Zbadyń
Mschana Мшана Мшана Mszana
Myljatyn Милятин Милятин (Miljatin) Milatyn
Myltschyzi Мильчиці Мильчицы (Miltschizy) Milczyce
Pidmohylka Підмогилка Подмогилка (Podmogilka) Henrykówka
Pobereschne Побережне Побережное (Pobereschnoje) Jatwięgi
Powitno Повітно Повитно Powitno
Putjatytschi Путятичі Путятичи (Putjatitschi) Putiatycze
Retschytschany Речичани Речичаны (Retschitschany) Rzeczyczany
Rodatytschi Родатичі Родатичи (Rodatitschi) Rodatycze
Saluschschja Залужжя Залужье (Saluschje) Załuże
Sawereschyzja Заверешиця Заверешица (Sawereschiza) Cuniów
Scholomynytschi Шоломиничі Шоломиничи (Scholominitschi) Szołomienice
Selenyj Haj Зелений Гай Зелёный Гай (Seljony Gai) Uherce Wieniawskie
Stodilky Стоділки Стодолки (Stodolki) Stodółki
Suschyzi Зушиці Зушицы (Suschizy) Zuszyce
Tscherljanske Peredmistja Черлянське Передмістя Черлянское Предместье (Terljanskoje Predmestje) Czerlańskie Przedmieście
Tscherljany Черляни Черляны Czerlany
Tutschapy Тучапи Тучапы Tuczapy
Uhry Угри Угры (Ugry) Uherce Niezabitowskie
Welyka Kalynka Велика Калинка Великая Калинка (Welikaja Kalinka) Kalinka Wielka
Wolja-Bartatiwska Воля-Бартатівська Воля-Бартатовская (Wolja-Bartatowskaja) Wola Bartatówska
Wowtschuchy Вовчухи Волчухи (Woltschuchi) Wołczuchy

Persönlichkeiten

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  • Hipolit Śliwiński (1866–1932), polnischer Architekt und Politiker
  • Petro Werhun (1890–1957), griechisch-katholischer Priester und Märtyrer
  • Igor Gorin (1904–1982), US-amerikanischer Sänger, Schauspieler, Komponist und Musikpädagoge
  • Joseph Beer (1908–1987), österreichischer Komponist, Operetten
  • Roman Lysko (1914–1949), griechisch-katholischer Priester und Märtyrer
  • Ross Martin (1920–1981), polnisch-US-amerikanischer Schauspieler
  • Roman Horak (* 1942), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Museumsleiter

Einzelnachweise

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  1. Das Generalgouvernement, Hrsg. v. Max Frh. Du Prel. Würzburg. 1942. S. 372.
  2. Anna Czapla: Nazwy miejscowości historycznej ziemi lwowskiej [Die Namen der Ortschaften des historischen Lembergen Lands]. Towarzystwo Naukowe Katolickiego Uniwersytetu Lubelskiego Jana Pawła II, Lublin 2011, ISBN 978-83-7306-542-0, S. 75 (polnisch).
  3. a b Grzegorz Rąkowski: Przewodnik po Ukrainie Zachodniej. Część III. Ziemia Lwowska. Oficyna Wydawnicza „Rewasz“, Pruszków 2007, ISBN 978-83-8918866-3, S. 453–454 (polnisch).
  4. Ortsgeschichte Horodok in der Geschichte der Städte und Dörfer der Ukrainischen SSR; abgerufen am 15. Juli 2020 (ukrainisch)
  5. Kurt Lück: Deutsche Aufbaukräfte in der Entwicklung Polens. Gunther Wolf. Plauen im Vogtland, 1934, S. 558 (Online).
  6. Rizzi Zannoni, Woiewodztwo Ruskie, Część Krakowskiego, Sędomirskiego y Bełzkiego z granicami Węgier, y Polski, ktore gory Karpackie nakształt łańcucha wyciągnione, od góry Wolska aż do Talabry, wyznaczaią.; 1772
  7. Impressionen aus Vorderberg (Kreis Gorodek), Ukraine (PDF; 107 kB). Hilfskomitee der Galiziendeutschen e. V. Publikation vom 2019. Abgerufen am 28. April 2022.
  8. Reichsgesetzblatt vom 8. October 1850, Nr. 383, Seite 1741
  9. http://kehilalinks.jewishgen.org/Gorodok/ A Very Brief Introduction to Gorodok, Zugriff am 1. Juni 2012
  10. Розпорядження Кабінету Міністрів України від 12 червня 2020 року № 718-р "Про визначення адміністративних центрів та затвердження територій територіальних громад Львівської області
Commons: Horodok – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien