Graukresse

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Graukresse

Graukresse (Berteroa incana)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Tribus: Alysseae
Gattung: Graukressen (Berteroa)
Art: Graukresse
Wissenschaftlicher Name
Berteroa incana
(L.) DC.

Die Graukresse[1] (Berteroa incana), auch Gewöhnliche Graukresse genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Graukressen (Berteroa) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Das natürliche Verbreitungsgebiet liegt in Eurasien und sie ist in Nordamerika ein Neophyt. Auffallend ist die graugrünfilzige Behaarung, eine Anpassung, um Trockenheit zu überstehen.[2]

Illustration
Habitus
Blütenstand mit vierzähligen Blüten und Früchten
Blütenstände
Laubblatt-Unterseite mit Sternhaaren
Samen
Blütenbesuch durch Syrphus ribesii

Vegetative Merkmale

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Die Graukresse ist eine ein- oder zweijährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 80, in seltenen Fällen auch bis zu 110 Zentimetern erreicht.[3] Sie ist graugrünfilzig mit Sternhaaren bedeckt.[2] Es wird ein einzelner oder einige wenige Stängel gebildet, die selbstständig aufrecht stehen und sich häufig verzweigen.

Die Grundblätter sind gestielt und die einfache Blattspreite ist bei einer Länge von meist 3,5 bis 8 (2,5 bis 10) Zentimetern verkehrt-lanzettlich mit welligem oder ganzrandigem Blattrand; zur Anthese sind sie meist verdorrt. Die Stängelblätter sind sitzend und ganzrandig mit spitzem oder stumpfem oberen Ende.[3]

Generative Merkmale

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Es werden schirmtraubige Blütenstände gebildet. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die Kelchblätter stehen aufrecht und sind 2 bis 2,5 Millimeter lang. Die vier weißen Kronblätter sind meist 5 bis 6,5 (4 bis 8) Millimeter lang[3] und tief gespalten.[2] Die Staubfäden sind weiß. Die Staubbeutel sind bei einer Länge von 0,5 bis 1 Millimetern länglich.[3]

Die Schötchen sind bei einer Länge von meist 5 bis 8,5 Millimetern sowie einer Breite von 2,5 bis 4 Millimetern im Umriss länglich bis elliptisch.[3]

Chromosomensatz

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 8; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 16 vor.[3][4][1]

Ökologie und Phänologie

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An der Basis der Staubblätter wird Nektar abgesondert. Bestäuber sind Schwebfliegen, Bienen und Schmetterlinge.[2]

Im nördlichen China blüht die Graukresse von Mai bis August und die Früchte reifen von Juni bis September.[3] Für Deutschland wird die Blütezeit mit Juni bis Oktober angegeben.[5]

Ihr natürliches, eurasiatisches Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Südost-, Mittel- und Nordeuropa (Dänemark) über den Kaukasusraum, über Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan, Usbekistan und Sibirien bis nach zur Inneren Mongolei und den chinesischen Provinzen Gansu, Liaoning sowie Xinjiang.[3][6]

In vielen Gebieten, beispielsweise in Deutschland,[1] den Niederlanden, Belgien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Irland, Norwegen, Schweden, Island und weiten Gebieten Nordamerikas ist sie ein Neophyt.[3][4][7][8] In Nordamerika sollte diese Invasive Art bekämpft werden.[9][10]

In Mitteleuropa wächst sie in der collinen bis montanen Höhenstufe auf sandigen und steinigen, trockenen Ruderalflächen und an Wegrändern.[2][11] Berteroa incana ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Berteroetum incanae aus dem Verband Dauco-Melilotion, kommt aber auch in stickstoffbeeinflussten Pflanzengesellschaften der Klassen Sedo-Scleranthetea oder Agropyretea vor. Man findet sie oft zusammen mit der Dach-Trespe (Bromus tectorum) oder Arten der Gattung Nachtkerzen (Oenothera).[12] Die Graukresse steigt im Engadin bis zu einer Höhenlage von 1700 Meter auf.[13]

In Österreich tritt die Graukresse im pannonischen Gebiet sehr häufig auf, sonst zerstreut bis selten.[11]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 1+ (trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[14]

Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 Carl von Linné unter dem Basionym Alyssum incanum in Species Plantarum, Tomus II, Seite 650.[15] Wegen der grauen Behaarung wählte Linné das Artepitheton incana, das „grau“ bedeutet.[2] Robert Brown stellte sie als Farsetia incana (L.) R.Br. zur Gattung Farsetia. Augustin Pyrame de Candolle stellte sie 1821 in Regni Vegetabilis Systema Naturale ... Band 2, Seite 291 als Berteroa incana (L.) DC. in die Gattung Berteroa.[16][3][4]

Die Art Berteroa incana gehört zur Gattung Berteroa aus Tribus Alysseae innerhalb der Familie der Brassicaceae.[6]

Als weitere Bezeichnung für die Graukresse ist für Schlesien auch der Name weiße Wegekresse belegt.[17]

Das aus den Samen gewonnene „Kresseöl“ wird lokal als Speiseöl oder als technisches Öl genutzt.[18]

Inhaltsstoffe und Toxizität

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Graukresse weist einen mäßigen Gehalt an antioxidativ wirksamen Polyphenolen auf, darunter hauptsächlich Isoquercetin, Quercetin, Sinapinsäure und Ferulasäure.[19] Wie für Kreuzblütler typisch enthält die Graukresse Senfölglycoside, die auch für den hohen Schwefelgehalt der Pflanzen verantwortlich sind. Der Schwefelgehalt in Graukresse ist selbst für Kreuzblütler ungewöhnlich hoch.[8][8] Konkret wurden in den Samen die Senfölglycoside Glucoberteroin und Glucoalyssin nachgewiesen.[13][8] Einer anderen Studie zufolge enthält die Pflanze die Senfölglycoside Glucoberteroin, Sinalbin und Glucotropaeolin.[20]

In größeren Mengen, also wenn die Pflanze mindestens 30 % der Nahrung ausmacht, wirkt es toxisch auf Pferde. Dabei zeigt sich insbesondere eine hämolytische Wirkung, die auch zum Tode führen kann.[10]

Einzelnachweise

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  1. a b c Berteroa incana (L.) DC., Graukresse. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e f Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 87.
  3. a b c d e f g h i j Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Berteroa. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China, Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2001, ISBN 0-915279-93-2 Berteroa incana (Linnaeus) de Candolle. S. 65 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. a b c Ihsan A. Al-Shehbaz: Berteroa. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae, Oxford University Press, New York und Oxford, 2010, ISBN 978-0-19-531822-7. Berteroa incana (Linnaeus) de Candolle. S. 253 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Gefäßpflanzen: Grundband (= Rothmaler – Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler †. Band 2). 22. Auflage. Springer Spektrum, Berlin 2021, ISBN 978-3-662-61010-7, S. 551.
  6. a b Berteroa incana im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 23. November 2010.
  7. Datenblatt Berteroa incana bei CABI Compendium, November 2021.
  8. a b c d S. I. Warwick, A. Francis: The Biology of Invasive Alien Plants in Canada. 6. Berteroa incana (L.) DC. In: Canadian Journal of Plant Science. Band 86, Nr. 4, 10. Oktober 2006, S. 1297–1309, doi:10.4141/P06-030.
  9. Steckbrief mit Fotos von Hoary False Madwort - Berteroa incana (L.) DC. Weed of the Week PDF.
  10. a b Hilary Parkinson, Jane Mangold: Biology, Ecology and Management of Hoary Alyssum (Berteroa incana L.). In: MSU Extension | Montana State University. 2017, abgerufen am 20. Oktober 2024.
  11. a b Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 646.
  12. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 455.
  13. a b Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, S. 292–293. Verlag Carl Hanser, München 1958.
  14. Berteroa incana (L.) DC. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 21. September 2022.
  15. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 650 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D650%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  16. Augustin Pyrame de Candolle: Regni vegetabilis systema naturale, sive Ordines, genera et species plantarum secundum methodi naturalis normas digestarum et descriptarum. Band 2. Treuffel & Würtz, Paris 1821, S. 291 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fpage%2F39512133~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  17. Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 23, eingescannt.
  18. Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 142.
  19. Oana Ungureanu, Florentina Gatea, Ana Maria Seciu, Eugenia Dumitra Teodor, Isabela Madalina Nicorescu, Gabriel Lucian Radu: A bioanalytical approach of chemical composition, bioactivity and cytotoxicity of Berteroa incana L. herb. In: Natural Product Research. Band 32, Nr. 23, 2. Dezember 2018, S. 2791–2796, doi:10.1080/14786419.2017.1380014.
  20. Anders Kjær, Ivan Larsen, Rolf Gmelin, Harald Prydz: isoThiocyanates. XIV. 5-Methylthiopentyl isoThiocyanate, a New Mustard Oil Present in Nature as a Glucoside (Glucoberteroin). In: Acta Chemica Scandinavica. Band 9, 1955, S. 1311–1316, doi:10.3891/acta.chem.scand.09-1311.
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