Großer Kranichsee
Der Große Kranichsee (tschechisch: Velké jeřábí jezero) ist eines der bedeutendsten Hochmoore im Erzgebirge. Das gleichnamige, weitere Gebiete umfassende Naturschutzgebiet wurde 1912 erstmals, 1961, 1967 und 2008[1] mit Flächenerweiterungen unter Naturschutz gestellt.[2][3][4]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Hochmoor liegt südlich von Carlsfeld und der Talsperre Carlsfeld auf 950 m ü. NHN auf der Hochfläche des Erzgebirgskammes beiderseits der deutsch-tschechischen Grenze. Sein Areal erstreckt sich auf den Gemeindeterritorien von Muldenhammer und Eibenstock. Das bedeutet, dass ein Teil des Gebiets des Großen Kranichsees im Vogtlandkreis liegt.
Westlich des Kranichsees befand sich der Schwarze Teich. Unmittelbar nördlich liegt das Wilzschmoor, das Quellgebiet der Wilzsch. In östliche Richtung gibt es den Kleinen Kranichsee, dessen Moorkern im Gegensatz zum Großen Kranichsee auf deutscher Seite liegt.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung des Hochmoores wird mit dem slawischen Wort granica für Grenze in Zusammenhang gebracht. Mit seihe oder sehe wurden früher Moorgelände bezeichnet, so dass der Name sinngemäß „Grenzmoor“ bedeutet.[5] Auf dem sächsischen Meilenblatt Nr. 246 von 1791 wird das Gebiet als der „Grosse Cranich See“ bezeichnet.[6]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Große Kranichsee ist Teil des SPA-Gebietes (Vogelschutzgebietes) „Westerzgebirge“ und Kernstück des Natura-2000-Schutzgebietes „Erzgebirgskamm am Großen Kranichsee“.[7] Die von der sächsischen Landesregierung initiierte Schutzgebietsanmeldung Deutschlands für diesen Bereich wurde von der Kommission der Europäischen Union angenommen,[4] damit ist dieses Gebiet Teil des Netzes Natura 2000 der EU. Der Erzgebirgskreis bewertet das 611 Hektar große Naturschutzgebiet: „Die hochwertige Biotopausstattung und die hier vorkommenden Arten machen dieses Schutzgebiet zu einem besonderen Kleinod in der Kammlage des Erzgebirges.“ ([4])
In dem Natura-2000-Schutzgebiet sind elf FFH-Lebensraumtypen vorhanden, davon wurden vier nach europäischem Recht als prioritär eingestuft: artenreiche Borstgrasrasen, lebende Hochmoore, Bergkiefer-Moorwälder mit Moorkieferbeständen und Fichten-Moorwälder.[8]
Es handelt sich um ein Wasserscheiden- und Krummholzhochmoor, das nach Westen durch die Große Pyra, nach Osten durch die Wilzsch und nach Süden durch die Rolava entwässert wird.[9][10] Siegfried Sieber stellte die Bedeutung dieses Hochmoors als Wasserspeicher mit Relevanz für den Grundwasserstand und die Trinkwasserversorgung heraus.[5]
Flora
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bergkiefer (Pinus mugo)
- Scheiden-Wollgras (Eriophorum vaginatum)
- Schwarze Krähenbeere (Empetrum nigrum)[4]
- Rauschbeere (Vaccinium uliginosum)[4]
- Moosbeere (Vaccinium microcarpum)[4]
- Rosmarinheide (Andromeda polifolia)
- Arnika (Arnica montana)[4]
- Bärwurz (Meum athamanticum)[4]
Fauna
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica)[4]
- Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica)[4]
- Kreuzotter (Vipera berus)
- Bergeidechse (Lacerta vivipara)
- Waldeidechse (Zootoca vivipara)[4]
- Raufußkauz (Aegolius funereus)[4]
- Sperlingskauz (Glaucidium passerinum)[4]
Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1908 legte der Erzgebirgszweigverein Carlsfeld einen Knüppeldamm in das Moor an und errichtete ein Aussichtsgerüst, das nur wenige Jahre existierte und – im Gegensatz zum Gerüst im Kleinen Kranichsee – aus Kostengründen nicht mehr erneuert wurde. Außerhalb der als Totalreservate bezeichneten Bereiche mit Betretensverbot[4] können Interessierte das Gebiet auf einem Knüppeldamm begehen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arno Naumann: Das Kranichseemoor bei Carlsfeld im Erzgebirge, ein Naturschutzgebiet Sachsens. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, Band 3 (1913), Heft 4 bis 6, S. 184–195.
- Der Große Kranichsee. In: A. Marx: Bunte Bilder aus dem Sachsenlande, Band IV, S. 1–6, Dresden 1927.
- Großer Kranichsee. In: Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967, S. 172–176.
- Landkreis Erzgebirgskreis: Naturschutzgebiet „Großer Kranichsee“ – eines der ältesten und bedeutendsten Naturschutzgebiete Sachsens, Annaberg 2012 Digitalisat (Zur Geschichte der Unterschutzstellung)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Großer Kranichsee in der World Database on Protected Areas (englisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Friedemann Klenke (Red.): Naturschutzgebiete in Sachsen. Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft, Dresden 2008, ISBN 978-3-932627-17-0, S. 496.
- ↑ Verordnung des Regierungspräsidiums Chemnitz zur Festsetzung des Naturschutzgebietes „Großer Kranichsee“ vom 27. Februar 2008 Digitalisat, abgerufen am 28. August 2015
- ↑ Geodienst des Bundesamts für Naturschutz [1]. Durch Klick in das grün dargestellte Gebiet erscheinen Daten, auch das Jahr der Unterschutzstellung.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Erzgebirgskreis: Faltblatt Naturschutz im Erzgebirgskreis – Naturschutzgebiet „Großer Kranichsee“, o. J. (nach 2009) Digitalisat ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 28. August 2015
- ↑ a b Großer Kranichsee. In: Die Bergbaulandschaft von Schneeberg und Eibenstock (= Werte der deutschen Heimat. Band 11). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1967. S. 176
- ↑ Friedrich Ludwig Aster: Blatt 246 der Meilenblätter von Sachsen – Berliner Exemplar von 1791 (Link zu Beschreibung und Digitalisat des Blattes in der Staats- und Universitätsbibliothek Dresden)
- ↑ Landkreis Erzgebirgskreis: Naturschutzgebiet „Großer Kranichsee“ – eines der ältesten und bedeutendsten Naturschutzgebiete Sachsens, Annaberg 2012, S. 3 Digitalisat, abgerufen am 28. August 2015
- ↑ Sächsisches Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft (Hrsg.): Natura 2000 – Sachsen und das europaweite Schutzgebietsnetz, 1. überarbeitete Nachauflage, Dresden 2008, S. 54
- ↑ Wanderkarte von Sachsen 1:25.000, Blatt 15, Westerzgebirge – Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Landesvermessungsamt Sachsen, 1. Auflage, Dresden 1996, ISBN 3-86170-717-9
- ↑ Topographische Karte 1:10.000, 5541-SW Morgenröthe, Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen, 2. Auflage, Dresden 2010, ISBN 978-3-89679-548-9
Koordinaten: 50° 24′ 29″ N, 12° 35′ 16″ O