Gutshaus Bandelin
Das Gutshaus Bandelin, auch als Schloss Bandelin bezeichnet, ist ein unter Denkmalschutz stehendes Herrenhaus in Bandelin im Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das alte Gutshaus wurde wahrscheinlich im 18. Jahrhundert unter Felix Dietrich von Behr (1700–1764), schwedischer Landrat und Kurator der Akademie Greifswald, errichtet. Zwei Generationen danach ist Felix Johann Bernhard von Behr (1779–1837) der Vertreter seiner Familie auf Bandelin, mit weiteren Gütern als Zubehör. Er wiederum war großherzoglich mecklenburgischer Kammerherr und zweimal verheiratet.[1] Nach alten Matrikeln[2] gehörten 30 reducirte Hufen zum frühen Besitz Bandelin.
Bekanntester Grundbesitzer von Bandelin war Felix von Behr-Bandelin, der 1884 unter anderem die Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft[3] mitbegründete und bereits einige Jahre zuvor in den preußischen Grafenstand nobilitiert wurde.[4]
Das alte Herrenhaus wurde bei einem Brand am 29. Januar 1927 weitgehend zerstört. Dabei ging die Kunstsammlung der Gutsbesitzer verloren. Neben Kunstwerken aus China, Japan und Afrika befand sich eine mit 500.000 Reichsmark versicherte Gutenberg-Bibel in der Sammlung. Durch die Regulierung des Schadens gingen zwei Versicherungsgesellschaften in Konkurs.[5] Felix Ulrich Degen Kurt Graf von Behr-Bandelin (1861–1931)[6] ließ mit den Versicherungsgeldern 1930 südwestlich des alten Standorts das neue Gutshaus errichten. 1939 umfasste das Rittergut Bandelin ohne Zubehör etwa 527 ha. Die Gutsverwaltung übernahm ein Administrator.[7]
Die Familie von Behr wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 im Zuge der Bodenreform enteignet. Für kurze Zeit wurden im Gebäude Flüchtlinge untergebracht. 1946 wurde es umgebaut und bis 1999 als Kinderheim genutzt. Nach dem Verkauf an einen Investor wurde das Gutshaus aufwändig restauriert.
Die teilweise wiederaufgebaute Ruine des abgebrannten alten Gutshauses wurde ab 1945 als Schule genutzt. Dieses Gebäude dient heute als Wohnhaus.
Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das neue Gutshaus ein neobarocker Putzbau mit elf Achsen. Es wurde zweigeschossig über einem hohen Sockelgeschoss errichtet. Das Walmdach ist von Fledermausgauben besetzt. An der Hofseite befindet sich ein flacher dreiachsiger Mittelrisalit mit Freitreppe, in dessen Giebelfläche sich eine Kartusche mit dem Wappen der Familie von Behr befindet. Der mit Kolossalpilastern gegliederte Risalit an der Gartenseite tritt halbkreisförmig hervor. Er hat eine breit ausschwingende Freitreppe und ein mit Kupferblech gedecktes Kuppeldach.
Hinter dem Risalit befindet sich der ovale Gartensaal. Das Treppenhaus und verschiedene Stuckdecken sind erhalten. Im früheren Jagdzimmer befinden sich als Bären gestaltete Konsolen sowie Wappenscheiben.
Gutspark
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Landschaftspark erstreckt sich südlich des Gutshauses und von dort weiter in östlicher Richtung. Er ist geprägt von den langgestreckten Teichen mit einer Insel. Er wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angelegt. Dort befand sich bis 1920 ein Großsteingrab, das der örtliche Lehrer Knuth ausgrub, heute sind dort nur noch kleine Steine vorhanden, die großen wurden wohl zerschlagen und weitergenutzt. In seinem östlichen Teil befindet sich der Friedhof mit dem 1922 errichteten Mausoleum für die Familie von Behr – heute als Friedhofskapelle genutzt, nachdem die Särge 1945 von der Sowjetarmee entfernt wurden. Im Mausoleum befanden sich bis 1954 zwei Skulpturen des Italieners Donatelli, die Graf von Behr von seinen Reisen mitgebracht hatte. Diese wurden 1954 vom Kulturbund nach Greifswald zum Kunst-Institut der Universität gebracht, weil ihr Schutz in Bandelin nicht mehr gewährleistet war.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommersche Küstenregion. Henschelverlag, Berlin 1995, S. 271–272.
- Eckhard Oberdörfer: Ostvorpommern. Vom Amazonas des Nordens zu den Kaiserbädern. Ein Reise- und Lesebuch. Edition Temmen, Bremen 2006, ISBN 3-86108-917-3, S. 155.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. In: "Der Gotha". Erster Jahrgang Auflage. Adelige Häuser nach alphabetischer Ordnung, Behr. I. Linie. Bandelin. Justus Perthes, Gotha 1900, S. 65–67 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. April 2022]).
- ↑ Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV. bis in das XIX. Jahrhundert. In: Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): GAB-Vorgänger. IV. Pommersche Hufenmatrikeln aus der ersten Hälfte des XVII Jahrhunderts, B. Vorpommern 1631. In Commission bei A. Bath (Mittler`s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1863, S. 321 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. April 2022]).
- ↑ Gustav Meinecke: Deutschland und seine Kolonien im Jahre 1896. In: Arbeitsausschuss der Deutsche Kolonial-Ausstellung. Graf v. Schweinitz, C. v. Beck, F. Imberg (Hrsg.): Amtlicher Bericht über die Erste Deutsche Kolonial-Ausstellung. Allgemeiner Teil, Nr. 4. Dietrich Reimer (Ernst Vohsen), Berlin 1897, S. 96 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. April 2022]).
- ↑ Alexander Freiherr von Dachenhausen: Genealogisches Taschenbuch des Uradels. 1891. Band 1, v. Behr u. Grafen v. Behr. Druck und Verlag Friedrich Irrgang, Brünn, Rudolstadt 1891, S. 35–39 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. April 2022]).
- ↑ W.-D. Paulsen: Gutshaus(Schloss) Bandelin. Abgerufen am 11. November 2012.
- ↑ Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil A. 1942. Teil A. Gräfliche Häuser des spätestens um 1400 nachgewiesenen ritterbürtigen deutschen Landadels und ihm gleichartiger Geschlechter (Deutscher Uradel). In: "Der Gotha" - Hofkalender. 115. Auflage. Behr. B. Bandelin. Justus Perthes, Gotha November 1941, S. 55–56 (google.de [abgerufen am 12. April 2022]).
- ↑ Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen, nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Reihe Paul Niekammer. 9. Auflage. Band I f. Ausgabe Pommern, Landkreis Greifswald. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern G.m.b.H., Leipzig 1939, S. 65 (google.de [abgerufen am 12. April 2022]).
Koordinaten: 53° 57′ 46,2″ N, 13° 22′ 55,4″ O