Hannelore Rönsch

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Hannelore Rönsch, ehemalige Bundesministerin für Familie und Senioren im Kabinett Kohl IV (1990–1994), am 26. April 2024
Hannelore Rönsch, 1995
Hannelore Rönsch, rechts, mit Ministerkollegin Angela Merkel beim Staatsakt für Detlev Rohwedder im April 1991

Hannelore Rönsch geb. Heinz (* 12. Dezember 1942 in Wiesbaden-Schierstein)[1] ist eine deutsche Politikerin (CDU). Sie war von 1991 bis 1994 Bundesministerin für Familie und Senioren.[2]

Leben und Beruf

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Rönschs Vater war Landwirt und Winzer. Er starb 1946 in russischer Kriegsgefangenschaft.[3] Nach der Volksschule machte Rönsch die Mittlere Reife und besuchte bis 1960 die Höhere Handelsschule. Als Vertrauensschülerin und Klassensprecherin nahm sie an politischen Seminaren der heutigen Landeszentrale für Politische Bildung teil. Von 1960 bis 1962 war sie beim Bundeskriminalamt tätig[4] und von 1962 bis 1983 als Mieterberaterin bei der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Nassauische Heimstätte angestellt.[4][2]

Rönsch ist verwitwet[5], seit dem 31. Oktober 2019 wieder verheiratet[6] und hat eine Tochter,[1] sowie einen Enkel und eine Enkelin.[7]

Seit 1963 ist Hannelore Rönsch Mitglied der CDU. 1967 wurde sie Ortsbeiratsmitglied und Vorstandsmitglied der CDU sowie stellvertretende Vorsitzende der Jungen Union Wiesbaden. Im Wohnzimmer der Familie Rönsch wurde die Gründung der CDU Wiesbaden-Klarenthal und des Ortsbeirates sowie des ersten evangelischen Kirchenvorstandes vorbereitet.[8] Von 1974 bis 1980 war sie Stadtverordnete des Stadtparlaments der Stadt Wiesbaden. Hier war sie von 1980 bis 1983 auch ehrenamtliche Stadträtin zuständig für die Bereiche Wohnungsbau und Soziales.[9][10] 1983 folgte die Nominierung und Kandidatur für den Deutschen Bundestag. Rönsch gelang es, die SPD-Dominanz im Wahlkreis Wiesbaden zu brechen und mit 46,6 % das Direktmandat für die CDU zu gewinnen.[11] Sie arbeitete im Ausschuss für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau und gehörte dem Untersuchungsausschuss „Neue Heimat“ an, der Korruption und Misswirtschaft in der gewerkschaftseigenen Wohnungsbaugesellschaft aufklären sollte. Außerdem war sie im Ausschuss für Bildung, Wissenschaft, Forschung u. a. tätig, der sich u. a. mit der Neuregelung des BAföG befasste.

Seit 1988 war sie Mitglied im Präsidium der CDU in Hessen.[2]

Von 1983 bis 2002 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages.[1] Hier war sie von November 1994 bis Februar 2002[12] Stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion[13] unter dem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble.[1][14]

Von 1983 bis 1998 war Rönsch die direkt gewählte Abgeordnete im Wahlkreis Wiesbaden.[15] Zuletzt war sie in der 14. Wahlperiode 1998 über die Landesliste Hessen in den Deutschen Bundestag eingezogen.[9][10]

Bundesministerin für Familie und Senioren

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Nach der Bundestagswahl 1990 wurde sie am 18. Januar 1991 als Bundesministerin für Familie und Senioren in die von Bundeskanzler Helmut Kohl geführte Bundesregierung (Kabinett Kohl IV) berufen.[16][1]

Mit der Wiedervereinigung war gemäß Artikel 31 des Einigungsvertrages eine gesetzliche Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs notwendig geworden.[17] Für Rönsch stand dabei der Schutz des ungeborenen Lebens im Vordergrund. Die Fristenlösung, wie sie seit 1972 in der DDR galt, lehnte sie ab.[18] Seit 1993 sind deutschlandweit Abtreibungen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten rechtswidrig, bleiben aber straffrei, wenn sich die Frau mindestens drei Tage vor dem Eingriff beraten lässt.[19]

Rönsch setzte sie sich für die Unterstützung von Familien ein. Kindergeld und Kinderfreibetrag wurden erhöht, der Erziehungsurlaub auf drei Jahre und das Erziehungsgeld auf zwei Jahre verlängert.[20] Ein zentrales Anliegen war die Förderung einkommensschwacher und kinderreicher Familien durch einen verbesserten Familienlastenausgleich.

Als Ministerin für Familie und Senioren übernahm Rönsch nach der Wiedervereinigung auch die Verantwortung für die 1.400 sanierungsbedürftigen Pflege- und Behinderteneinrichtungen in den neuen Bundesländern[21] und gründete die private Stiftung „Daheim im Heim“ mit einem Stiftungskapital von 500.000 DM. Mit Hilfe von Spenden von Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Politik konnten rund 8 Mio. DM in Pflege- und Behinderteneinrichtungen in den neuen Bundesländern investiert werden.[7]

Nach der Bundestagswahl 1994 schied sie am 17. November 1994 aus dem Kabinett aus[22], das von ihr geführte Ministerium in dem neuen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aufging.[23]

Als wichtigste Leistung ihrer Ministerzeit sieht Rönsch, die Wiedervereinigung mitgestaltet zu haben.[7][3]

Nach ihrem Ausscheiden aus der Politik blieb Rönsch Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung „Daheim im Heim“, das sie seit 1993 leitet.[24] 2017 überführte sie die Stiftung in die Trägerschaft des Deutschen Roten Kreuzes.[25]

Von November 2001 bis November 2014[26] war sie Präsidentin des DRK-Landesverbandes Hessen.[1][9] Das Deutsche Rote Kreuz der Bundesrepublik Deutschland ernannte sie am 27. November 2014 zu seinem Ehrenmitglied. Am 21. Juni 2015 wurde sie vom DRK Landesverband Hessen zur Ehrenpräsidentin ernannt.[27]

19.07.1995: Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland durch den Bundespräsidenten Roman Herzog.

02.12.2002: Verleihung der Ehrenplakette der Landeshauptstadt Wiesbaden durch den Oberbürgermeister Hildebrand Diehl für hervorragende Verdienste um die Landeshauptstadt Wiesbaden in über 30-jähriger politischer und kommunalpolitischer Tätigkeit.[28]

02.07.2010: Verleihung des Hessischen Verdienstordens durch den Ministerpräsidenten Roland Koch für besondere Verdienste um das Land Hessen und seine Bevölkerung.

Veröffentlichungen

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  • Hannelore Rönsch: Leitsätze zum besseren Schutz ungeborenen Lebens. In: Eichholz Brief, Heft 3 (1991), S. 3–5.
  • Hannelore Rönsch: Die Zukunft älterer Menschen in Europa. Hrsg. v. Europabüro der CDU-CSU-Bundestagsfraktion, Reihe „Europa als Auftrag“, Bonn, Bd. 10, 1992.
  • Statistisches Bundesamt und Hannelore Rönsch: Freizeitverhalten Älterer Menschen. In: Im Blickpunkt: Ältere Menschen, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1992.
  • Hannelore Rönsch: Der Unterhaltsvorschuß. Eine Hilfe Für Alleinerziehende. Hrsg. vom Bundesministerium für Familie und Senioren, Bonn 1993.
  • Hannelore Rönsch: Familienpolitik und Lebenswirklichkeit – Herausforderungen und Perspektiven. In: 40 Jahre Familienpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Rückblick/Ausblick. Festschrift. Hrsg. vom Bundesministerium für Familie und Senioren. Neuwied u. a. 1993.
  • Hannelore Rönsch: Veränderungen im Netzwerk Familie. In: Rita Süssmuth (Hrsg.): Mut zur Macht in Frauenhand. Herford 2002.
  • Irene Gerlach: Familie und staatliches Handeln. Ideologie und politische Praxis in Deutschland. Opladen 1996.
  • Irene Gerlach: Rönsch, Hannelore. In: Udo Kempf/Hans-Georg Merz (Hg.): Kanzler und Minister 1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Wiesbaden 2001.
  • Ursula Münch: Gebremste Innovation und demographische Zwänge-Familien- und Frauenpolitik auf der Suche nach der Balance von Familien- und Erwerbsarbeit. In: Die Ära Kohl im Gespräch. Eine Zwischenbilanz. Hg. von Günter Buchstab, Hans-Otto Kleinmann und Hans Jürgen Küsters. Köln/Weimar/Wien 2010, S. 205–236.
Commons: Hannelore Rönsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Personen. Abgerufen am 24. November 2022.
  2. a b c Hannelore Rönsch. In: Stiftung daHeim im Leben. Abgerufen am 24. November 2022.
  3. a b Heinz-Jürgen Hauzel: Die Zustände haben sie erschüttert. Hannelore Rönsch. Menschenwürdige Altenpflege im Osten wird das Verdienst der 75-Jährigen bleiben. In: Wiesbadener Kurier - Ausgabe Stadtausgabe vom 12.12.2017 Seite 12. [1]
  4. a b Hannelore Rönsch im Munzinger-Archiv, abgerufen am 24. November 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
  5. Claus Rönsch im Alter von 70 Jahren gestorben (Memento vom 8. August 2010 im Internet Archive), Wiesbadener Kurier vom 25. Juli 2010
  6. Sie trauen sich in der Christophoruskirche. Hannelore Rönsch und Hermann Pauls heiraten. In: Wiesbadener Tagblatt - Ausgabe Stadtausgabe vom 02.11.2019 Seite 14. [2]
  7. a b c Anke Hollingshaus: Sie schaut "auf ein gelebtes Leben". Die frühere Bundestagsabgeordnete und Ministerin Hannelore Rönsch wird am Montag 80 Jahre altIn: Wiesbadener Kurier - Ausgabe Stadtausgabe vom 12.12.2022, Seite 10. [3]
  8. Heinz-Jürgen Hauzel: 50 Jahre CDU-Mitglied - oder länger - HANNELORE RÖNSCH Eine Karriere, die im Klarenthaler Wohnzimmer begann und bis in die Bundesregierung führte. In: Wiesbadener Kurier vom 19.05.2015. [4]
  9. a b c Hannelore Rönsch. In: kas.de. Konrad Adenauer Stiftung, abgerufen am 24. November 2022.
  10. a b Das Portrait: Hannelore Rönsch. In: Die Tageszeitung. 22. Februar 1993, S. 11, abgerufen am 25. November 2022.
  11. Matthias Friedrich: In historischer Zeit am Aufbau mitgewirkt. Nach fast vierzig Jahren zieht sich Hannelore Rönsch aus der Politik zurück. In: Wiesbadener Kurier vom 6.7.2002. [5]
  12. Franziska von Mutius: Hannelore Rönsch beendet ihre politische Karriere. In: Die Welt, Jg. 52, 06.07.2002, Nr. 155, S. 38. [6]
  13. Manfred Gerber: Karriere neben Kohl und Schäuble - 70. Geburtstag. Rotes-Kreuz-Präsidentin Hannelore Rönsch blickt auf eine erfolgreiche politische Arbeit zurück. In: Wiesbadener Kurier vom 12.12.2012. [7]
  14. Hannelore Rönsch bei Who’s Who Germany, The People-Lexicon, abgerufen am 24. November 2022.
  15. Jochen Remmert: Im Rennen um Wahlkreis 136. KURIER-Serie zu Bundestagskandidaten der Region / Teil I: Hannelore Rönsch. In: Wiesbadener Kurier vom 09.09.1998. [8]
  16. Klappert nicht. In: Der Spiegel. 21. Juli 1991, abgerufen am 24. November 2022.
  17. Christian Albers: Zwei unterschiedliche Welten. Hannelore Rönsch und Rosemarie Bechthum diskutieren über die Einheit. In: Aar-Bote vom 19.2.2005 [9]
  18. 'Zwangsberatung ist das falsche Wort' Hannelore Roensch. In: Bonner General-Anzeiger vom Samstag, den 22.06.1991, Stadtausgabe Bonn Seite 18. [10]
  19. Hannelore Rönsch (CDU) stellt Kompromißpapier vor. Neues Modell zum Abtreibungsrecht. Schwangerschaftsabbruch in ersten drei Monaten bei medizinischer oder psychosozialer Notlage straffrei? In: Nürnberger Nachrichten vom 07.06.1991. [11]
  20. Sollen Eltern über das dritte Erziehungsjahr frei verfügen? JA; HANNELORE RÖNSCH. In: FOCUS, 01.10.1994; Ausgabe 40; Seite 106–106. [12]
  21. Regina Krieger: Hannelore Rönsch braucht dringend 16 Milliarden Mark. In den ostdeutschen Altenpflegeheimen fehlt es an allem. In: Bonner General-Anzeiger, 16.07.1992, S. 4. [13]
  22. Heinz Schmitz: KABINETTSBILDUNG: Gerangel um Erbe von Hannelore Roensch. Bluem und Seehofer suchen zusätzliche Aufgaben. In: Handelsblatt, Nr. 215, 07.11.1994, S. 3. [14]
  23. Heinz-Jürgen Hauzel: "Plötzlich war ich Ministerin" - HANNELORE RÖNSCH Von der Schiersteiner Klassensprecherin bis zur DRK-Präsidentin immer engagiert. In: Wiesbadener Tagblatt vom 08.12.2012. [15]
  24. Die ehemalige Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (75) wünscht sich mehr Anerkennung fürs Ehrenamt, aber auch mehr Miteinander in Familie und Nachbarschaft. In: Nassauische Neue Presse vom 12.09.2018, Seite 13. [16]
  25. Heinz-Jürgen Hauzel: Daheim im Roten Kreuz. Übergabe. Die einst von Hannelore Rönsch initiierte Stiftung unter dem Dach des DRK Hessen. In: Wiesbadener Kurier - Ausgabe Stadtausgabe vom 19.01.2017 Seite 11. [17]
  26. Eklat beim Roten Kreuz: Hessens DRK-Präsidentin tritt zurück. In: rundschau-online.de. 8. November 2014, abgerufen am 3. Oktober 2017.
  27. Heinz-Jürgen Hauzel: Als Dank die Satzung in Gold. DRK-JAHRESEMPFANG Landesverband ernennt Hannelore Rönsch zur Ehrenpräsidentin. In: Wiesbadener Kurier vom 22.06.2015. [18]
  28. Eine beispiellose Karriere. Hannelore Rönsch erhielt die Ehrenplakette der Stadt. In: Wiesbadener Tagblatt vom 3.12.2002. [19]