Heiko Möhring

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Heiko Wilhelm Botho Möhring (* 12. Januar 1940 in Bremen; † 1. Juni 2004) war ein deutscher Bundeswehroffizier, zuletzt Oberst d. R.[1], und späterer Unternehmensberater, der als Förderer neonazistischer Kreise galt.

Heiko Möhrings Vater war Lehrer und fiel im Zweiten Weltkrieg als Leutnant der Nebeltruppe im August 1942 bei Stalingrad.[2][3]

Der vaterlos aufgewachsene Möhring war in seiner Jugend als „Gauleiter“ des Bundes Heimattreuer Jugend (BHJ) in Niedersachsen aktiv und ging Anfang der 1960er Jahre als Offizieranwärter zur Bundeswehr. Als junger Leutnant bewertete er in einem Beitrag in der Zeitschrift Kampftruppen die am 18. September 1964 vom Bundespräsident Heinrich Lübke per Anordnung gestiftete Truppenfahne der Bundeswehr als „Sinnbild unseres soldatischen Dienstes“ und erntete damit in der Truppe Beifall.[4] Als Hauptmann war er 1970/71 Sprecher der so genannten Hauptleute von Unna und wurde in diesem Zusammenhang unter anderem mehrfach im Nachrichtenmagazin Der Spiegel erwähnt bzw. zitiert.[5][6][7]

Nach seiner Bundeswehrlaufbahn ging Möhring in die Wirtschaft, wo er zunächst als leitender Angestellter bei der Baufirma Heitkamp in Herne tätig war und danach in Düsseldorf als selbstständiger Unternehmensberater (Möhring Personal-Management GmbH) sowie als Geschäftsführer der Greif Mediendienst & Kommunikation GmbH[8] tätig war.

Möhring hatte Verbindungen in rechtsextreme Kreise, war langjähriger Funktionär des Vereins für das Deutschtum im Ausland (VDA), wo er Vorsitzender des Landesverbands Nordrhein-Westfalen war und dem VDA-Verwaltungsrat angehörte. Möhring hielt Vorträge beim Deutschen Kulturwerk Europäischen Geistes (DKEG) und bei Burschenschaften[9], beispielsweise bei der Burschenschaft Danubia München, die dem rechtsextremistischen Spektrum zugeordnet und deren Aktivitas vom Bayerischen Verfassungsschutz beobachtet wird.[10] Kontakte unterhielt er auch zur Österreichischen Landsmannschaft (ÖLM).[9] Über seine Personalmanagementfirma vermittelte er auch seinen Mitstreitern Jobs, unter anderem dem aufstrebenden NPD-Mann Holger Apfel eine Stelle beim österreichischen Leopold Stocker Verlag.[11] 1976, als Möhring Mitglied der CDU und Bürgerschaftsvertreter im lokalen Kulturausschuss war, störte er eine Dritte-Welt-Veranstaltung der Christuskirche, indem er die entwicklungspolitische Veranstaltung dem kommunistischen Lager zuordnete und die veranstaltenden Pastoren öffentlich beschimpfte.[12]

Zusammen mit Herbert Taege gab er im Lindhorster Askania-Verlag, der 1976 gegründet wurde und den 1994 der rechtsextreme Verleger Roland Bohlinger übernahm, in den 1980er Jahren die Heftreihe Studiensammlung für Zeitgeschichte und Jugendforschung heraus und verfasste mit Taege zusammen zwei Schriften zur angeblichen „Aufklärung der Geschichtslüge“ über die Massaker von Tulle und Oradour.[13] Er publizierte auch im Deutschen Soldatenjahrbuch, in Nation und Europa und in Deutschland in Geschichte und Gegenwart.

Der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste zum Askania-Verlag ist zu entnehmen, dass Anfang November 1993 lediglich verfassungsschutzrelevante Erkenntnisse aus länger zurückliegenden Jahren über Möhring vorlagen.[14]

Heiko Möhring war auch aktives Mitglied im Bund der Selbständigen. Er kam 2004 bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Die Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) betrauerte den Verlust ihres „Förderers, Ratgebers und Kameraden“ und bezeichnete ihn als „aufrechten Kämpfer für unser geknechtetes Volk“.[11]

Seine Urne[2] wurde im Familiengrab auf dem Friedhof Bremen-Hastedt beigesetzt.[3] Er ist der Vater dreier Söhne, darunter die Schauspieler Wotan Wilke und Sönke Möhring, sowie einer Tochter, der Journalistik-Professorin Wiebke Möhring.

Einzelnachweise

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  1. Hanno Borchert: Unkenrufe aus dem Rheinhardswald. Junge Freiheit 50/97, 5. Dezember 1997;
    wird in Friedrich Paul Heller; Anton Maegerle: Die Sprache des Hasses: Rechtsextremismus und völkische Esoterik, Jan van Helsing, Horst Mahler. Schmetterling, Stuttgart 2001, S. 122, irrtümlich als „Oberst i. G.“ genannt.
  2. a b Martina Uckermann: „Tatort“-Star Wotan Wilke Möhring „Mein Vater fehlt mir immer noch“. Kölner News Journal, 9. Mai 2018.
  3. a b Grabstein auf dem Friedhof Bremen-Hastedt, genealogy.net.
  4. Durch die Lappen. Der Spiegel 51/1956, 12. Dezember 1965, S. 38 (pdf).
  5. „Zum Kampf muss erzogen werden.“ Der Spiegel 15/1971, 5. April 1971, S. 30–31 (pdf).
  6. Bundeswehr – Hauptleute: Rechtsrum und kehrt. Der Spiegel 15/1971, 5. April 1971, S. 26–29.
  7. General Middeldorf: Tränen in den Augen. Der Spiegel 16/1971, 12. April 1971, S. 31–34 (pdf).
  8. Heiko Möhring, Moneyhouse.
  9. a b Möhring verunglückt. In: Antifaschistische Nachrichten, 14. Juli 2004 (online, VVN-BdA e. V. Landesvereinigung NRW).
  10. Referentenliste. Danubia.
  11. a b Andreas Speit, Andrea Röpke (Hrsg.): Neonazis in Nadelstreifen. Die NPD auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft. Chr. Links Verlag, Berlin 2012 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Beleidigungen vor der Christuskirche Wann: CDU-Mitglied beschimpft Pastöre als Kommunisten. Heiko Möhring stört Dritte-Welt-Aktion. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 19. Juli 1976 (pdf).
  13. Askania-Verlag, Lindhorst. In: Blick nach Rechts. 10. Jg., Nr. 5, 9. März 1993, S. 8.
  14. Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke und der Gruppe der PDS/Linke Liste. Drucksache 12/6080, Deutscher Bundestag, 12. Wahlperiode, 8. November 1993, S. 3.