Heinrich Roentgen

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Georg Heinrich Roentgen, auch Röntgen (* 27. Januar 1787; † 1811 in Marokko), war ein deutscher Biologe und Forschungsreisender.

Roentgen war Sohn des Kunsttischlers David Roentgen und dessen Ehefrau Katharina Dorothea (1749–1825), einer Tochter des Pfarrers Emmanuel Scheuer aus Sundhofen im Elsass. Unter acht Kindern, von denen drei Söhne das Erwachsenenalter erreichten, darunter der spätere Diplomat August von Röntgen, wuchs er in einer Familie Herrnhuter Bekenntnisses auf. Sein Großvater war der Kunsttischler Abraham Roentgen, sein Onkel der Theologe und Schriftsteller Ludwig Roentgen.

1807 kam er zum Studium der Naturwissenschaften an die Georg-August-Universität Göttingen. Dort wurde er Schüler des Zoologen und Anthropologen Johann Friedrich Blumenbach. Seinem Lehrer erklärte er beim ersten Treffen, „dass er nunmehr schon mehrere Jahre für Afrika lebe, und nun herkomme, sich bey uns vollends zu einer Reise ins Innere dieses so wichtigen und so wenig bekannten Erdtheils vorzubereiten.“ In vier Semestern in Göttingen lernte er Arabisch bei Thomas Christian Tychsen, unternahm ausgedehnte Fußmärsche und ließ sich beschneiden. Zur Vorbereitung auf die Bereisung Afrikas aß er täglich „auf abessinische Art in dünne Scheiben geschnittenes, rohes Fleisch“.[1] 1809 ging Roentgen mit Empfehlung Blumenbachs zu Joseph Banks nach London, wo er sich einer Forschungsreise der African Association anschließen wollte. Da die Gruppe jedoch schon abgereist war und Banks eine neue Gruppe unverzüglich nicht schicken mochte, konnte er auf eigene Kosten erst am 14. Januar 1811 von Portsmouth aus nach Afrika aufbrechen, nachdem er zwischenzeitlich Phillida Call (≈1774–1855), der Ehefrau des 1809 in Perleberg verschollenen britischen Diplomaten Benjamin Bathurst, bei örtlichen Nachforschungen über den Verbleib ihres Gatten behilflich gewesen war. Kurz vor Roentgens Abreise nach Afrika war das Buch An Account of the Empire of Marocco, and the District of Suse des britischen, in Marokko ansässigen Geschäftsmanns James Grey Jackson († 1850) erschienen, in dem auch Berichte über die Karawanenstadt Timbuktu enthalten waren.[2] In Mogador angekommen wurde Roentgen auf dem Weg nach Timbuktu von einem Reisegefährten ermordet.[3]

In der Kunstsammlung der Universität Göttingen existiert ein Bildnis Roentgens, das von Emil Waldmann dem Maler M. Max Fellfoot zugeschrieben wurde. Auf ihm ist Roentgen, der Korrespondenz auch mit „H. Röntgen Africanus“ zu unterzeichnen pflegte, rückseitig als „Roentgen africanus“ bezeichnet.[4]

  • Ueber die Bewohner von Gingiro, südlich von Abyssinien. In: Allgemeines Archiv für Ethnographie und Linguistik. Band 1, Heft 1, Weimar 1808, S. 231–250 (Google Books).
  • Johann Friedrich Blumenbach: Über Herrn Röntgen’s Reise nach dem innern Afrika. In: Franz Xaver von Zach (Hrsg.): Monatliche Correspondenz zur Beförderung der Erd- und Himmelskunde, XXIV (November 1811), S. 466–472 (Digitalisat).
  • Hans Plischke: Johann Friedrich Blumenbachs Einfluß auf die Entdeckungsreisenden seiner Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1937, S. 42–47.
  • Dietmar Henze: Enzyklopädie der Erforscher und Entdecker. 5 Bände, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 2004, ISBN 978-3-2010-1835-7.
  • Bernd Willscheid: Georg Heinrich Roentgen (1787–1811) – Africanus – Ein Naturforscher aus Neuwied auf dem Weg nach Timbuktu. In: Heimat-Jahrbuch 2022, Landkreis Neuwied, S. 166–185.

Einzelnachweise

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  1. Hans Plischke, S. 43
  2. James Grey Jackson: An Account of the Empire of Morocco, and the District of Suse: Compiled from Miscellaneous Observations Made During a Long Residence In, and Various Journeys Through, Those Countries. To which is Added an Account of Timbuctoo, the Great Emporium of Central Africa. Philadelphia 1810
  3. Harry Liebersohn: The Travelers’ World: Europe to the Pacific. Harvard University Press, 2006, ISBN 0-674-02185-1, S. 129.
  4. Christian Scholl, Anne-Katrin Sors (Hrsg.): Akademische Strenge und künstlerische Freiheit. Die Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Kunstsammlung der Universität Göttingen. Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2013, ISBN 978-3-86395-102-3, S. 267 (Google Books)