Hermann Hagena
Hermann Hagena (* 20. November 1931 in Kigarama, Ostafrika; † 14. November 2022[1]) war ein deutscher Offizier (Brigadegeneral), Pilot und Autor. Zuletzt war er stellvertretender Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jurastudium
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1952 bis 1955 studierte Hermann Hagena Rechts- und Staatswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Philipps-Universität Marburg. 1951/52 war er Fulbright-Stipendiat am Liberal Arts Hamilton College in Clinton, New York. Nach dem juristischen Staatsexamen 1955 war er Gerichtsreferendar und Doktorand am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. 1959 wurde er bei Hermann Mosler mit einer völkerrechtlichen Arbeit über Die Stellung staatlicher Repräsentanten in internationalen politischen Organisationen zum Doktor beider Rechte (Dr. iur. utr.) promoviert.
Militärischer Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Beförderungen
- 1959 Leutnant
- 1960 Oberleutnant
- 1963 Hauptmann
- 1967 Major
- 1970 Oberstleutnant
- 1974 Oberst
- 1984 Brigadegeneral
Bereits 1957 trat Hagena in die Luftwaffe der Bundeswehr ein. Er absolvierte die Offizierausbildung beim Luftwaffenausbildungsregiment 1 in Uetersen und an der Offizierschule der Luftwaffe (OSLw) in Faßberg. 1958/59 war er Gruppen- und Zugführer beim Luftwaffenausbildungsregiment in Altenwalde. 1959 wurde er auf L-18 gescreent. Außerdem wurde er als Sprachlehrer eingesetzt. 1959/60 durchlief er die sprachliche und fliegerische Ausbildung auf der Lackland Air Force Base in San Antonio, auf der Bartow Air Base in Bartow, Florida und auf der Webb Air Force Base in Big Spring, Texas. Dabei wurde er auf T-37, F-86 und T-33 ausgebildet. 1960/61 war er Lehrgangsteilnehmer in Fürstenfeldbruck. 1961 erhielt er die Tagjagdausbildung (F-86) an der Waffenschule der Luftwaffe 10 in Oldenburg. Von 1961 bis 1963 war er Jagdfliegerführer (F-86) und erhielt eine S3-Ausbildung beim Jagdgeschwader 73 (heute: „Steinhoff“).
Im Rahmen eines Austauschprogramms mit der US Air Force war er im Dienstgrad eines Hauptmanns von 1963 bis 1966 als Fluglehrer und Assistant Professor an die Air Force Academy (USAFA) nach Colorado Springs, Colorado abkommandiert. Von 1966 bis 1968 war er Flugzeugführer (F-104G), Einsatzstabsoffizier und stellvertretender Kommandeur der Fliegenden Gruppe beim Jagdgeschwader 74 (heute: Taktisches Luftwaffengeschwader) in Neuburg an der Donau, das von 1973 bis 2005 den Beinamen „Mölders“ trug.
Von 1968 bis 1970 durchlief er den 13. Generalstabslehrgang Luftwaffe an der Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) in Hamburg. Von 1970 bis 1972 war er Referent der Luftwaffe in der Stabsabteilung Planung im Führungsstab der Streitkräfte (Fü S VI 3) in Bonn. Danach war er Hörsaalleiter bei der Generalstabsausbildung Luftwaffe und von 1974 bis 1977 war er Chef des Stabes Abteilung Ausbildung und Lehre an der FüAkBw. 1977 wurde er Referatsleiter Ausbildung Führungsstab der Luftwaffe (Fü L I 5) in Bonn. Von 1984 bis 1989 war er Stellvertreter der Kommandeure Dieter Wellershoff, Dieter Clauß, Jörn Söder und Werner von Scheven an der FüAkBw.
1989 wurde er als Brigadegeneral in den einstweiligen Ruhestand versetzt.
Politische Aktivitäten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Politisch engagierte sich Hagena ab Ende der 1960er Jahre in der Europäischen Föderalistischen Partei (EFP), für die er bei der Bundestagswahl 1969[2] erfolglos im Wahlkreis Pinneberg (Wahlkreis 9) als Direktkandidat und auf der schleswig-holsteinischen Landesliste (10/13) kandidierte. Unter Hans-Wittich von Gottberg war er Pressesprecher[3] der Partei.
Studien- und Beratertätigkeit, Publizistik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einem Studium der Slawistik von 1989 bis 1991 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn blieb er als Berater (Russland/Ukraine, europäische Luftfahrtindustrie) und Publizist tätig. Besondere Aufmerksamkeit über militärische und sicherheitspolitische Fachkreise hinaus erlangte er mit seinem publizistischen Engagement für die Rehabilitation Werner Mölders’.
Hagena war Mitglied in der Clausewitz-Gesellschaft, im Arbeitskreis Militär und Sozialwissenschaften, in der Gemeinschaft der Flieger Deutscher Streitkräfte, in der Mölders-Vereinigung beim Jagdgeschwader 74 in Neuburg/Donau und bei den „Mölders-Freunden“.
Außerdem war Hermann Hagena seit 1991 Mitglied[4] in der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS e. V.) bis zu ihrer Auflösung 2015 und veröffentlichte Beiträge in mehreren Heften der DSS-Arbeitspapiere.
Familie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hagena war verheiratet und Vater von drei Kindern.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Dermot Bradley, Heinz-Peter Würzenthal, Hansgeorg Model: Die Generale und Admirale der Bundeswehr 1955–1997 – Die militärischen Werdegänge (= Dermot Bradley [Hrsg.]: Deutschlands Generale und Admirale. Teil VIb). Band 2, Teilband 1, Gaedcke – Hoff. Biblio-Verlag, Osnabrück 2000, ISBN 3-7648-2562-6, S. 211–212.
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tiefflug in Mitteleuropa. Chancen und Risiken offensiver Luftkriegsoperationen. Nomos-Verlag, Baden-Baden 1990 (= Militär, Rüstung, Sicherheit, 58), ISBN 3-7890-1914-3.
- Mit Niklas von Witzendorff: Sicherheitspolitische Aspekte der Entwicklung nach der deutschen Wiedervereinigung. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): DSS-Arbeitspapiere, Heft 30, Dresden 1996, ISSN 1436-6010. 37 S.
- Mit Hartwig Hagena und Niklas von Witzendorff: Eine Raketenabwehr für Europa?.Probleme und Erfahrungen mit den Systemen MEADS und PAC-3. Stiftung Wissenschaft und Politik, Ebenhausen 2000.
- Hrsg. mit Reinhard Mutz: Streitkräfte und Strategien. Sicherheitspolitik – kontrovers diskutiert. Beiträge einer Sendereihe des Norddeutschen Rundfunks. Nomos Verlag, Baden-Baden 2001 (= Demokratie, Sicherheit, Frieden, 138), ISBN 3-7890-7344-X.
- Angriff die beste Verteidigung? Zur wechselvollen Geschichte dieses Prinzips. In: Gemeinsame Sicherheit - ein schwieriger Lernprozess. Prof. Dr. Rolf Lehmann zum 70. Geburtstag. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): DSS-Arbeitspapiere, Heft 70, Dresden 2004, ISSN 1436-6010. S. 61–72. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-340207
- Reflexionen des neuen Denkens in der Bundeswehr. In: Philosophisches Denken über Krieg und Frieden. Umwälzende Einsichten an der Militärakademie und ihr Fortwirken in der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. Beiträge zum Kolloquium am 13. September 2005. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): DSS-Arbeitspapiere, Heft 76, Dresden 2005, ISSN 1436-6010. S. 21–27. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-339867
- Militärische Optionen gegen das Nuklearprogramm des Iran. In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): Zur Bewertung militärischer Optionen gegen das Nuklearprogramm des Iran. Schriftenreihe DSS-Arbeitspapiere, Heft 81, Dresden 2006, S. 3–15. (slub-dresden.qucosa)
- Jagdflieger Werner Mölders. Die Würde des Menschen reicht über den Tod hinaus. Ein Beitrag über militärische Vorbilder und Traditionen. Helios Verlag, Aachen 2008, ISBN 978-3-938208-66-3.
- Zur Rolle persönlicher Begegnungen in der Entwicklung von gegenseitigem Verstehen und Vertrauen. In: Militärakademie 'Friedrich Engels'. Historisch-kritische Nachbetrachtung zum 50. Jahrestag ihrer Gründung. Beiträge zum Kolloquium am 10. Januar 2009 im Rathaus Dresden. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): DSS-Arbeitspapiere, Heft 95, Dresden 2009, S. 117–125. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-321515
- Zwanzig Jahre Dresdener Studiengemeinschaft – Veteranenverein oder Avantgarde im Denken über Krieg, Sicherheit und Frieden? Oder auch: Was bleibt? In: (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 20 Jahre DSS e. V. Schriftenreihe DSS-Arbeitspapiere, Heft 100, Dresden 2010, ISSN 1436-6010. S. 38–44. (slub-dresden.qucosa)
- Afghanistan: ein sinnloser Krieg? In: Brennpunkt Afghanistan. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): DSS-Arbeitspapiere, Heft 102, Dresden 2011, S. 3–36. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-325009
- 25 Jahre DSS – Ein Blick zurück. In: Friedensdenken und Friedensbewegung in Symbiose. Abschlussveranstaltung Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik, Oktober 2015. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS): DSS-Arbeitspapiere, Heft [116], Dresden 2016, ISSN 1436-6010. S. 22–24. (slub-dresden.qucosa)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Hermann Hagena im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Hermann Hagena in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Suche nach Hermann Hagena im Online-Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (Achtung: Die Datenbasis hat sich geändert; bitte Ergebnis überprüfen und
SBB=1
setzen) - General a. D. Hermann Hagena: Kurzinfo über Hagena als Referent der Internationalen Münchner Friedenskonferenz, Februar 2008
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Traueranzeige Hermann Hagena. Abgerufen am 21. November 2022.
- ↑ Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.B. – Volksvertretung im Wiederaufbau 1946–1961. Bundestagskandidaten und Mitglieder der westzonalen Vorparlamente. Eine biographische Dokumentation. Droste, Düsseldorf 2000, ISBN 3-7700-5224-2, S. 428.
- ↑ Europa-Partei: Umsetzung von Kraft. In: Der Spiegel, 47/1972, 13. November 1972, S. 50–51, hier: S. 51.
- ↑ Die Mitglieder der Studiengemeinschaft. In: Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 20 Jahre Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V. (Hrsg.) DSS e. V.: DSS-Arbeitspapiere, Heft 100, Dresden 2001, ISSN 1436-6010. S. 148–149. (slub-dresden.qucosa)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hagena, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Brigadegeneral, Pilot und Autor |
GEBURTSDATUM | 20. November 1931 |
GEBURTSORT | Kigarama, Ostafrika |
STERBEDATUM | 14. November 2022 |
STERBEORT | Bonn |