Hermann Jacobsohn

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Hermann Jacobsohn
Unterschrift von Hermann Jacobsohn in einem Brief vom 22. Oktober 1932 an Albert Bachmann

Hermann Jacobsohn (* 30. August 1879 in Lüneburg; † 27. April 1933 in Marburg[1]) war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Universitätsprofessor.

Stolperstein in der Schückingstraße 24 in Marburg
Grabstein auf dem Hauptfriedhof in Marburg

Nach Abitur, Studium der Altphilologie und Indogermanistik in Freiburg im Breisgau, Berlin und Göttingen promovierte Jacobsohn und habilitierte sich in München. Er gehörte der Burschenschaft Neogermania Berlin im ADB an.[2] Von 1904 bis 1911 war er, unter anderem als Etymologe, am Thesaurus linguae Latinae tätig.[3] 1911 trat er eine Stelle als außerordentlicher Professor für vergleichende Sprachwissenschaft in Marburg an.

Am Ersten Weltkrieg nahm Jacobsohn als Dolmetscher teil; seine Tätigkeit brachte ihn in Kontakt mit russischen Kriegsgefangenen, deren Sprachen (u. a. Russisch, Karelisch, Estnisch) er studierte. Darüber hinaus widmete er sich in Vorträgen Fragen der russischen und ukrainischen Geschichte und Politik. In der Weimarer Republik war er Mitglied der DDP.

1922 wurde Jacobsohn zum ordentlichen Professor berufen. 1928 hielt er Vorträge an der Akademie der Wissenschaften in Helsinki und wurde im selben Jahr Dekan seiner Fakultät. Ein Jahr später wurde ihm kommissarisch die Leitung des Deutschen Sprachatlas übertragen.

Am 25. April 1933 wurde Jacobsohn auf Grund des zweieinhalb Wochen zuvor erlassenen Berufsbeamtengesetzes, durch welches Juden vom Staatsdienst ausgeschlossen wurden, entlassen. Zwei Tage später warf er sich am Marburger Südbahnhof vor einen Zug. Hermann Jacobsohn wurde in seiner Geburtsstadt Lüneburg auf dem jüdischen Friedhof bestattet, der 1938 vollkommen zerstört wurde.[4]

Hermann Jacobsohn war ein Sohn des Bankiers Moritz Jacobsohn und war verheiratet mit Margarethe Flemming. Zwei seiner Schwestern wurden Opfer des Holocaust. Sein Sohn Helmuth Jacobsohn (1906–1994) begründete an der Marburger Universität die Ägyptologie.[5]

Der ihm zu Ehren benannte Hermann-Jacobsohn-Weg in Marburg ist eine Seitenstraße der Weintrautstraße. Es ist dies die Straße, in der sich Jacobsohn das Leben nahm. Zufällig war hier späterhin der Deutsche Sprachatlas über viele Jahre hinweg ansässig.[6]

Werke (Auswahl)

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  • Hermann Jacobsohn. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
  • Jacobsohn, Hermann. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 12: Hirs–Jaco. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-22692-2, S. 340–343.
  • Utz Maas: Verfolgung und Auswanderung deutschsprachiger Sprachforscher 1933–1945. Eintrag zu Hermann Jacobsohn (abgerufen: 13. April 2018)
  • Die Philipps-Universität im Nationalsozialismus Veranstaltungen der Universität zum 50. Jahrestag des Kriegsendes am 8. Mai 1995. Hrsg. vom Konvent der Philipps-Universität Marburg, 1996 (darin: Harald Maier-Metz: Hermann Jacobsohn. Sein Leben. Michael Job: Hermann Jacobsohn. Sein Werk).
  • Ruth Verroen et al. (Hrsg.): Leben Sie? Die Geschichte der deutsch-jüdischen Familie Jacobsohn. Marburg 2000, ISBN 3-8185-0292-7.
  • Ruth Verroen: Leben Sie? Die Geschichte einer jüdischen Familie in Deutschland (1845–1953). Marburg 2015 (Jonas Verlag), ISBN 978-3-89445-506-4.
Commons: Hermann Jacobsohn – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. siehe Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAMR), Best. 915 Nr. 5741, S. 254 (Digitalisat).
  2. Georg Schwartzer (Hrsg.): Adreßbuch des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes. Stand vom 1. Juli 1914, Magdeburg 1914, S. 29.
  3. Dietfried Krömer, Manfred Flieger (Hrsg.): Thesaurus-Geschichten. Beiträge zu einer Historia Thesauri linguae Latinae von Theodor Bögel (1876–1973). Leipzig 1996. ISBN 3-8154-7101-X, S. 137, 196.
  4. Ruth Verroen: Leben Sie? Die Geschichte einer jüdischen Familie in Deutschland (1845–1953). Marburg 2015, S. 80
  5. „Jacobsohn, Hermann“, in: Professorenkatalog der Philipps-Universität Marburg
  6. Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas