Bahnstrecke Rheinhausen–Kleve
Die Bahnstrecke Rheinhausen–Kleve (Niederrheinstrecke) ist eine ehemals durchgehende Eisenbahnstrecke am Niederrhein in Nordrhein-Westfalen.
Die Strecke ist zwischen Rheinhausen und Rheinkamp zweigleisig ausgebaut und als Hauptbahn klassifiziert, bis Xanten verläuft sie weiter als eingleisige Nebenbahn. Der letzte Abschnitt bis Kleve ist seit 1990 außer Betrieb. Bis Millingen (bei Rheinberg) ist die Strecke mit Oberleitung elektrifiziert.
Namensgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Niederrheinstrecke wurde 1903/04 unter dem Namen Hippeland-Express von der Preußischen Staatseisenbahn gebaut. „Hippe“ bedeutet Ziege im niederrheinischen Dialekt, als typisches Haustier der niederrheinischen Landbevölkerung zeigte der Name der Bahnstrecke auch die wirtschaftliche Struktur des Niederrheins. Diese und die vergleichsweise dünne Besiedlung sind maßgeblich für den Niedergang der Gesamtstrecke und die Stilllegung des Nordteils.
Verlauf der Strecke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die am 15. August 1904 offiziell eröffnete Strecke beginnt im Bahnhof Rheinhausen, dort schert sie bis heute niveaugleich aus der Bahnstrecke Osterath–Dortmund Süd der ehemaligen Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft (RhE) aus, über die sie betrieblich bis zum Duisburger Hauptbahnhof durchgebunden wird.
Auf heutigem Duisburger Stadtgebiet kreuzte sie im Bahnhof Trompet (ebenfalls niveaugleich) die ehemalige Bahnstrecke Duisburg-Ruhrort–Mönchengladbach, die vor der Verstaatlichung zuletzt der ehemaligen Bergisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft (BME) gehörte.
Im ehemaligen Bahnhof Menzelen West kreuzt sie niveaufrei zunächst die ehemalige Bahnstrecke Haltern–Venlo, einem Teilstück der Hamburg-Venloer Bahn der ehemaligen Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (CME), und kurz danach die ehemalige Bahnstrecke Boxtel-Büderich der ehemaligen Noord-Brabantsch-Duitsche Spoorweg-Maatschappij. Die Strecke endete schließlich im Bahnhof Kleve an der Linksniederrheinischen Strecke (wiederum RhE).
Teilstilllegung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den 1970er und 1980er Jahren wurden viele Industriebetriebe und Zechen in Duisburg und anderen Städten des Ruhrgebiets stillgelegt, so dass weniger Pendler die Strecke nutzten und diese im Laufe der Zeit immer unrentabler wurde.
Die Fahrgastzahlen gingen so weit zurück, dass sich die Deutsche Bundesbahn entschloss, einen Teil der Strecke zwischen Kleve und Xanten aufzugeben. Dringende Ausbesserungsarbeiten im nördlichen Teil wurden daher vertagt und schließlich gar nicht mehr durchgeführt. Der Personenverkehr auf diesem Abschnitt wurde am 29. Dezember 1989 und der Güterverkehr am 28. Februar 1990 eingestellt, die Strecke 2003 zurückgebaut.
Seit 2010 wird am Bau eines Fahrradweges auf der Trasse gearbeitet. Dieser ist bisher zwischen Xanten und Marienbaum fertiggestellt. Im Sommer 2012 wurde ein weiteres Teilstück in Kleve fertiggestellt. Bis der Radweg zwischen Xanten und Kleve vollständig befahrbar ist, werden vermutlich noch einige Jahre vergehen, da diese Investitionen von der Landesförderung und den Realisierungsmöglichkeiten in den Anliegerkommunen abhängig sind. Überdies wurden einige der ehemaligen Bahntrassengrundstücke verkauft, sodass eine komplett durchgängige Befahrbarkeit auf der alten Trasse nicht möglich sein wird.
Im Bebauungsplan der Stadt Xanten ist vermerkt, dass der stillgelegte Streckenabschnitt (Kleve–Xanten) trotz Entwidmung nach dem Regionalplan des Regierungsbezirks Düsseldorf (Gebietsentwicklungsplan GEP 99) nicht überbaut werden darf, um eine etwaige spätere Reaktivierung zu ermöglichen.[3] Eine Wiederbelebung auf der alten Trasse nördlich des Xantener Bahnhofs ist jedoch unwahrscheinlich, da sie einen Teil der als Bodendenkmal und Welterbe geschützten Römerstadt Colonia Ulpia Traiana schneidet und der Bestandsschutz der alten Strecke erloschen ist.[4]
Erweiterung von Rheinkamp nach Kamp-Lintfort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Kamp-Lintfort forderte seit den 2010er Jahren eine Anbindung über die Strecke der Grubenanschlussbahn (Bahnstrecke Zeche Friedrich Heinrich–Rheinpreußen-Hafen) durch eine Spange, welche in Rheinkamp abzweigt. In Moers endende Züge würden dorthin verlängert. Ende 2016 kam die Zusage der Landesregierung, wonach diese Verbindung bis 2020 realisiert werden soll. Hierdurch werden die künftige Landesgartenschau und der Kamp-Lintforter Campus der Hochschule Rhein-Waal angebunden. Nachdem die Eröffnung der Landesgartenschau wegen der COVID-19-Pandemie um einige Wochen verschoben wurde, startete der Wochenendpendelverkehr am 16. Mai 2020.[5][6]
Bedienungsangebot
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Niederrheinstrecke wird im SPNV zwischen Duisburg und Xanten täglich im Stundentakt mit Kreuzung in Moers zur üblichen Symmetrieminute :28 und von Duisburg nach Moers montags bis freitags sowie samstags tagsüber alle 30 Minuten von der Regionalbahn RB 31 „Der Niederrheiner“ genutzt. Der Dreißigminutentakt wird in der Hauptverkehrszeit mit je zwei Zugpaaren von beziehungsweise nach Xanten durchgebunden. An Samstagen, Sonn- und Feiertagen war im Stundentakt die Regionalbahn RB 31 „Der Niederrheiner“ vom 16. Mai bis 11. Oktober 2020 zwischen Duisburg und Kamp-Lintfort Süd Landesgartenschau 2020 mit Zwischenhalt Bahnhof Rheinhausen – Haltepunkt Rumeln – Trompet – Bahnhof Moers während der Landesgartenschau im Angebot. Seit Februar 2020 ist an Wochenarbeitstagen der Regional-Express RE 44 „Fossa-Emscher-Express“ im Stundentakt ab Moers über Duisburg und Oberhausen nach Bottrop unterwegs.
Durchgeführt wurde der Schienenpersonennahverkehr bis Dezember 2009 von der DB Regio NRW, die Dieseltriebwagen der Baureihe 643 in Einzel- oder Doppeltraktion einsetzte.
Im Dezember 2009 hat die NordWestBahn die Nahverkehrsleistungen auf dieser Strecke übernommen, da sie die Ausschreibung des Niers-Rhein-Emscher-Netzes gewonnen hatte. Zum Einsatz kommen Triebwagen vom Typ LINT 41. Zum September 2022 wurden die Leistungen konzernintern an die RheinRuhrBahn übertragen. Die bisher von der NordWestBahn eingesetzten Fahrzeuge werden weiterhin eingesetzt.
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DB-Baureihe 643 der DB im Bahnhof Moers
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LINT 41 der NWB im Bahnhof Trompet
Sonstiges
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bahnübergang in Birten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der schwer einsehbare, unbeschrankte Bahnübergang an der Römerstraße bei Birten soll mit Schranken ausgestattet werden, da es dort wiederholt zu Verkehrsunfällen mit Fahrzeugen kam.[7][8]
Unfall 2024
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 24. September 2024 kolligierte ein Regionalzug der RheinRuhrBahn im Bahnhof Rheinkamp mit einer abgestellten Lokomotive. Elf Personen wurden dabei leicht, drei Personen schwer verletzt.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Paul Höpfner: Eisenbahnen. Ihre Geschichte am Niederrhein. Mercator Verlag, Duisburg 1986, ISBN 3-87463-132-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]NRWbahnarchiv von André Joost:
- Strecke 2330: Rheinhausen ↔ Kleve
weitere Belege:
- Eintrag zu Eisenbahnstrecke Rheinhausen–Kleve in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland
- Jürgen Stock: Kamp-Lintfort – VRR: Grünes Licht für Niederrheinbahn. In: RP Online. 29. Oktober 2016, abgerufen am 17. Juli 2017.
- Hippeland-Express (Private Website)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ DB Netze - Infrastrukturregister
- ↑ Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
- ↑ Bebauungsplan Nr. 156 – östlicher Teilbereich. (PDF; 746 kB) Stadt Xanten, 2011, S. 5, abgerufen am 2. Juli 2020.
- ↑ Römische Stadt ist Welterbe. Abgerufen am 29. November 2022.
- ↑ RP ONLINE: Test war erfolgreich: Niederrheinbahn: Laga-Pendelverkehr startet am 16. Mai. Abgerufen am 8. Mai 2020.
- ↑ Reaktivierung der Niederrheinbahn: Pendelbetrieb zur Landesgartenschau in Kamp-Lintfort gestartet land.nrw.de, abgerufen am 23. Mai 2020
- ↑ Xanten: Zug kollidiert mit Taxi am Bahnübergang in Birten. In: NRZ. 10. November 2019, abgerufen am 24. November 2019.
- ↑ Bahn will mit Stadt über Schranke in Birten sprechen. In: RP. 20. November 2019, abgerufen am 24. November 2019.
- ↑ Zugunglück in Moers: Viele Verletzte – Untersuchungen laufen. In: Neue Ruhr Zeitung. 24. September 2024, abgerufen am 24. September 2024.