Hoganit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Hoganit
Dunkelblaugrüne Hoganitkristalle auf einer Kupfer- und Limonit-Matrix aus den Oumjrane Minen, Alnif, Marokko
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

2001-029[1]

IMA-Symbol

Hgn[2]

Chemische Formel Cu(CH3COO)2·H2O[3][1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Organische Verbindungen
System-Nummer nach
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IX/A.02-016

10.AA.35
50.02.07.01
Ähnliche Minerale Paceit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Gitterparameter a = 13,162(3) Å; b = 8,555(2) Å; c = 13,850(3) Å
β = 117,08(3)°[3]
Formeleinheiten Z = 8[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 1,5
Dichte (g/cm3) berechnet: 1,910[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}, deutlich nach {101}[4]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe bläulichgrün bis dunkelblaugrün
Strichfarbe hellblau
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,533(2)[3]
nβ = 1,541(3)[3]
nγ = 1,554(2)[3]
Doppelbrechung δ = 0,0210
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 85(5)° (gemessen); 76,8° (berechnet)[3]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Wasser

Hoganit ist ein extrem seltenes, sekundäres Mineral aus der Mineralklasse der „organischen Verbindungen“ mit der chemischen Zusammensetzung Cu(CH3COO)2·H2O und damit chemisch gesehen ein Kupferacetat.

Hoganit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt bläulich-grüne, prismatische oder tafelige Kristalle bis etwa 0,6 mm. Es ist ein vergleichsweise weiches Mineral mit einer Mohshärte von 1,5 und einer blass-blauen Strichfarbe.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral wurde nach dem australischen Mineraliensammler Graham P. Hogan (* 1957) benannt, der es als erster in der Perilya Potosi Mine (Broken Hill, New South Wales, Australien) fand. Analysiert und beschrieben wurde es 2002 von D. E. Hibbs, Uwe Kolitsch, P. Leverett, J. L. Sharpe und P. A. Williams. Noch im selben Jahr wurde es von der IMA offiziell als Mineral anerkannt.[3]

Acetate als natürlich vorkommende Mineralien sind extrem selten, obwohl Essigsäure in der Natur weit verbreitet ist. Bis zur Anerkennung des Hoganits als Mineral war Calclacit der einzig bekannte Vertreter dieser Stoffklasse, wobei er anthropogenen Ursprungs ist.[3] Es wurde bis dahin vermutet, dass Calclacit der einzige Vertreter der Acetate bleiben wird und eine rein natürliche Bildung von anderen Acetaten wurde als sehr unwahrscheinlich erachtet. Mit der Anerkennung des Hoganits als Mineral durch die IMA ist er der erste Vertreter dieser Stoffklasse, der ohne anthropogenen Einfluss entstanden ist.

Typmaterial des Minerals wird im Broken Hill Geocentre in Broken Hill, dem Australian Museum in Sydney und dem Museum of Victoria in Melbourne aufbewahrt.

Da der Hoganit erst 2001 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IX/A.02-16. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort der Abteilung „Salze organischer Säuren“, wo Hoganit zusammen mit Abelsonit, Calclacit, Chanabayait, Dashkovait, Earlandit, Formicait, Joanneumit, Julienit, Kafehydrocyanit, Mellit, Paceit, Pigotit die zusammengefasste Gruppe „Andere organische Salze, unter anderem Mellate, Citrate und Acetate“ bildet (Stand 2018).[5]

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[6] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet Hoganit ebenfalls in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese ist allerdings jetzt klar nach den Stoffgruppen unterteilt, die die Grundlage des jeweiligen Minerals bilden, so dass Hoganit entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Acetate“ zu finden ist, wo er als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 10.AA.35 bildet.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hoganit in die Klasse und gleichnamige Abteilung der „organischen Minerale“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Hoganitgruppe“ mit der System-Nr. 50.02.07 und dem weiteren Mitglied Paceit innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Mellitate, Citrate, Cyanate und Acetate)“ zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hoganit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 13,162(3) Å, b = 8,555(2) Å, c = 13,850(3) Å und β = 117,08(3)° sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Hoganit bildet kleine prismatische oder tafelförmige Kristalle aus, wobei die prismatischen Ausbildungen in ihrer Form den Kristallen von Turmalin ähneln.

Thermonalytische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Hoganit völlig analog zu reinem Kupferacetat verhält. Wie dieses gibt er bei Temperaturen zwischen 83 °C und 95 °C sein Kristallwasser ab und zersetzt sich oberhalb von 222 °C unter Bildung von Kupfer(II)-oxid, Kohlendioxid und Wasser.[7]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Hoganit ist bisher nur die Typlokalität Perilya Potosi Mine (Potosi Mine) in Broken Hill bekannt geworden.[8] Hier bildete sich Hoganit neben Paceit im sogenannten Eisernen Hut der Lagerstätte durch die Reaktion von verwitterten Erzen mit sich zersetzendem, pflanzlichen Material, insbesondere mit verrottendem Laub. Des Weiteren wird die Bildung über zerfallende Holzkonstruktionen in den entsprechenden Bergwerksanlagen diskutiert. Von den Erstbeschreibern wird darauf Wert gelegt, dass der Eintrag der pflanzlichen Zersetzungsprodukte nicht durch den Menschen verursacht wurde. Das Mineral bildet sich nachweislich am Fundort und nicht wie beim Calclacit nachträglich; es ist somit kein Museumsartefakt.[3]

Das Mineral kommt an diesem Fundort als isolierte, prismatische Nadel mit einer Länge von 0,6 mm vor. Als Begleitminerale treten neben Paceit unter anderem noch Linarit, Malachit, Azurit, kupferhaltiger Smithsonit, Cerussit, Goethit, Hämatit und Quarz auf.

  • D. E. Hibbs, Uwe Kolitsch, Peter Leverett, J. L. Sharpe, P. A. Williams: Hoganite and paceite, two new acetate minerals from the Potosi mine, Broken Hill, Australia. In: Mineralogical Magazine. Band 66, Nr. 3, Juni 2002, S. 459–464, doi:10.1180/0026461026630042 (rruff-2.geo.arizona.edu [PDF; 116 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
  • Ray L. Frost, Anthony Musumeci: A spectroscopic and thermoanalytical study of the mineral hoganite. In: Spectrochimica Acta Part A: Molecular and Biomolecular Spectroscopy. Band 67, 2007, S. 48–57, doi:10.1016/j.saa.2006.05.037 (mineralogicalassociation.ca [PDF; 30 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
Commons: Hoganite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c d e f g h i j k l D. E. Hibbs, Uwe Kolitsch, P. Leverett, J. L. Sharpe, P. A. Williams: Hoganite and paceite, two new acetate minerals from the Potosi mine, Broken Hill, Australia. In: Mineralogical Magazine. Band 66, Nr. 3, Juni 2002, S. 459–464, doi:10.1180/0026461026630042 (rruff.info [PDF; 116 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
  4. Hoganite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 69 kB; abgerufen am 22. August 2022]).
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  6. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  7. Anthony Musumeci and Ray L. Frost: A spectroscopic and thermoanalytical study of the mineral Hoganite. In: Spectrochimica Acta Part A: Molecular and Biomolecular Spectroscopy. Band 67, Nr. 1, 2007, S. 48–57 (eprints.qut.edu.au [PDF; 448 kB; abgerufen am 4. September 2017]).
  8. Hoganite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 11. April 2022 (englisch).