Horst Wessel als Namensgeber von Straßen und Plätzen
Horst Wessel war während der Zeit des Nationalsozialismus ein häufiger Namensgeber von Straßen und Plätzen im Gebiet des damaligen Deutschen Reichs sowie in besetzten Gebieten. Der Berliner Bezirk Friedrichshain wurde in Horst-Wessel-Stadt umbenannt.[1] Die Benennungen dienten der NSADP zu dessen Stilisierung als „Märtyrer der Bewegung“. Wie eine Untersuchung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe für Westfalen und Lippe dokumentiert, waren die Umbenennungen bis in kleine Städte und Dörfer weit verbreitet.[2] Nach 1945 wurden alle Straßen und Plätze mit Horst Wessel als Namensgeber im Rahmen der Entnazifizierung umbenannt.
Horst-Wessel-Straßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Folgenden eine Auswahl von Straßen, die ehemals Horst-Wessel-Straße hießen, ggf. mit Angabe der früheren und der heutigen Benennung:
- Breslau: davor Grüneichener Weg, heute ul. Zygmunta Wróblewskiego[3]
- Bützow: davor und danach Rühner Straße[4]
- Düsseldorf: davor und danach Kölner Straße ab Wehrhahn bis zum Worringer Platz, der zum Horst Wessel Platz wurde[5]
- Eisenach: davor und heute Katharinenstraße[6]
- Herne-Sodingen: davor Fritz-Ebert-Straße, ab 1945 Händelstraße[7]
- Kolberg: seit 1948 1 Maja
- Kulmbach: davor und ab 9. Mai 1945 Blaicherstraße[8]
- München-Untermenzing: ab 1945 Jennerstraße[9]
- Northeim: heute Bachstraße[10]
- Offenburg: Umbenennung zwischen Zellerstraße und Krankenhaus, davor und heute Ebertstraße[11]
- Seehausen (Altmark): heute Damaschkestraße oder Winckelmannstraße
- Wanne-Eickel: davor Ebertstraße, 1945 Rückbenennung, ab 1974 Dürerstraße[7]
- Wien-Rodaun: ab 1947 Hauptstraße, seit 1954 Teil der Willergasse[12]
- Würzburg: davor Friedrich-Ebert-Straße, ab 1945 Grombühlstraße[13]
- Zwickau:[14]
- heutige Eduard-Soermus-Straße (1933–1944)
- Teil der heutigen Freiheitsstraße
- heutige Salutstraße (1936–1945)
- heutige Von-Schlegel-Straße (1936–1945)
Horst-Wessel-Plätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Folgenden eine Auswahl von Plätzen, die ehemals Horst-Wessel-Platz hießen, ggf. mit Angabe der früheren und der heutigen Benennung:
- Ahaus: davor und heute Rathausplatz[2]
- Barmen: davor und heute Alter Markt
- Bad Berleburg, davor Bleichmarkt und Viehmarkt, ab 1945 Marktplatz[2]
- Berlin: davor Bülowplatz und heute Rosa-Luxemburg-Platz
- Bocholt, davor und heute Markt[2]
- Bonn, heute An der Schlosskirche/Franziskanerstraße[15]
- Brake: 1936 neu gebautes Dorfzentrum Horst-Wessel-Platz, danach Schulstraße, heute Ewerbeckstraße[16]
- Dessau: davor Neumarkt, dann Wilhelm-Pieck-Straße, heute Kurze Gasse und Kavalierstraße[17]
- Dortmund: davor und heute Nordmarkt
- Dresden: davor und heute Strehlener Platz
- Düsseldorf: davor und heute Worringer Platz[18]
- Frankfurt am Main: davor und heute Rathenauplatz (vgl. Liste der Straßennamen von Frankfurt am Main/R)
- Frankfurt (Oder): 1933 Erstbenennung als Potsdamer Straße mit dem Schinkel-Platz; der Platz wurde 1936 in Horst-Wessel-Platz und 1948 in Thälmannplatz umbenannt, 1992 wurde die gesonderte Benennung des Platzes wieder aufgegeben und er ist heute ein Teil der Potsdamer Straße[19]
- Gladbeck: davor Jovyplatz, mit Dienstgebäude der Gestapo[20]
- Griesheim: vom 10. August 1933 bis zum 21. August 1947, vor und nachher (Georg-)Schüler-Platz[21]
- Hanau: davor Kanalplatz, danach Kanaltorplatz
- Hannover: davor und danach Königsworther Platz
- Köln: davor Königsplatz und Rathenauplatz, heute wieder Rathenauplatz
- Kulmbach: ab 9. Mai 1945 Pörbitscher Platz[8]
- Leipzig, Stadtteil Volkmarsdorf: davor und heute Volkmarsdorfer Markt, von 1945 bis 2012 Ernst-Thälmann-Platz[22]
- Magdeburg, Stadtteil Ottersleben: später Geschwister-Scholl-Platz, heute Eichplatz
- Mainz: von 1894 bis 1933 Forsterplatz, 1933 kurz Horst-Wessel-Platz, 1933 bis heute 117er Ehrenhof[23]
- Neustrelitz: davor und heute wieder Marktplatz tu-cottbus.de
- Offenbach am Main: davor und danach Aliceplatz[24]
- Offenburg: davor und heute Ebertplatz[11]
- Schneidemühl: vorher Brunnenplatz bzw. Berliner Platz, heute Plac 9 Maja[25]
- Traunstein: davor und danach Maxplatz bzw. Maximiliansplatz[26]
- Himberg (damals zu Wien, vgl. Groß-Wien): seit 1949 Himberger Kirchenplatz wien.gv.at
- Wien (10. Bezirk): ursprünglich Eugenplatz, ab 1920 und seit 1945 Viktor-Adler-Platz[27]
- Zwickau: Virchowplatz (1933–1945)[28]
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ "Hebt ihn hoch, den Toten". via Tagesspiegel, 26. September 2013, abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ a b c d Eintrag auf der Webseite des LWL-Projekts Die Straßenbenennungspraxis in Westfalen und Lippe während des Nationalsoszialismus
- ↑ Barbara Anna Woyno- info@polish-online.com: Breslau (Wrocław) – alte Straßennamen. In: www.polish-online.com. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Berthold Ditz: 10 Jahre Ortsgruppe Bützower. In: Werdegang der Ortsgruppe Bützow der NSDAP. Ratsbuchdruckerei Carl Buhr, Bützow 1935.
- ↑ Digitale Sammlungen / 1940 [1040] / Search Horst-Wessel-Str. [1040-1049]. In: Adressbuch der Stadt Düsseldorf 1940. Digitale Sammlungen der Uni Düsseldorf, 26. August 1940, abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Eisenach 1900 – 1945 | Nachrichten aus Eisenach und Umgebung. In: Eisenach Online. Archiviert vom ; abgerufen am 7. Oktober 2021.
- ↑ a b Horst-Wessel-Straße – Hist. Verein Herne / Wanne-Eickel e.V. In: wiki.hv-her-wan.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ a b Als die Straßennamen fielen. In: inFranken.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Horst-Wessel-Straße in München Allach-Untermenzing. In: stadtgeschichte-muenchen.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Ekkehard Just: Die Hindenburgstraße in Northeim – "Jetzt bleibt alles so wie seit 1933.", in: Heimat- und Museumsverein für Northeim und Umgebung e. V. (Hrsg.): Northeimer Jahrbuch 2021, S. 160
- ↑ a b Stadtarchiv Offenburg, Untersuchung der Offenburger Straßennamen (PDF; 130 KB)
- ↑ Horst-Wessel-Straße (23) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Grombühlstraße – WürzburgWiki. In: wuerzburgwiki.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Kulturamt der Stadt Zwickau (Hrsg.): Chronik Zwickau, Band 3: Eine Chronik in Zahlen, Fakten und Bildern. Sandstein Verlag, Dresden 2017, ISBN 978-3-95498-265-3, S. 223–246, Kap. Aktuelles und Historisches Straßenverzeichnis, hier S. 227, 234, 236, 241.
- ↑ Historischer Spaziergang durch Bonn Orte der nationalsoziallstischen Gewaltherrschaft und der Kriegszerstörung im heutigen Stadtbild - PDF Free Download. In: docplayer.org. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Brake - Geschichte und Gegenwart. In: www.lemgo-brake.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Potzernheim, Otto | Gedenkkultur Dessau-Roßlau. In: gedenkkultur-dessau-rosslau.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Worringer Platz. In: geschichtswerkstatt.info. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Webseite des Museum Viadrina
- ↑ Bilddokument auf der Webseite des LWL
- ↑ Auszüge den Sitzungsprotokollen des Gemeinderats Griesheim. Archiviert vom ; abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Am 19. Mai 1945 umbenannte Straßen und Plätze. In: www.leipzig-lexikon.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Eintrag auf mainz-neustadt.de. Abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Stadtgeschichte 1933 auf offenbach.de. Archiviert vom am 22. April 2016; abgerufen am 26. August 2022.
- ↑ Piła/Schneidemühl: Straßennamen gestern und heute. Archiviert vom ; abgerufen am 15. Oktober 2020 (polnisch).
- ↑ Artikel aus der Reihe Chiemgau-Blätter des Traunsteiner Tagblatts vom 16. Mai 2009.
- ↑ Horst-Wessel-Platz (10) im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
- ↑ Kulturamt der Stadt Zwickau (Hrsg.): Chronik Zwickau, Band 3: Eine Chronik in Zahlen, Fakten und Bildern. Sandstein Verlag, Dresden 2017, ISBN 978-3-95498-265-3, S. 223–246, Kap. Aktuelles und Historisches Straßenverzeichnis, hier S. 236, 241.