In dich hab ich gehoffet, Herr
In dich hab ich gehoffet, Herr ist ein lutherisches Kirchenlied. Den Text, eine Nachdichtung des ersten Teils von Psalm 31, veröffentlichte Adam Reusner 1533. Die Melodie, deren Vorformen sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, wurde 1560 mit dem Text verbunden.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Adam Reusner, der in Wittenberg studiert hatte, knüpfte mit seiner Psalmnachdichtung an Martin Luthers Psalmlieder an. Wie dieser behandelte er die Vorlage verhältnismäßig frei und textreich, anders als die Reformierten Lobwasser und später Jorissen, die in der Tradition des Genfer Psalters standen.
Form
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die sechszeilige Strophenform mit dem Reimschema a–a–b–c–c–b ist kunstvoll vor allem durch die auf vier Silben verkürzten Zeilen 4 und 5.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie seine Vorlage ist der Text ein Vertrauensbekenntnis zu Gott, der „Burg“, dem „Fels“, dem „Schild“, und eine Bitte um Schutz und Hilfe angesichts von „Nöten“ und „Feinden“. In Beibehaltung der liturgischen Tradition des Psalmgebets schließt das Lied mit einer Paraphrase des Gloria Patri.
Text und Vorlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Liedtext (Evangelisches Gesangbuch 275) |
Psalm 31, 1–6 und Gloria Patri |
1. In dich hab ich gehoffet, Herr; |
HERR, auf dich traue ich, |
Melodien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Reusner ordnete dem Text in der Erstveröffentlichung 1533 und noch in seinem Gesangbuch von 1554 die Melodie des Passionsliedes Da Jesus an dem Kreuze stund zu. In Martin Bucers Straßburger Gesangbuch von 1560 findet er sich dann erstmals mit der bis heute verwendeten Melodie, einer Weiterbildung spätmittelalterlicher Vorlagen, die im dorischen Modus steht, durch Rhythmus und Intervallsprünge aber frohe Zuversicht ausstrahlt.
Johann Sebastian Bach bearbeitete die Melodie im Orgelbüchlein (BWV 640). Dagegen verwendete er in der Kantate Falsche Welt, dir trau ich nicht (BWV 52/6) für Reusners 1. Strophe, in der Matthäuspassion (BWV 244/38) für Reusners 5. Strophe und im Actus tragicus (BWV 106/4) für Reusners 7. Strophe die Melodie Mein schönste Zier und Kleinod; diese Melodie liegt auch der Orgelbearbeitung BWV 712 zugrunde.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joachim Stalmann: 275 – In dich hab ich gehoffet, Herr. In: Martin Evang, Ilsabe Alpermann (Hrsg.): Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch. Band 23. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017, ISBN 978-3-525-50346-1, S. 24–27.