Indiana Jones and the Last Crusade
Indiana Jones and the Last Crusade | |
Entwickler | Lucasfilm Games |
---|---|
Publisher | Lucasfilm Games Softgold |
Leitende Entwickler | Noah Falstein David Fox Ron Gilbert |
Veröffentlichung | Juli 1989 |
Plattform | Apple Macintosh, Atari ST, CDTV, Commodore Amiga, FM Towns, MS-DOS |
Spiel-Engine | SCUMM |
Genre | Point-and-Click-Adventure |
Spielmodus | Einzelspieler |
Steuerung | Maus, Tastatur |
Medium | Diskette, Download |
Sprache | Deutsch, Englisch |
Indiana Jones and the Last Crusade: Das Graphic Adventure ist das erste klassische Point-and-Click-Adventure von Lucasfilm Games mit dem Archäologen Indiana Jones als Titelfigur. Seine Geschichte beruht auf dem fast zeitgleich veröffentlichten, gleichnamigen dritten Film der Indiana-Jones-Reihe, weswegen das Spiel oft auch als Indiana Jones 3 oder kurz Indy 3 bezeichnet wird, obwohl keine Adventurespiele zu den ersten beiden Teilen existieren.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Spieler übernimmt die Rolle des Archäologen Indiana Jones. Zu Beginn des Spieles erfährt er, dass sein Vater, ebenfalls Archäologe und darüber hinaus ein berühmter Gralforscher, entführt worden ist. Die Suche nach dem Vater entwickelt sich zu einer Suche nach dem heiligen Kelch und zunehmend zu einem Wettlauf gegen das Dritte Reich, das die mystischen Fähigkeiten des Artefakts nutzen will.
Die Handlung des Spiels orientiert sich in groben Zügen am zugrunde liegenden Film. Die aufgesuchten Orte (Venedig, ein Schloss in Österreich, Berlin und İskenderun) und die dort zu erreichenden Ziele sind identisch. Da sich jedoch immer wieder auch vom Film abweichende Handlungswege ergeben und die Aktionen an den bekannten Orten sich auch unterscheiden, emanzipiert sich das Spiel von der Kinovorlage und nutzt vielmehr den Vertrautheitseffekt zu seinem Vorteil. Durch die Kenntnis des Films hat der Spieler zur Lösung des Spieles also allenfalls einen oberflächlichen Vorteil.
An verschiedenen Stellen im Spiel verzweigen sich die möglichen Handlungsstränge leicht, bevor sie wieder in einer gemeinsamen Strecke münden.
Spielprinzip und Technik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Technisch basiert der Titel auf Version 3 der Lucasfilm-eigenen SCUMM-Engine. Der Bildschirm ist dreigeteilt in einen Bereich für Aktionsverben, ein darunter angeordnetes, aus Worten bestehendes Inventar der Spielfigur und den Spielbildschirm, der den größten Teil des Bildes einnimmt.
Gegenüber den vorhergehenden Titeln Maniac Mansion und Zak McKracken wurde die Benutzerführung nur leicht modifiziert. Obwohl einige Aktionsverben neu hinzugekommen sind und der Cursor deutlich verkleinert wurde, hat sich das Look and Feel nicht wesentlich geändert. Neu ist hingegen ein Dialogsystem, das der Spielfigur anhand von Auswahlmöglichkeiten vorgegebener Sätze Gespräche ermöglicht und damit eine zusätzliche Rätselquelle eröffnet. Ebenfalls neu sind kleine Actionsequenzen in Form von Boxkämpfen und einem Flug in einem Doppeldecker.
Lucasfilm hat für das Spiel ein Bewertungssystem, den sogenannten Indy-Quotienten (IQ), eingeführt. Die maximale mögliche Punktzahl von 800 kann dabei nur erreicht werden, wenn in mehreren Spielen alle möglichen Rätsel und Lösungswege erarbeitet wurden. Die höchste in einer Episode des Spieles erreichbare Punktezahl beträgt 506.
Produktionsnotizen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Veröffentlichung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Spiel erschien 1989 für Personal Computer mit dem Betriebssystem MS-DOS mit 16-farbiger EGA-Grafik auf 5,25"- und 3,5"-Disketten. Ebenfalls 1989 erschienen Versionen für die Computersysteme Commodore Amiga und Atari ST, ein Jahr später auch für den Apple Macintosh. Nur auf dem japanischen Markt wurde 1990 eine Version für Fujitsus Computersystem FM Towns veröffentlicht.[1] Diese CD-ROM-Version enthielt überarbeitete, 256-farbige Grafiken und einen orchestralen Soundtrack in Audio-CD-Qualität. Auf Basis der FM-Towns-Version wurde später noch eine DOS-Variante mit VGA-Grafiken veröffentlicht, die wegen des erneut verwendeten Diskettenmediums aber aus Platzgründen weiterhin die ursprüngliche, sequenzierte Musik enthielt. 1992 erschien eine Version für Amiga CDTV.[2] Indiana Jones and the Last Crusade ist das erste Lucasfilm-Adventure, von dem es keine C64-Version gibt. Im Veröffentlichungsjahr 1989 veröffentlichte Lucasfilm Games einige Wochen vor dem Adventure ein weiteres Spiel zum Last-Crusade-Film: Indiana Jones and the Last Crusade: The Action Game, ein vom britischen Studio Tiertex entwickeltes Actionspiel. Dieses erreichte nie die Verkaufszahlen und den Bekanntheitsgrad des Adventures.
Im Juli 2009 veröffentlichte Lucasfilm Indiana Jones and the Last Crusade über die digitale Distributionsplattform Steam.[3] Im Dezember 2016 veröffentlichte der neue Rechteinhaber Disney das Spiel auch über die Plattform GOG.com.[4]
Nachfolger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem großen Erfolg von Indiana Jones and the Last Crusade plante Lucasfilm bald einen Nachfolgetitel. Zunächst sollte ein von Chris Columbus geschriebenes, für den dritten Kinofilm abgelehntes Drehbuch als Computerspiel umgesetzt werden. Der Projektleiter Hal Barwood und sein Kollege Noah Falstein waren jedoch der Meinung, dass es sich nicht gut als Vorlage eignete. Anstelle dessen entwickelten sie eine eigene Idee für eine Geschichte und Lucasfilm veröffentlichte auf dieser Basis 1992 das Adventure Indiana Jones and the Fate of Atlantis.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
|
Die Computerspielezeitschrift Power Play bewertete Indiana Jones and the Last Crusade 1989 mit 90 %.[13] Sie vergab die Auszeichnung besonders Empfehlenswert und kommentierte das Spiel u. a. mit „Größer, schöner, komplexer“.[8] Die Zeitschrift Amiga Joker vergab im selben Jahr eine Wertung von 81 %. Dort lobte man unter anderem die neu eingeführte Maussteuerung gegenüber Textadventures.[5] Der Aktuelle Software Markt hingegen bemängelte das Fehlen eines Textparsers und das Absuchen des Bildschirms nach Gegenständen. Insgesamt fiel das Urteil jedoch auch sehr positiv aus. Es sei für Einsteiger im Genre besonders geeignet.[9] Die britische Computer & Video Games lobte das Spiel als „hochgradig unterhaltsames Arcade-Adventure“ im Stil der vorherigen Lucasfilm-Adventures, dessen im Schwierigkeitsgrad gut ausbalancierte Rätsel Querdenken erforderten, aber nie obskur und damit frustrierend seien. Das Magazin hob die audiovisuelle Präsentation des Spiels positiv hervor.[7]
PC Joker bemerkte, dass die VGA-Version zu spät kam und sich zum Erscheinungszeitpunkt bereits an dem grafisch besseren Nachfolger messen musste. Dennoch sei das Spiel weiterhin empfehlenswert. Es sei tadellos übersetzt.[12] Die Budgetfassung wurde retrospektiv als audiovisuell überholt aber dramaturgisch und in puncto Humor weiterhin gut bewertet.[14] Während das gleichnamige Action-Spiel größtenteils in Vergessenheit geriet, knüpfte Indiana Jones III an erfolgreiche LucasArts Adventure an und sei eine erfolgreiche Filmumsetzung.[6]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Running Gags sind Anspielungen auf ältere Lucasfilm-Spiele. Im Büro befindliche Anspielungen sind die Maske eines Medizinmanns (Zak McKracken), das Stück eines Kometen mit purpurnem Schleim (Maniac Mansion) und mit dem Totempfahl eines südamerikanischen Stammes, „der Hund und Hase verehrt“, eine Anspielung auf den Comic Sam ’n’ Max, zu dem Lucasfilm einige Jahre später ebenfalls ein gleichnamiges Spiel veröffentlichte. Ebenso finden das Gemälde Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte von Georges Seurat und eine Skulptur sowohl im Speisesaal des Hauses von Dr. Fred (Maniac Mansion) als auch auf Schloss Brunwald Verwendung als Dekoration. Eine weitere Anspielung ist die Musikauswahl beim Pianisten an Bord des Zeppelins, gegenüber diesem kann unter anderem der Wunsch geäußert werden, die Ouverture aus Krieg der Sterne zu spielen.
Als Widerspruch, sowohl in diesem als auch in den nachfolgenden Spielen und in den Filmen, gilt die Tatsache, dass Indy immer Rätsel lösen muss, um den nächsten Ort zu erreichen, und seine Gegenspieler dies offensichtlich nicht müssen. Somit sind sie ihm immer einen Schritt voraus, um ihn am jeweiligen Ort in Empfang zu nehmen.
Die deutsche Version wurde vor der Veröffentlichung um verfassungswidrige Symbole bereinigt. Der Übersetzer des Spiels, Boris Schneider-Johne, musste dazu etliche Hakenkreuze im Spiel mit der Software Deluxe Paint zu schwarzen Quadraten übermalen.[15][16] Allerdings wurden die Hakenkreuze vergessen, die erscheinen, wenn eine deutsche Wache von Indiana Jones bewusstlos geschlagen wird. Ferner wurde aus allen Dialogen des Spiels das Wort „Nazi“ weitgehend entfernt.
Die VGA-Version enthält noch EGA-Artefakte, wie z. B. den Bibliothekar in Venedig. Daher ist einzig und allein die FM-Towns-Version vollständig in 256 Farben gehalten.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Indiana Jones and the Last Crusade bei MobyGames (englisch)
- Vergleich der Schnittfassungen deutsch und US von Indiana Jones und der letzte Kreuzzug bei Schnittberichte.com
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure in der Datenbank von GameFAQs (englisch).
- ↑ Indiana Jones and the Last Crusade für CDTV in der Hall of Light Amiga Datenbank (englisch)
- ↑ Thilo Bayer: Lucas Arts veröffentlicht Klassiker wie Indiana Jones, Loom und The Dig über Steam. In: PC Games Hardware. 8. Juli 2009, abgerufen am 9. Juli 2017.
- ↑ Release: Indiana Jones and the Last Crusade. In: GOG.com. 22. Dezember 2016, abgerufen am 9. Juli 2017 (englisch).
- ↑ a b Carsten Borgmeier: Indiana Jones und der letzte Kreuzzug. In: Amiga Joker. Nr. 12/89, 26. November 1989, S. 68 f. (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ a b c Carsten Borgmeier: Indiana Jones III & IV. In: Amiga Joker Sonderheft. Nr. 4, 1993, S. 54–56 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ a b Julian Rignall: Indy Adventure. In: Computer & Video Games. Nr. 94, 16. August 1989, S. 62 f. (englisch, Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ a b Heinrich Lenhardt: Indiana Jones and the Last Crusade – The Graphic Adventure. In: Power Play. Erschienen als Beilage von Happy Computer. Nr. 10/89, 11. September 1989, S. 10 f. (kultpower.de [abgerufen am 12. Juli 2020]).
- ↑ a b Torsten Oppermann: 30 Stunden an der Seite von Indiana Jones. In: Aktueller Software Markt. November 1989, S. 80–85 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ a b Torsten Oppermann: Konvertierungen. In: Aktueller Software Markt. Dezember 1989, S. 68 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Hans Ippisch: Movie Games: Monitor-Leinwand. In: PC Games. November 1992, S. 70–73 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ a b Max Magenauer: Indiana Jones and the Last Crusade. In: PC Joker. August 1992, S. 70–73 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Indiana Jones and the Last Crusade. In: Power Play Sonderheft. Januar 1989, S. 50 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Manfred Duy: Klassiker. In: Amiga Joker. Januar 1995, S. 93 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Peter Bathge: Hakenkreuze mit Filzstiften übermalt – Ein Übersetzer erzählt: Zensur in Spielen treibt seltsame Blüten. In: GameStar. 10. Mai 2019, abgerufen am 29. März 2020.
- ↑ Matti Sandqvist: Hintergrund: Der Haken mit dem Kreuz – Die Darstellung von NS-Symbolen in Videospielen. In: PC Games. 29. Juli 2017, abgerufen am 29. März 2020.