Ivan Ivanji

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Ivan Ivanji (2018)
Ivan Ivanji (um 1958)

Ivan Ivanji (* 24. Januar 1929 in Veliki Bečkerek, Königreich Jugoslawien; † 9. Mai 2024 in Weimar) war ein jugoslawischer bzw. serbischer Schriftsteller, Übersetzer, Diplomat und Journalist.

Ivan Ivanji wurde als Sohn einer säkularisierten jüdischen Ärztefamilie im serbischen Banat geboren[1] und lernte als Kind Serbokroatisch, Ungarisch und Deutsch. Ivanji wurde 1944 in das NS-Konzentrationslager Auschwitz und von dort nach Buchenwald deportiert und in den Buchenwalder Außenlagern Niederorschel und Langenstein-Zwieberge als Zwangsarbeiter eingesetzt. Dort befreundete er sich mit dem älteren H. G. Adler, dem es gelang, sich mit Ivanji und anderen Häftlingen vor dem Todesmarsch zu retten. Anlässlich der feierlichen Eröffnungs- und Gedenkveranstaltung der ständigen Ausstellung Konzentrationslager Buchenwald – Außenkommando Niederorschel am 26. Januar 2002 in Niederorschel durch Bürgermeister Egbert Hentrich und den Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, hielt Ivan Ivanji eine Ansprache, wurden die Totenliste und das Gedicht Spur Deiner Selbst von H. G. Adler, geschrieben am 19. Dezember 1944 im Lager Niederorschel, verlesen. An der Feier nahmen auch die Überlebenden Bertrand Herz, Paris, und Dov Goldstein, Israel, teil. Zusammen führten sie mit Schülern des Gymnasiums Worbis der Regelschule Niederorschel, Bürgern und Besuchern Zeitzeugengespräche.

Stolperstein in Zrenjanin

Im Nachkriegsjugoslawien studierte er an der Universität Belgrad Architektur und Germanistik. Er war unter anderem Lehrer, Theaterintendant, Dolmetscher für Josip Broz Tito, von 1974 bis 1978 als jugoslawischer Kulturattaché in Bonn tätig und von 1982 bis 1988 Generalsekretär des jugoslawischen Schriftstellerverbandes. Bekannt ist er vor allem als Romanschriftsteller, er schrieb auch Beiträge zu politischen Themen für deutsche Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für den Spiegel und den Rheinischen Merkur.

Autobiografisch geprägt ist sein Roman Mein schönes Leben in der Hölle. Über seine Zeit als Dolmetscher für den jugoslawischen Staatspräsidenten berichtet er in seinen Erinnerungen mit dem Titel Titos Dolmetscher.

Ivan Ivanji schrieb in Serbokroatisch und in Deutsch. Er übersetzte eigene Romane sowie die von Danilo Kiš und anderen jugoslawischen Autoren ins Deutsche sowie Werke deutsch- und ungarischsprachiger Autoren ins Serbokroatische. Er lebte in Wien und Belgrad.

Ivan Ivanji war Mitunterzeichner der 2017 veröffentlichten Deklaration zur gemeinsamen Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner.[2]

Sein Sohn Andrej Ivanji schreibt als Journalist unter anderem für die tageszeitung, den Standard und die Vreme.

Am 26. Januar 2019 wurde ihm von Ministerpräsident Bodo Ramelow in Belgrad der Thüringer Verdienstorden verliehen.[3][4][1]

Die Stadt Weimar hat am 11. April 2020 Ivan Ivanji zum Ehrenbürger ernannt.[5]

Am 9. Mai 2024 starb Ivan Ivanji während eines Besuches in Weimar im Alter von 95 Jahren.[6]

Text Pfarrhof Sankt Jakob im Rosental, Kärnten
Text Pfarrhof Sankt Jakob im Rosental, Kärnten

Zeitungsartikel, Essays, Sachbücher (Auswahl)

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  • Nemačke teme. 9 eseja. Belgrad 1975 (= Deutsche Themen. 9 Essays)
  • Religionskrieg oder Völkermord. Die Rolle der Kirche im postjugoslawischen Krieg. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Bd. 40.1993, S. 710–717
  • Die Seelen der Kinder von Auschwitz. KZ-Gedenkstätten in Deutschland. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, Bd. 44.1997, S. 979–982
  • Der Duden aus der Nazizeit und die neue Rechtschreibung. Eine Entdeckung. In: Literatur und Kritik, 1998, Heft 329/330, S. 8–11
  • Indianer in Mazedonien? Mit Karl May in den Schluchten des Balkan. In: Literatur und Kritik, 2001, Heft 359/360, S. 5 ff.
  • Ungewünscht frei. Serbien ist ein eigener Staat – gegen seinen Willen. In: die tageszeitung, 23. Mai 2006, S. 4 (auch in der Online-Ausgabe)
  • Titos Dolmetscher. Wien 2007, ISBN 978-3-85371-272-6, Serbokroatische Ausgabe: Titov prevodilac, 2005
  • Wieso ich mich wieder als Jude fühle. In: die tageszeitung, 14.–20. Oktober 2023, S. 1 (auch in der Online-Ausgabe)
Commons: Ivan Ivanji – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Claus Christian Malzahn: Gestorben an dem Ort, wo er seinen späten Sieg über Hitler feierte. In: Die Welt. 25. Mai 2024, ISSN 0173-8437 (msn.com [abgerufen am 25. Mai 2024]).
  2. Derk, Denis: Deklaration über die gemeinsame Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner wird verabschiedet. In: Večernji list. 28. März 2017, ISSN 0350-5006, S. 6–7 (vecernji.hr [abgerufen am 9. Mai 2019] serbokroatisch: Donosi se Deklaracija o zajedničkom jeziku Hrvata, Srba, Bošnjaka i Crnogoraca.). (archiviert auf WebCite (Memento vom 23. Mai 2017 auf WebCite))
  3. Doris Akrap: Geburtstagsfeier von Ivan Ivanji: Erzählen gegen den Tod. In: Die Tageszeitung: taz. 9. Februar 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. Februar 2019]).
  4. Deutscher Tele Markt GmbH-Internet- und Werbeagentur: Ministerpräsident Bodo Ramelow reist nach Belgrad und verleiht Ivan Ivanji den Thüringer Verdienstorden. 24. Januar 2019, archiviert vom Original am 10. Februar 2019; abgerufen am 10. Mai 2024.
  5. Éva Pusztai und Ivan Ivanji sind nun Weimarer Ehrenbürger. In: Thüringer Allgemeine, 13. April 2020.
  6. Auschwitz-Überlebender und Schriftsteller Ivan Ivanji gestorben. In: Deutschlandfunk.de. 10. Mai 2024, abgerufen am 10. Mai 2024.
  7. Stefan Berkholz: Rezension von Mein schönes Leben in der Hölle (Memento vom 5. Mai 2014 im Internet Archive) (MP3, 8.2 MB, 8:34 min), SWR2, 4. Mai 2014