Jüdische Gemeinde Meckenheim

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Gedenkstein zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde in Meckenheim auf dem jüdischen Friedhof der Stadt

Eine Jüdische Gemeinde in Meckenheim, einer Stadt im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-Westfalen, bestand bereits im 16. Jahrhundert.

Im Jahr 1598 sind erstmals Juden in Meckenheim überliefert, es werden in einer Beschwerde David Hirtz und Alexander Kluge genannt. Die auch in den folgenden Jahrhunderten ansässigen Juden lebten bescheiden von Geldgeschäften, als Krämer und Metzger bzw. handelten auch mit Wein und Pferden. Nach und nach gelang es ihnen, in der Hauptstraße und deren Nebenstraßen eigene Häuser zu bauen. Ein großer Brand im Jahr 1787 zerstörte viele christliche und jüdische Häuser. Ein eigener jüdischer Friedhof in Meckenheim wurde ab 1711 eingerichtet.

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts waren nur sechs jüdische Familien in Meckenheim zugelassen. So werden im Jahr 1829 folgende Haushaltsvorstände genannt: Berlin Jakob, Ezich Levi, Hirz Hermann, Jahn Bernard, Selig Bernhard und Wolff Levi.

Im Jahr 1888 war der Höchststand der jüdischen Bevölkerung mit 150 Personen, etwa 4 % der Gesamteinwohnerschaft, erreicht und gleichzeitig war die damalige protestantische Gemeinde kleiner. Ende des 19. Jahrhunderts ging die jüdische Einwohnerzahl zurück, da ein Teil in die größeren Städte der Region abwanderte, wo bessere wirtschaftliche Möglichkeiten vorhanden waren.

Die jüdische Gemeinde in Meckenheim wurde ab 1869 Filialgemeinde der neu geschaffenen Synagogengemeinde des Kreises Rheinbach.

Synagoge und Schulhaus

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Gedenkstein zur Erinnerung an die Synagoge in Meckenheim
Stolpersteine für die ermordeten jüdischen Bürger Albert und Henriette Bier vor dem Haus Hauptstraße 55 in Meckenheim

Die jüdische Gemeinde in Meckenheim errichtete 1870 in der heutigen Prof.-Scheeben-Straße eine kleine Synagoge und 1883 direkt davor zur Straße hin ein Gebäude für die Religionsschule. Seit 1865 wurde ein Kantor und Religionslehrer beschäftigt. Die jüdischen Kinder erhielten den Elementarunterricht an der christlichen Knaben- und Mädchenschule. Ab 1888 musste die jüdische Religionsschule in Rheinbach besucht werden.

Die Synagoge, die auch von der jüdischen Bevölkerung in Adendorf, Altendorf, Arzdorf und Ersdorf besucht wurde, war ein schlichtes Gebäude, das für 70 Personen (einschließlich der Frauenempore) Platz hatte. Zwischen der davor stehenden Schule und der Synagoge bestand im ersten Stock eine drei Meter lange Brücke. Am 10. November 1938 wurde das Mobiliar der Synagoge zerstört und danach wurde auf Druck des Staates das Gebäude an die benachbarte Baumaterialienhandlung verkauft und zu einem Lagerraum umgebaut. Bei einem Bombenangriff Anfang März 1945 wurden die Synagoge, das ehemalige jüdische Schulhaus und die benachbarten Gebäude zerstört.[1]

Gemeindeentwicklung

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Jahr Gemeindemitglieder
1808/09 51 Personen
1854 84 Personen
1872 122 Personen
1888 150 Personen
1895 143 Personen
1905 100 Personen
1911 88 Personen
1933 65 Personen
1939 26 Personen

Zeit des Nationalsozialismus

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In der Zeit des Nationalsozialismus wanderte ein Teil der jüdischen Einwohner wegen der staatlichen Repressalien aus. Am 10. November 1938 wurden in der Pogromnacht an sämtlichen jüdischen Geschäften und Wohnhäusern die Fenster eingeschlagen und teilweise die Einrichtung zerstört. In Meckenheim wurde die Synagoge – im Gegensatz zu Rheinbach – nicht in Brand gesteckt, da die Gefahr für die Nachbarhäuser erkannt wurde. Das Mobiliar der Synagoge wurde zerstört. Auf Druck der Nationalsozialisten wurde das Gebäude an die benachbarte Baumaterialienhandlung verkauft und zu einem Lagerraum umgebaut. Beim Bombenangriff Anfang März 1945 wurden die Synagoge, das ehemalige jüdische Schulhaus und die benachbarten Gebäude zerstört.[2]

Anfang 1942 wurden die letzten jüdischen Bewohner in einem Sammellager in Bonn-Endenich interniert und am 20. Juli ab Bahnhof Köln-Deutz nach Maly Trostinez bei Minsk des gleichen Jahres deportiert. Darunter die Familie Stern, die 1936 wegen wachsendem Druck in Hohenlimburg ihr Haus verkaufen mussten und zu Verwandten nach Meckenheim gezogen war. Dort wurde sie mit über 1000 weiteren Juden in den Wald getrieben und erschossen. Bis 1944 wurden dort Zehntausende ermordet.[3]

Das Gedenkbuch des Bundesarchivs verzeichnet 40 in Meckenheim geborene jüdische Bürger, die dem Völkermord des nationalsozialistischen Regimes zum Opfer fielen.[4]

Im Jahr 1984 wurde ein Mahnmal auf dem Synagogenplatz eingeweiht, um an die Zerstörung der jüdischen Gemeinde zu erinnern. Bereits in den 1950er Jahren wurde auf dem örtlichen jüdischen Friedhof ein Gedenkstein für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung errichtet.

Einzelnachweise

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  1. Synagoge Meckenheim; abgerufen am 25. August 2024.
  2. Synagoge Meckenheim; abgerufen am 25. August 2024.
  3. Familie Stern; abgerufen am 25. August 2024.
  4. Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945. Abgerufen am 8. Februar 2011.