Jürgen Höller

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Jürgen Höller bei einem Vortrag 2018

Jürgen Höller (* 19. Oktober 1963 in Schweinfurt) ist ein deutscher Motivationstrainer, Autor und Unternehmer.

Frühe Jahre als Unternehmer

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Höller gründete nach einer Ausbildung zum Speditionskaufmann[1] mit 19 Jahren ein Fitnessstudio. Drei Jahre später stand er mit diesem Unternehmen kurz vor der Pleite und wandte sich Coaching-Literatur und Seminaren zu. 1987 gründete er gemeinsam mit zwei Partnern das Fitnessstudio Fit & Fun in Schweinfurt.[2] Nachdem er begann, andere Unternehmer im Fitnessbereich zu beraten, gründete er 1989 die Inline-Unternehmensberatung für Fitness- und Freizeitanlagen.[3]

Karriere als Coach und Autor

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Höller verkaufte schließlich sein Beratungsunternehmen und wandte sich als Mental- und Motivations-Trainer dem Coaching zu.[2] 1996 veranstaltete er seinen ersten Motivationstag mit rund 200 Teilnehmern[4], vier Jahre später kamen zu jeder Veranstaltung rund 10.000 Personen.[5]

In den Jahren 1998 und 2000 veröffentlichte Höller die Bücher Sprenge Deine Grenzen und Sag ja zum Erfolg!, die sich als Bestseller verkauften.[6] Ein neues Arbeitsgebiet wurden Seminare für Sportler und Trainer, wie 1998 für verschiedene Trainer des damaligen DSB (Deutscher Sportbund)[7] oder die deutsche Olympiamannschaft.[2] 1999/2000 war Höller der erste Mentaltrainer in der Bundesliga und coachte das Team von Bayer 04 Leverkusen unter der Leitung von Fußballtrainer Christoph Daum.[8] Der ehemalige österreichische Skispringer Andreas Goldberger schreibt seinen 2000 aufgestellten Weitsprung-Weltrekord den Coachings von Höller zu.[9]

Insolvenz und Haft

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Jürgen Höller wollte mit der von ihm gegründeten Weiterbildungsfirma Inline AG an den Neuen Markt und mit den erhofften Börsengeldern zum „weltweit größten Konzern im Bereich Weiterbildung“ werden.[10] Bereits 1999 bat er seine Unterstützer um Investitionen in das Unternehmen. Die Risikokapitalgeber TFG Venture Capital und S-Refit investierten 2000 in die Inline AG, um den Börsengang voranzutreiben.[11] Diesen verschob Höller 2001 immer wieder nach hinten, bis schließlich bekannt wurde, dass sein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten und ohne weitere Finanzierung von außen nicht überlebensfähig war.[12] Deshalb forderte er seine privaten Investoren im Oktober 2001 auf, von ihrem bis zum Börsengang bestehenden Kündigungsrecht keinen Gebrauch zu machen, da andernfalls kein neues Kapital in das Unternehmen fließen könne.[13]

Im Dezember durchsuchte die Kriminalpolizei Schweinfurt die Büros von Höller und Inline, da die Staatsanwaltschaft Würzburg ein Ermittlungsverfahren wegen Insolvenzverschleppung und Betrugs eingeleitet hatte.[14] Inline meldete am 21. Dezember 2001 Insolvenz an.[15] 2002 wurde Höller unter dem hinzugekommenen Verdacht der Untreue verhaftet[16] und im folgenden Jahr vom Landgericht Würzburg wegen falscher eidesstattlicher Versicherung, Untreue, vorsätzlichen Bankrotts und versuchter Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt.[10][17][18][19] Wegen guter Führung kam er nach teilweiser Verbüßung der Haftstrafe im Mai 2004 auf Bewährung frei.[20]

Rückkehr als Coach, Redner und Unternehmer

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Wenige Wochen nach der Haftentlassung stand Höller wieder auf der Bühne und bot sein neues Seminarprogramm "Lifing - Die Kunst zu Leben" an.[21] Er arbeitete zunächst als Redner für die Firma "Life Learning", der seine Frau Kerstin vorstand.[22] Nachdem ein Insolvenzplan zunächst gescheitert war, erließen ihm seine Gläubiger 2007 die restlichen Schulden.[23]

Am 1. Januar 2013 gründete Höller in Schweinfurt die Jürgen Höller Academy, deren Geschäftsführer er ist. Neben einigen größeren Kongressen tritt er seitdem nur noch im Auftrag der Jürgen Höller Academy auf. Hauptsächlich schult er hierbei klein- und mittelständische Unternehmen und bietet mehr als 15 verschiedene Seminare an.[24]

2018 trat Höller gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger in der Münchner Olympiahalle vor rund 10.000 Besuchern auf.[25]

Höller schulte in seiner Laufbahn Unternehmen wie unter anderem die Deutsche Telekom, McDonald’s, IBM, Lancaster, RWE oder Redken.[26]

Mit seiner Frau Kerstin Höller hat er zwei Söhne, Alexander Höller und Maximilian Höller. Alexander ist Bildender Künstler, Maximilian Musiker.[27][28]

Die Seminarinhalte von Höller setzen sich aus den Themen Persönlichkeitsentwicklung, persönliche Weiterbildung, Mentaltraining, Rhetorik, Positionierung, Finanzen, Unternehmertum, Motivation und persönlichen Erfolgstechniken zusammen. Höller vertritt die Ansicht in seinen Seminaren, dass die Teilnehmer grundsätzlich fast alles in ihrem Leben erreichen können, wenn sie daran glauben, in die Umsetzung kommen und über das richtige Fach- und Persönlichkeitswissen verfügen.[29] Hierbei wendet er verschiedene Techniken an, die das grundlegende Unterbewusstsein positiv beeinflussen sollen, wie z. B. positives Denken, NLP, Hypnose, Mentaltraining und Autosuggestion.[30]

Höller lässt Teilnehmer seiner Seminare über heiße Kohlen oder spitze Glasscherben laufen.[31][32] Ein weiteres Stilmittel, für das er bekannt wurde, sind „Energy Breaks“ (dt. „Energiepausen“), in denen Bewegungsübungen und Tanzen eingebaut werden.[5] Ein weiteres Element, das Höller regelmäßig in seinen Seminaren verwendete, war das Verbiegen einer Eisenstange, die zwischen den Kehlen zweier Teilnehmer positioniert wurde.[33]

Soziales Engagement

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2013 gründete Jürgen Höller mit seiner Frau eine Stiftung mit Sitz in Schweinfurt, deren Spendeneinnahmen Schulprojekten in Entwicklungsländern zugutekommen. Die Stiftung hat sich als Ziel gesetzt, Bildung zu ermöglichen und zu unterstützen.[24][34] Bis ins Jahr 2023 wurden 29 Schulbau-Projekte in Afrika gemeinsam mit der Welthungerhilfe realisiert und gefördert.[35]

Die Filmemacherin Doris Metz veröffentlichte 2002 ihren Film Ich werde reich und glücklich über Jürgen Höller.[36]

Auf den 51. Internationalen Hofer Filmtagen 2017 hatte der 75-minütige Dokumentarfilm Der Motivationstrainer Premiere. Eineinhalb Jahre lang begleiteten die Filmemacher Martin Rieck und Julian Amershi Jürgen Höller und dessen Co-Trainer Mike Dierssen durch ihre „Power-Days“. Der Film wurde am 4. September 2018 in Das Erste erstausgestrahlt.[30][37]

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Audio- und Video-Formate

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  • 1999: Platz 404 der "500 wichtigsten Deutschen" der Bunten[15]
  • 1991: Unternehmer des Jahres[38]

Sekundärliteratur

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Einzelnachweise

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  1. Bärbel Schwertfeger: Motivationsguru Jürgen Höller: Das Ende der Windmaschine. In: Der Spiegel. 4. November 2002, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 5. Februar 2023]).
  2. a b c Lukas Weber: "Vom Pleitier zum Umsatz-Milliardär", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Dezember 1999, abgerufen am 23. November 2021
  3. "Power-Seminar: Höller spricht von Erfolg als einem Naturgesetz", in: Passauer Neue Presse, 19. März 1998, abgerufen am 23. November 2021
  4. Steffen Klameth: "Der Meister der Erfolgspyramide", in: Sächsische Zeitung, 17. Februar 1998, abgerufen am 23. November 2021
  5. a b Axel Gloger: Der "Motivations-Aldi" will an die Börse. In: DIE WELT. 13. Februar 2000 (welt.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  6. Spiegel: Des Motivators schwerste Show. In: Spiegel. 7. April 2003, abgerufen am 14. Januar 2022 (deutsch).
  7. Frank Gerbert: "Mentaler Goldjunge", in: Focus, 5. Oktober 1998, abgerufen am 23. November 2021
  8. Gerald Müller: "Rot-Weiß soll sich einschließen. Gespräch mit Jürgen Höller", in: Thüringer Allgemeine, 18. Mai 2000, abgerufen am 23. November 2021
  9. "Die Deutschen siegen im Team, Goldberger überragt als Solist", in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 19. März 2000, abgerufen am 23. November 2021
  10. a b Bärbel Schwertfeger: Buch aus dem Knast: Märchenstunde mit Jürgen Höller. In: Der Spiegel. 30. April 2003, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  11. Christof Schürmann: "INLINE AG - Tönerne Füße", in: Wirtschaftswoche, 29. November 2001, abgerufen am 23. November 2021
  12. Andreas Haslauer: Schlecht motiviert. In: FOCUS Online. 18. Oktober 2001, abgerufen am 23. November 2021.
  13. Hannes Helferich: "Polizei durchsucht Höller-Büros", in: Main-Post, 19. Dezember 2001, abgerufen am 23. November 2021
  14. "Staatsanwalt geht gegen Höller vor", in: Handelsblatt, Nr. 247, 21.12.01, abgerufen am 23. November 2021
  15. a b Bärbel Schwertfeger: Motivationsguru Jürgen Höller: Das Ende der Windmaschine. In: Der Spiegel. 4. November 2002, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  16. Matthias Eberenz: Erfolgs-Guru Höller verhaftet. In: Abendblatt. 2. November 2002, abgerufen am 23. November 2021 (deutsch).
  17. Jürgen Höller: Drei Jahre ins Gefängnis. In: manager magazin. 8. April 2003, abgerufen am 23. November 2021.
  18. Ex-Medienstar gestand Untreue und vorsätzlichen Bankrott: Drei Jahre Haft für Motivationstrainer Höller. In: RP online. 8. April 2003, abgerufen am 23. November 2021.
  19. Lin Freitag, Kristin Rau: Jürgen Höller: „Ich bin froh, dass ich im Knast war“. In: Wirtschaftswoche. 28. März 2019, abgerufen am 23. November 2021.
  20. Jürgen Höller: Gezähmt und geläutert aus der Haft entlassen. In: Manager Seminare. Juni 2004, abgerufen am 23. November 2021 (deutsch).
  21. Matthias Wulff: "Wir streichen das Wort Problem ..." In: DIE WELT. 12. Juni 2004 (welt.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  22. Thomas Starost, Hannes Helferich: "Insolvenzverfahren im Fall Höller geplatzt", in: Mainpost, 11. Mai 2006
  23. Johannes Gernert: Das Comeback des Jürgen Höller: Der Adler und die Hühner. In: Die Tageszeitung: taz. 15. April 2009, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  24. a b Hannes Helferich: Motivationstrainer Höller: Zurück auf großer Bühne. In: Mainpost. 8. August 2016, abgerufen am 23. November 2021.
  25. Martin Wittmann: "Chi-ka!", in: Süddeutsche Zeitung, 4. Dezember 2018, abgerufen am 24. November 2021
  26. Anja Stehle: Motivationscoaching im Beruf: Jürgen Höller – das Auf und Ab eines Gurus. In: Handelsblatt. 2. Februar 2015, abgerufen am 23. November 2021.
  27. Stefanie Flamm und Sebastian Späth: "Mach doch mehr Party!" In: Zeit. 8. Juli 2020, abgerufen am 24. November 2021.
  28. Musiker-Nachwuchs aus Schwebheim feiert Streaming-Erfolge. 20. Februar 2021, abgerufen am 9. Dezember 2021.
  29. Konrad Fischer: Motivationstrainer Jürgen Höller: Ein Besuch in der Höller-Show. In: Wirtschaftswoche. 6. Februar 2021, abgerufen am 23. November 2021.
  30. a b Christoph Twickel: ARD-Doku "Der Motivationstrainer" über Jürgen Höller: Kapitalismus als Religion. In: Der Spiegel. 4. September 2018, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. November 2021]).
  31. Georg Weishaupt: "Der Motivator", in: Handelsblatt, Nr. 204, 23. Oktober 2000, abgerufen am 23. November 2021
  32. Lukas Weber: "Barfuß über einen Scherbenhaufen, angefeuert aus 1200 Kehlen", in: FAZ, 2. August 1997, abgerufen am 23. November 2021.
  33. Richard Leipold: "Auch in der Psycho-Liga gilt: Wer gewinnt, hat Recht", in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. März 2000, abgerufen am 23. November 2021
  34. Oliver Schikora: Motivationstrainer Höller: Wie er mit seiner Stiftung in Afrika Schulen baut. In: Mainpost. 5. Juni 2021, abgerufen am 24. November 2021.
  35. Chancen für einen guten Start. In: Welthungerhilfe-Magazin. Ausgabe 01/2023. S. 23.
  36. Hannes Helferich: "Traum von Reichtum und Glück", in: Mainpost, 26. Oktober 2002, abgerufen am 23. November 2021
  37. Der Motivationstrainer. In: NDR. 14. April 2021, abgerufen am 23. November 2021.
  38. ERFOLG Magazin: Trainer im Porträt: Jürgen Höller. In: ERFOLG Magazin. 7. August 2019, abgerufen am 24. November 2021 (deutsch).