Jana Hensel
Jana Hensel (* 3. Juli 1976 in Borna) ist eine deutsche Autorin und Journalistin.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hensel wuchs in Leipzig auf. Sie studierte Romanistik und Neuere Deutsche Literatur an der Universität Leipzig, in Marseille, Berlin und Paris. 1999 war sie Herausgeberin der Leipziger Literaturzeitschrift EDIT, 2000, zusammen mit Thomas Hettche, der Internetanthologie Null.
Im Jahr 2002 veröffentlichte sie das autobiographische Buch Zonenkinder (Anspielung auf die „Zone“ als umgangssprachlichen Begriff für die DDR), in dem sie ihre Erfahrungen mit der kulturellen Anpassung der DDR-Jugend an die westdeutsche Gesellschaft nach der Wiedervereinigung beschreibt. Anstoß zum Schreiben ihres Buches war nach eigener Aussage das Erscheinen von Florian Illies’ Buch Generation Golf 2000, in dem sie die Erfahrungen der ostdeutschen Generation nicht wiederfand.[1] Die damalige CDU-Vorsitzende Angela Merkel lobte das Buch in einer Rezension.[2] Das Buch wurde über ein Jahr lang auf der Sachbuch-Bestsellerliste des Spiegel geführt und verkaufte sich mehr als 350.000 Mal. Zonenkinder wurde in mehrere Sprachen übersetzt.[3]
2008 erschien ihr zweites autobiografisch geprägtes Buch unter dem Titel Neue deutsche Mädchen, gemeinsam mit Elisabeth Raether geschrieben. Anfang Oktober 2009 erschien der Essayband Achtung Zone – Warum wir Ostdeutschen anders bleiben sollten. 2010 erhielt Jana Hensel den Theodor-Wolff-Preis der deutschen Zeitungen für den Artikel Vater Morgana (Die Zeit).[4]
Hensel schrieb für Die Zeit[5] und Die Welt.[6][7]
Seit 2011 war sie als freie Autorin für die Wochenzeitung Der Freitag tätig, wo sie vorwiegend über ostdeutsche und frauenpolitische Themen schrieb. Zum April 2012 wurde sie als Nachfolgerin von Jörn Kabisch stellvertretende Chefredakteurin des Freitag.[8] Sie verließ das Blatt zum Ende des Jahres 2014 „auf eigenen Wunsch“.[9] 2017 erschien ihr erstes belletristisches Buch Keinland. Ein Liebesroman. In der Rezension der Süddeutschen Zeitung wurde „falsches Pathos“ und „die larmoyante Stimme“ der Erzählerin,[10] in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „Kitsch und Klischeehaftigkeit“[11] des Buches beklagt. Seit 2018 ist Hensel Autorin von ZEIT ONLINE. Dort porträtierte sie unter anderem den Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck oder interviewte die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zu ihrer Amtszeit.[12] Auch ein Porträt von Holger Friedrich, seit 2019 Besitzer des Berliner Verlags, fand Beachtung.[13] Sie schildert darin, wie ihr Friedrich anbot, ihr Porträt nicht für die Zeit, sondern für die zu seinem Verlag gehörende Berliner Zeitung zu schreiben.[14] 2019 erschien der Sammelband Wie alles anders bleibt – Geschichten aus Ostdeutschland mit bereits erschienenen Reportagen, Essays, Interviews und Porträts von Jana Hensel über Ostdeutschland. 2019 wurde Hensel vom Medium Magazin in der Rubrik Kultur zur „Journalistin des Jahres“ gewählt.[15]
Jana Hensel lebt in Berlin und hat einen Sohn.[16]
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zonenkinder. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2002, ISBN 3-498-02972-X.
- mit Elisabeth Raether: Neue deutsche Mädchen. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, ISBN 978-3-498-02994-4.
- Achtung Zone – Warum wir Ostdeutschen anders bleiben sollten. Piper Verlag, München 2009, ISBN 978-3-492-05365-5.
- Keinland. Ein Liebesroman. Wallstein, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8353-3067-2.
- mit Wolfgang Engler: Wer wir sind. Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein. Aufbau-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-351-03734-5.
- Wie alles anders bleibt. Geschichten aus Ostdeutschland. Aufbau Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-351-03482-5.
- Der Weihnachtsmann und ich. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2019, ISBN 978-3-96038-207-2.
- mit Naika Foroutan: Die Gesellschaft der Anderen. Aufbau Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-351-03811-3.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lothar Bluhm: Identität, Erinnerung und Generationendiskurs. Anmerkungen zu Jana Hensels „Zonenkindern“. In: Paula Rossi (Hrsg.): Fran översättning till etik. In: Acta universitatis ouluensis. Band 64, (Oulu) 2005, S. 21–31.
- Enza Gini: Zonenkinder. Figli della Zona. In: Eva Banchelli: Taste the East: Linguaggi e forme dell'Ostalgie. Sestante Edizioni, Bergamo 2006, ISBN 88-87445-92-3, S. 143–164.
- Tom Kraushaar (Hrsg.): Die Zonenkinder und Wir: Die Geschichte eines Phänomens. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-23672-9.
- Martina Ölke: Im Rückblick Heimat. Die DDR in Jana Hensels „Zonenkinder“ und anderen Text- und Bildbeispielen. In: Wirkendes Wort. Band 56, 2006, Heft 2, S. 261–278.
- Fabian Thomas: Neue Leben, neues Schreiben? Die „Wende“ 1989/90 bei Jana Hensel, Ingo Schulze und Christoph Hein. Martin Meidenbauer Verlag, München 2009, ISBN 978-3-89975-948-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Jana Hensel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Jana Hensel bei Perlentaucher
- Jana Hensel bei IMDb
- Christoph Amend, Jochen Wegner: Jana Hensel, warum beschweren sich die Ossis? In: Alles gesagt? Interviewpodcast von Zeit Online. 14. Februar 2019 .
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jana Hensel, warum beschweren sich die Ossis?, Interview von Jochen Wegner und Christoph Amend mit Jana Hensel in der Podcast-Serie Alles gesagt?, 14. Februar 2019. (Abschnitt Wie entstand Jana Hensels Bestseller Zonenkinder?, ab 0:52)
- ↑ FOCUS Online: Panorama: Nichts sagen, Mund halten: Altes Merkel-Zitat gibt Einblick in DDR-Vergangenheit. Abgerufen am 10. Februar 2021.
- ↑ Übersetzungen von Zonenkinder u. a.:
- englisch After the Wall. Confessions from an East German Childhood and the Life That Came Next. Public Affairs, New York 2004, ISBN 1-58648-266-1.
- dänisch Børn af zonen. Aschehoug 2004, ISBN 87-11-17078-6.
- finnisch Eilisen Aatteen Lapset. Avain, Helsinki 2004, ISBN 952-5524-03-5.
- italienisch Zonenkinder i figli della Germania scomparsa. Mimesis Edizioni, Milano 2009, ISBN 978-88-8483-834-6.
- ↑ Jana Hensel: Vater Morgana. Der moderne Papa nimmt Elternzeit, wickelt, kocht Brei und redet gern darüber wie Cem Özdemir. Aber nach ein paar Wochen ist er wieder verschwunden. In: Die Zeit Nr. 1/2009. 30. Dezember 2009. Abgerufen am 25. März 2012.
- ↑ Jana Hensel.
- ↑ Jana Hensel: 20-Jährige können gut schreiben. Aber worüber? In: welt.de. 6. November 2006, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ Jana Hensel: DDR und Terrorismus: Die schöne junge Welt der Stasiveteranen. In: welt.de. 31. März 2007, abgerufen am 7. Oktober 2018.
- ↑ Henning Kornfeld: Autorin von "Zonenkinder": Jana Hensel wird Vize-Chefin beim "Freitag" In: kress, 21. März 2012
- ↑ Marc Bartl: Wechsel in der Chefredaktion des „Freitag“: Jana Hensel ist weg, Michael Angele steigt auf. In: kress. 5. Januar 2014. Abgerufen am 5. Januar 2014.
- ↑ Meike Fessmann: Falsch untergehen. Abgerufen am 25. Oktober 2019.
- ↑ Jan Wiele: Jana Hensels Roman: Als das Wünschen nicht mehr geholfen hat. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 25. Oktober 2019]).
- ↑ Steffen Grimberg: Kolumne Flimmern und Rauschen: Oha, sie drischt nicht! In: Die Tageszeitung: taz. 12. Juni 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 14. Dezember 2019]).
- ↑ Stasi-Akte: Wie Holger Friedrich zu Peter Bernstein wurde - WELT. Abgerufen am 30. Januar 2023.
- ↑ Jana Hensel: Holger und Silke Friedrich: Ostdeutscher Albtraum. In: Die Zeit. 11. Dezember 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 14. Dezember 2019]).
- ↑ Medium Magazin, ISSN 0178-8558, Nr. 06/2019. (Verlagsmitteilung)
- ↑ Jana Hensel: Warum haben Sie denen nicht die Meinung gesagt?, Zeit online, 7. September 2017.
Personendaten | |
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NAME | Hensel, Jana |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Autorin und Journalistin |
GEBURTSDATUM | 3. Juli 1976 |
GEBURTSORT | Borna |