Jesenice u Rakovníka
Jesenice | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Středočeský kraj | |||
Bezirk: | Rakovník | |||
Fläche: | 3762,3198[1] ha | |||
Geographische Lage: | 50° 6′ N, 13° 28′ O | |||
Höhe: | 455 m n.m. | |||
Einwohner: | 1.653 (1. Jan. 2023)[2] | |||
Postleitzahl: | 270 33 | |||
Kfz-Kennzeichen: | S | |||
Verkehr | ||||
Straße: | Žatec–Kralovice | |||
Bahnanschluss: | Rakovník–Bečov nad Teplou | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 6 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Jan Polák (Stand: 2012) | |||
Adresse: | Mírové náměstí 368 270 33 Jesenice | |||
Gemeindenummer: | 541834 | |||
Website: | www.jesenice-ra.cz | |||
Lage von Jesenice im Bezirk Rakovník | ||||
Jesenice (deutsch Jechnitz) ist eine Stadt im Okres Rakovník in Tschechien.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt liegt in Westböhmen, 19 Kilometer westlich von Rakovník (Rakonitz,) auf einer Anhöhe linksseitig des Baches Rakovnický potok (Mühlbach) im Rakonitzer Bergland im Naturpark Jesenicko.
Nördlich entspringt der Bach Jesenice. Im Südwesten liegt der Teich Velký rybník, östlich befinden sich mit dem Horní Fikač und Dolní Fikač zwei weitere große Teiche. Nördlich erhebt sich der Spálený vrch (499 m), im Nordosten die Vlčí hora (Wolfsberg[3], 489 m) und der Tobiášův vrch (Tobiaschberg, 507 m), östlich der Lovíč (519 m), Kamenný vrch (529 m) und Maliník (532 m). Durch Jesenice führen die Staatsstraße I/27 von Žatec nach Plzeň sowie die Bahnstrecke Rakovník–Bečov nad Teplou.
Nachbarorte sind Petrohrad, Bílenec und Chotěšov im Norden, Bedlno im Nordosten, Oráčov und Kosobody im Osten, Plaveč im Südosten, Drahouš und Tlestky im Süden, Ostrovec und Velečín im Südwesten, Krty und Blatno im Westen sowie Nouze und Stebno im Nordwesten.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste schriftliche Erwähnung erfolgte 1321 als Sitz des Vladiken Bořita von Jesenice. Seit 1350 ist eine Pfarrkirche nachweisbar. Erstmals als Markt bezeichnet wurde Jesenice im Jahre 1352. Die Lage an der Kreuzung des zwei bedeutsamer Handelswege, dem Egerer Steig von Prag nach Eger und Bayerischen Steig von Saaz nach Pilsen, förderte die Entwicklung von Handwerk und Handel. 1360 erwarb Jenec von Janovice auf Petersburg die Güter. Am 31. Dezember 1409 erteilte er dem Ort die Freiheit und erhob ihm zum Städtchen. 1418 vereinigten die Herren von Janovice die Jesenicer Güter mit der Burgherrschaft Petersburg. Während der Hussitenkriege wurde Jesenice zweimal von der auf kaiserlicher Seite stehenden Stadt Pilsen überfallen und gebrandschatzt. Unter den Herren von Guttenstein, die 1483 Petersburg erworben hatten, wurden die Privilegien von Jesenice 1503 und 1510 erweitert. Zum Ende des 15. Jahrhunderts ließen die Guttensteiner den Mühlbach aufstauen und mehrere Mühlen und Fischteiche anlegen. 1555 erwarb Jaroslav d. Ä. Kolowrat-Liebsteinsky die Herrschaft Petersburg. Ihm folgte sein Sohn Jaroslav d. J. Durch Rudolf II. soll Jesenice in dieser Zeit zur Stadt erhoben worden sein und ein Wappen verliehen bekommen haben. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurden die Güter Jaroslav von Kolowrats konfisziert und 1622 an Hermann Czernin von Chudenitz übergeben. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde Jesenice zunehmend deutschsprachig. Grundherren blieben bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die Grafen Czernin von und zu Chudenitz.
Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften wurde Jechnitz im Jahre 1848 zum Sitz eines Bezirksgerichtes, dessen Bezirk 43 Dörfer umfasste, und 1850 Teil des politischen Bezirkes Podersam. 1850 lebten in Jechnitz 986 Menschen. 1890 hatte die Stadt 1408 Einwohner, davon waren 50 Tschechen. 1897 ging die Eisenbahnstrecke der Lokalbahn Rakonitz–Petschau–Buchau in Betrieb. 1904 entstand neben der Kirche ein neues Schulgebäude im Sezessionsstil. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand die Bevölkerung zu 95 % aus Deutschen. 1921 entstand eine tschechische Minderheitenschule. Im Jahre 1930 hatte Jechnitz 1542 Einwohner.
Nach dem Münchner Abkommen erfolgte 1938 die Angliederung an das Deutsche Reich als Teil des Landkreises Podersam, Regierungsbezirk Eger, im Reichsgau Sudetenland. 1939 lebten in der Stadt 1508 Menschen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Jesenice zur wiedererrichteten Tschechoslowakei zurück und verlor 1948 seine Stadtrechte. Die deutsche Bevölkerung wurde vertrieben. 1947 erfolgte die Eingemeindung von Kosobody und Soseň. 1950 hatte die Gemeinde Jesenice 1130 Einwohner. Nach der Auflösung des Okres Podbořany wurde Jesenice 1961 dem Okres Rakovník zugeordnet. 1975 wurde Chotěšov (mit Bedlno) und 1980 Podbořánky eingemeindet. Seit dem 11. März 2008 ist Jesenice wieder eine Stadt.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1785 | k. A. | 130 Häuser[5] |
1830 | 741 | in 147 Häusern[6] |
1843 | 871 | in 154 Häusern[7] |
1900 | 1342 | deutsche Einwohner[8] |
1921 | 1295 | davon 1210 deutsche Einwohner[9] |
1930 | 1542 | [10] |
1939 | 1508 | [10] |
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt Jesenice besteht aus den Ortsteilen Bedlno (Wedl), Chotěšov (Koteschau), Jesenice (Jechnitz), Kosobody (Gossawoda), Podbořánky (Podersanka) und Soseň (Sossen).[11]
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- barocke Kirche St. Peter und Paul
- spätbarockes Pfarrhaus, errichtet 1760
- Heimatmuseum mit Lapidarium und Bildern von Werner Kauer
- Dreifaltigkeitssäule
- Alte Schule, errichtet 1904 im Jugendstil
- Goethestein vor dem ehem. Kino Huberti
- Naturreservat Luční potok, im Tal des gleichnamigen Baches nördlich der Stadt
- Wackelstein (Jesenický viklan)
- Kastanienallee nach Plaveč, südöstlich von Jesenice
- Aussichtsturm auf dem Tobiášův vrch
- Golfclub Podbořánky
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Carl Woda (1880–1972), Konsistorialrat und Dechant von Jechnitz und Gegner des Nationalsozialismus
- Josef Baudis (1884–1950), Direktor der Volks- und Bürgerschule in Jechnitz
Söhne und Töchter der Stadt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eduard Fischer (1846–1933), österreichischer Jesuitenpater und religiöser Schriftsteller
- Franz Fassl (1853–1941), Bürgermeister von Jechnitz
- Herbert David (1900–1985), deutscher Jurist und Politiker
- Wilhelm Sebekovsky (1906–1981), deutscher Politiker und Jurist
- Augustin (Gustl) Waldinger (1921–2006), Lehrer in Mellenbach-Glasbach (bis 1953) und Weil der Stadt, Vater von Wolfgang Waldinger (* 1945), Schulleiter am Johannes-Kepler-Gymnasium Leonberg
- Werner Kauer (1925–1972), deutscher naiver Maler
Bürgermeister
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Kutschenreuther (um 1872)
- Franz Kirtschl (bis 1883)
- Franz Kirtschl jun. (1883–1889)
- Franz Fassl (1889–1918)
- Heinrich Kirtschl (1918–1926)
- Dr. Otto Gössl (1926–25. März 1929)
- Josef Hofmann (1929–1930)
- Dr. Heinrich Uhl (1930–1938)
- Rudolf Schieferdecker (1938–24. Februar 1943)
- Franz Fassl jun. (1943–8. Mai 1945)
- Jan Polák (um 2020)
(Quelle:[12])
Rabbiner
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eduard Schulhof
- Josef Neu (1901–1908)
- Salomon Löwy (ab 1908)[13]
Partnerschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kronach – Seit 1986 ist in Kronach zur Erinnerung an Podersam/Jechnitz eine Heimatstube eingerichtet.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ http://www.uir.cz/obec/541834/Jesenice
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ Julius Ernst Födisch: Die weiße Frau im Wolfsberge (bei Jechnitz). In: Mittheilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 8. Jg., Prag 1870, S. 242 (Digitalisat bei Google Books). – Der Wolfsberg ist nicht identisch mit der gleichnamigen Vlčí hora (590 m) im Böhmischen Niederland.
- ↑ Landkarte Nr. 402 Rakonitz (abgerufen am 31. Juli 2016)
- ↑ Jaroslaus Schaller: Topographie des Königreichs Böhmen. Band 7: Saatzer Kreis, Prag und Wien 1787, S. 114–115, Ziffer 18).
- ↑ Jahrbücher des böhmischen Museums für Natur- und Länderkunde, Geschichte, Kunst und Literatur. Band 2, Prag 1831, S. 199, Ziffer 19).
- ↑ Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 14: Saazer Kreis, Prag 1846, S. 281, Ziffer 5).
- ↑ Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 10, Leipzig und Wien 1907, S. 261.
- ↑ Genealogie-Netz Sudetenland
- ↑ a b Michael Rademacher: Landkreis Podersam (tschech. Podborany). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ http://www.uir.cz/casti-obce-obec/541834/Obec-Jesenice
- ↑ Namensliste Bürgermeister Jechnitz (abgerufen am 23. Juli 2020)
- ↑ Geschichte der Juden in Jechnitz (abgerufen am 23. Juli 2020)