Jiddisch-deutsches Glossar zur Schoah
Dies ist ein jiddisch-deutsches Glossar zur Schoah (siehe unter Holocaust). Es erhebt keinen Anspruch auf Aktualität oder Vollständigkeit.
Kurzeinführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Schwerpunkt des Glossars liegt auf in der jiddischen Sprache (jidischer schprach) gebräuchlichen Begriffen, die im Deutschen nicht aus sich heraus verständlich sind, enthält aber auch solche. Neben jiddischen Wörtern enthält das Glossar auch hebräische, insoweit sie im Jiddischen verwendet wurden.[1]
Das folgende im weiteren Aufbau begriffene Glossar ist kein Fachvokabularium zur mörderischen Todesmaschinerie des Holocaust.[2] Es hat zum Ziel, die jiddischen Begriffe zusätzlich mit einer deutschen Übersetzung wiederzugeben und wo nötig, ergänzende Informationen zu liefern (bzw. zu diesen zu verlinken). Die flexibel gehandhabte Transkription folgt aus praktischen Gründen zunächst des Öfteren worldcat.org,[3] eine Einheitlichkeit der Schreibungen wurde nicht angestrebt, Alternativschreibungen wurden daher verschiedentlich aufgenommen. Das Wort für den Holocaust / die Schoah beispielsweise begegnet in den Schreibungen churbn, ḥurbn, khurbn usw. - Die von den amerikanischen und britischen Militärbehörden als „Displaced Persons“ (DPs) kategorisierte Personengruppe nannte sich selbst she'erit hapletah (hebräisch שארית הפליטה; „der überlebende Rest“).[4]
In ihrem Essay "'A Rubric of Pain Words': Mapping Atrocity with Holocaust Yiddish Glossaries"[5] untersucht die Historikerin Hannah Pollin-Galay beispielsweise einige der ersten Linguisten (Nachman Blumental, Elye Spivak[6] und Israel Kaplan), die die Entwicklung des Jiddischen während und nach dem Holocaust dokumentierten und liefert einen genauen Blick auf das, was sie einen “catastrophe dialect” (“Katastrophendialekt”) nennt, und auch auf die Art und Weise, wie Nachkriegswissenschaftler versuchten, die Veränderungen, die der Nationalsozialismus in der Sprache und ihren Vokabularen bewirkte, zu verstehen.[7]
Glossar
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ariše papirn = arische Papiere
- bafrayung = Befreiung
- churbn (siehe unter khurbn)
- churves = Ruinen
- Daiṭšland (siehe unter Deitschland)
- Deitschland = Deutschland
- deitšer okupatzie = deutsche Besatzung
- Dos poilische jidntum = Das polnische Judentum[8] (jiddischsprachige Buchreihe)
- Exodus 1947 = Exodus 1947
- fabrikn fun toit = Todesfabriken / Vernichtungslager
- gaz kamer = Gaskammer
- gēhinnōm = Hölle (z. B. in dem Buchtitel Treblinker gēhinnōm / Die Hölle von Treblinka von Wassili Grossman; siehe auch Gehinnom)
- geṭo = Ghetto[9] (z. B. Budapest, Warschau, Vilnius)
- geto lider = Ghettolieder (siehe auch Liste von Schoah-Liederbüchern)
- heimlozikeit = Heimatlosigkeit
- Hiṭler-tkufe = Hitler-Zeit
- jidišer literatur = jiddische Literatur
- jidn = Juden
- jidntum = Judentum
- katset = KZ (Konzentrationslager)
- ḳatseṭlers = KZ-Häftlinge
- khurbn = Zerstörung (ein Wort für den Holocaust / die Schoah)
- lager = Lager
- memuarn = Memoiren
- milḥome = Krieg (z. B. Großer Vaterländischer Krieg)
- Mizreḥ-Eirope = Osteuropa
- Musterverk fun der yidisher literatur bzw. Musterwerk fun der jidischer literatur = Meisterwerke der jiddischen Literatur (jiddischsprachige Buchreihe)
- nochmilhamedikn lebn = Nachkriegsleben
- oyfshtand = Aufstand (z. B. der Aufstand im Warschauer Ghetto oder der Aufstand im Ghetto Bialystok)
- okupirte gebitn = besetzte Gebiete
- parṭizaner = Partisanen
- pleiṭe = Flucht
- pleiṭim = Flüchtlinge
- poiliše jidn = polnische Juden
- Poiln = Polen
- Raṭn-Farband = Sowjetunion (wörtlich Räte-Verband)
- she'erit hapletah (hebr.) = „der überlebende Rest“ (siehe auch den Artikel Displaced Persons)
- štetl = Schtetl („Städtlein“)
- ṭogbuch = Tagebuch
- toit lager = Todeslager
- toit marshn = Todesmarsch
- tzurikgekomener = Zurückgekommener
- velt-milhomes bzw. welt-milḥāmōt = Weltkriege
- Waršewer geṭo = Warschauer Ghetto
- yidntum (siehe unter jidntum)
- yidisher literatur (siehe unter jidisher literatur)
- zichroines = Erinnerungen
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Schwarzbuch über die verbrecherische Massenvernichtung der Juden durch die faschistischen deutschen Eroberer in den zeitweilig okkupierten Gebieten der Sowjetunion und in den faschistischen Vernichtungslagern Polens während des Krieges 1941–1945. Russischsprachige Erstveröffentlichung: Tarbut, Jerusalem 1980. Deutsche Übersetzung der vollständigen Fassung: Wassili Grossman, Ilja Ehrenburg, Arno Lustiger (Hrsg.): Das Schwarzbuch, der Genozid an den sowjetischen Juden (übersetzt von Ruth und Heinz Deutschland), Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-498-01655-5
- Hannah Pollin-Galay: "A Rubric of Pain Words": Mapping Atrocity with Holocaust Yiddish Glossaries. Jewish Quarterly Review. University of Pennsylvania Press, Volume 110, Number 1, Winter 2020, pp. 161–193 (in Teilansicht)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Siehe z. B. die Buchtitel der beiden jiddischsprachigen Buchreihen Dos poylishe yidntum und Musterverk fun der yidisher literatur.
- ↑ Zu englischsprachigen Holocaust-Vokabularien, vgl. neben der reichhaltigen Fachliteratur (siehe unter Holocaust) z. B. encyclopedia.ushmm.org: Glossary, holocaust.projects.history.ucsb.edu: Glossary of Relevant Terms, hmh.org: Vocabulary Terms Related to the Holocaust oder thebreman.org: Vocabulary of the Holocaust u. a.
- ↑ vgl. worldcat.org (zu der jiddischen Buchreihe Musterverk fun der yidisher literatur)
- ↑ vgl. Tobias Brinkmann: Migration und Transnationalität. 2012, (S. 155).
- ↑ Etwa: Eine Rubrik von Wörtern des Schmerzes: Die Kartierung von Gräueltaten mit jiddischen Glossaren des Holocaust.
- ↑ vgl. yivoencyclopedia.org: Spivak, Elye
- ↑ katz.sas.upenn.edu: Fun a ganef iz shver tsu ganvenen: On Holocaust Linguistics [Von einem Dieb ist schwer zu stehlen: Über Holocaust-Linguistik]
- ↑ vgl. Malena Chinski: Memorias olvidadas: los judíos y la recordación de la Shoá en Buenos Aires, 1942-1956. [Vergessene Erinnerungen: Juden und Schoah-Gedenken in Buenos Aires, 1942–1956] Diss. 2017 (Online)
- ↑ vgl. bundesfinanzministerium.de: BMF-Ghettoliste