Johann II. (Brandenburg)

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Johann II. (* 1237 (?); † 10. September 1281) war von 1266 bis zu seinem Tod Mitregent seines Bruders Otto IV. (mit dem Pfeil) als Markgraf von Brandenburg. Zudem führte er den Titel „Herr zu Krossen“ (Neumark).

Patene mit Johann II. und Gemahlin Hedwig von Werle von 1280/1290 aus dem Kloster Chorin

Mitregentschaft

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Johann II. gehörte der Johanneischen Linie der märkischen Askanier an und war der älteste Sohn des Markgrafen Johann I. und der Sophia von Dänemark (1217–1247), Tochter König Waldemars II. von Dänemark und Berengarias von Portugal. Johann II. war Mitregent trat aber deutlich weniger hervor, als der jüngere Bruder Otto IV. Zu Details aus seinem Leben, liegen deutlich weniger Daten vor als zum Vater und den sonstigen askanischen Regenten der Mark Brandenburg. Als Erstgeborener übte er anlässlich der Wahl Rudolfs von Habsburg das brandenburgische Kurrecht aus und nahm unter den Mitregenten – zumindest im Verständnis der Geschichtsschreibung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, eine wichtige Position ein, und erhielt neben seinem vorerwähnten Bruder, in der Berlin Siegesallee ein eigenes Standbild erhielt.

Die meisten überlieferten Daten über Johann II. stehen im Zusammenhang mit der neuen Grablege für die Johanneische Linie, dem Kloster Chorin. Das Zisterzienserkloster hatte sein Vater 1258 im Zuge der Erbteilung der Mark unter dem Namen Mariensee gestiftet, während das traditionelle askanische Kloster Lehnin bei der Ottonischen Linie verblieb.

Askanierburgen im Jagdrevier Schorfheide

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400 Jahre alter Weg in der Schorfheide, Jagdrevier Johanns II.

1273 stellten die drei Brüder Otto IV. (mit dem Pfeil), Johann II. und Konrad I. (wie Johann II. Mitregent, Vater des letzten großen märkischen Askaniers Waldemar), gemeinsam eine Urkunde[1] aus, in der sie die noch vom Vater veranlasste Verlegung des Klosters Mariensee nach Chorin bestätigten. Die drei Siegel zeigen das gleiche Bild des stehenden gerüsteten Markgrafen mit Adlerschild und markgräflicher Fahnenlanze. Sie unterscheiden sich nur durch die Inschriften, die sie dem jeweiligen Bruder zuordnen.

Ausgestellt ist die Urkunde in der Askanierburg Werbellin, einem Residenzort westlich des Klosters in der Schorfheide. Die Schorfheide war in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts das bevorzugte Jagdrevier der Askanier. Neben Werbellin bestanden zu dieser Zeit zwei weitere askanische Burgen in dem ausgedehnten Waldgebiet. Da überliefert ist, dass sich Otto IV. bevorzugt in der Burg Grimnitz am Westufer des Grimnitzsees aufhielt, hat Johann II. entweder die Burg (castrum, Festes Haus) in Breden am Südostufer des Werbellinsees oder die Burg in Werbellin am Südende desselben Sees als sein erstes Jagddomizil genutzt.[2]

Alle drei Burgen waren von Johann I. gegründet worden und wurden wahrscheinlich noch im 14. Jahrhundert zerstört. Die älteste überlieferte Erwähnung der Burg Grimnitz, von der noch Restruinen vorhanden sind, findet sich in einem Dokument, das Johann II., Otto IV., Konrad I. und Heinrich I. (ohne Land) 1297 gemeinsam beurkundet hatten.[3] An Stelle der Askanierburg Werbellin steht heute auf dem Schlossberg der denkmalgeschützte Askanierturm, ein (geschlossener) Aussichtsturm, den Prinz Carl von Preußen 1879 zur Erinnerung an die Askanier eingeweiht hatte.[4]

Patene und Grabstätte

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Kloster Chorin

In der Berliner Nikolaikirche befindet sich eine Patene (Abendmahlsteller) aus dem Kloster Chorin mit einem Durchmesser von 28,5 Zentimetern (siehe Bild ganz oben). Darauf ist um den zentralen thronenden Gott ein Stifterpaar abgebildet, bei dem es sich laut Inschrift um Johann II. und seine Gemahlin Hedwig von Werle (1243–1287) handelt. Die Askanier-Patene ersetzte im Kloster um 1280/90 einen Vorgängerteller. Wolfgang Erdmann vermutet, dass die Patene von den nach Johann II. und Hedwig gestorbenen Brüdern Otto IV. und Konrad I. „für Chorin gestiftet und dort für die Askanier-Memoria genutzt wurde.[5] Der Teller gehört zu einem Prachtkelch (Askanier-Kelch), der wahrscheinlich bereits 1266/67 gestiftet worden war und die gemeinsam regierenden Brüder Johann I. und Otto III. mit ihren Frauen zeigt.

Johann II. (1281) und seine Gemahlin Hedwig (1287) wurden in der Klosterkirche Chorin begraben, deren Bau zu dieser Zeit noch nicht abgeschlossen war.

Familie, Nachkommen

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Johann heiratete

Kinder

Denkmal in der Siegesallee

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Relief nach dem Siegesallee-Standbild, 1909, Berlin-Mariendorf

Während die Aufnahme des letzten und für die märkische Geschichte völlig unbedeutenden Askaniers Heinrich II. (das Kind) in die Siegesallee umstritten und letztlich lediglich der Tatsache geschuldet war, dass die Symmetrie mit je 16 Gruppen zu beiden Seiten des Monumentalboulevards gewahrt werden sollte,[6] liegen über die Gründe, die zur Aufnahme des gleichfalls eher unbedeutenden Mitregenten Johann II. führten, keine Angaben vor. Als charakteristische Zeitgenossen und Nebenfiguren (Büsten) zum Standbild des Markgrafen wählte die historische Kommission der Allee unter Leitung von Reinhold Koser Graf Günther I. von Lindow-Ruppin (? –1284) sowie den Berliner Fernhändler und Ratsmann Konrad Belitz (? {Ersterwähnung 1288} – 1308).

Bildhauer der Denkmalgruppe 6 war Reinhold Felderhoff, der bei der Gestaltung der Statue freie Hand hatte. Bildvorlagen gab es nicht und das einzige figürliche Merkmal aus der Märkischen Fürstenchronik, die Johann II. als klein von Statur, tüchtig und kräftig charakterisierte, konnte er wegen der vorgeschriebenen Einheitshöhe der Statuen nicht umsetzen. Die Gestaltung Felderhoffs fiel völlig aus dem Rahmen, indem er gegen die gängige historisierende Kunst eine (fast moderne) großflächige typisierende Form wählte. Er verzichtete als einziger Siegesallee-Bildhauer auf eine Individualisierung des Standbilds und schuf eine typisierte, ruhig und ernst zu Boden blickende Kriegerfigur, „die den Typ des Mahnmals vorwegnimmt.[7] Die Figur zeigt Johann II. gestützt auf ein großes Schild mit dem Wappen des Hauses BallenstedtEsico von Ballenstedt gilt als Stammvater des Geschlechts der Askanier.

Die feierliche Enthüllung der Denkmalgruppe fand am 14. November 1900 statt. Das Standbild Johanns II. befand sich von 1978 bis 2009 mit leichten Konturschäden im Lapidarium in Berlin-Kreuzberg und steht seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau. Im Jahr 1909 entstand ein Relief nach dem Vorbild der Felderhoff-Statue, das sich am Eckhaus Markgrafenstraße/Mariendorfer Damm in Berlin-Mariendorf über das erste und zweite Stockwerk erstreckt. Sein Urheber ist unbekannt. (Siehe auch: Felderhoff, Siegesalleegruppe.)

Quellensammlung
  • Heinrici de Antwerpe: Can. Brandenburg., Tractatus de urbe Brandenburg (Memento vom 21. Februar 2013 im Internet Archive). Neu hrsg. und erläutert von Georg Sello. In: 22. Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte und Industrie zu Salzwedel. Magdeburg 1888, Heft 1, S. 3–35. (Internetveröffentlichung von Tilo Köhn mit Transkriptionen und Übersetzungen.)
  • Chronica Marchionum Brandenburgensium, ed. G. Sello, FBPrG I, 1888.
Bibliographien
  • Schreckenbach, Bibliogr. zur Gesch. der Mark Brandenburg, Bd. 1–5 (Veröffentlichungen des Staatsarchivs Potsdam; Bd. 8 ff.), Böhlau, Köln 1970–1986.
Sekundärliteratur
  • Tilo Köhn (Herausgeber): Brandenburg, Anhalt und Thüringen im Mittelalter. Askanier und Ludowinger beim Aufbau fürstlicher Territorialherrschaften. Helmut Assing. Zum 65. Geburtstag des Autors, Böhlau, Köln-Weimar-Wien 1997, ISBN 3-412-02497-X
  • Helmut Assing: Die frühen Askanier und ihre Frauen. Kulturstiftung Bernburg 2002, ISBN 3-9805532-9-9.
  • Emil Dominik: Die Askanierburg Werbellin. In: Richard George (Hrsg.): Hie gut Brandenburg alleweg! Geschichts- und Kulturbilder aus der Vergangenheit der Mark und aus Alt-Berlin bis zum Tode des Großen Kurfürsten. Verlag von W. Pauli’s Nachf., Berlin 1900, digibib.tu-bs.de.
  • Wolfgang Erdmann: Zisterzienser-Abtei Chorin. Geschichte, Architektur, Kult und Frömmigkeit, Fürsten-Anspruch und -Selbstdarstellung, klösterliches Wirtschaften sowie Wechselwirkungen zur mittelalterlichen Umwelt. Unter Mitarbeit von Gisela Gooß, Manfred Krause u. Gunther Nisch. Mit ausführlichem Literaturverzeichnis. Königstein i. Ts. 1994 (= Die Blauen Bücher). ISBN 3-7845-0352-7
  • Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0.
  • Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542, Studien zur Geschichte, Kunst und Kultur der Zisterzienser, Band 12.1, Lukas Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-931836-45-2 (zugleich: Berlin, Freie Universität, Dissertation, 1999).
  • Stephan Warnatsch: Geschichte des Klosters Lehnin 1180–1542. Regestenverzeichnis. Bd. 12.2. ISBN 3-931836-46-0

Einzelnachweise

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  1. Stefan Warnatsch: Regestenverzeichnis Nr. 138, 8. September 1273
  2. Burg Grimnitz (Memento des Originals vom 29. Juni 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eiszeitstrasse.de bei eiszeitstraße.de
  3. In der Urkunde überlassen die vier Brüder dem Kloster Marienwalde das Dorf Mensdorf
  4. Emil Dominik: Die Askanierburg Werbellin, … S. 134f
  5. Wolfgang Erdmann: Zisterzienser-Abtei Chorin. …, S. 12
  6. Uta Lehnert: Der Kaiser und die …, S. 57f, 125
  7. Uta Lehnert: Der Kaiser und die …, S. 224