Johann Michael Bach (Komponist, 1745)

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Johann Michael Bach (* 9. November 1745 in Struth bei Schmalkalden; † 13. Juni 1820 in Elberfeld), auch Tanner Bach, seltener Elberfelder Bach oder Schmalkaldener Bach genannt, war ein deutscher Komponist.

Johann Michael Bach entstammt der sogenannten hessischen Bach-Linie, die auf einen um 1639 gestorbenen Caspar Bach zurückgeht.[1][2] Ob ein Verwandtschaftsverhältnis zur von Veit Bach begründeten Wechmarer Linie der Familie Bach besteht, welcher Johann Sebastian Bach entstammt, ist nicht völlig geklärt.[3] Karl Geiringer identifizierte Johann Michael fälschlich als Sohn von Johann Elias Bach,[4] dessen gleichnamiger Sohn Johann Michael jedoch 1753 im Säuglingsalter starb.[5][6] Percy Young zählte Johann Michael Bach ohne Angabe von Gründen selbstverständlich zum Bachgeschlecht, wenn auch mit Johann Sebastian Bach nicht eng verwandt.[7]

Er ging früh auf Reisen nach Holland und (angeblich) England, war in Tann als Kantor tätig, studierte in Göttingen und Leipzig, ließ sich einige Jahre in Güstrow als Advokat nieder. 1785 kehrte er wieder nach Tann zurück, wo er erneut als Kantor wirkte. 1795 ging er nach Basel und verbrachte seinen Lebensabend in Elberfeld, einem Stadtteil des heutigen Wuppertal.[8][9]

Der eigentliche Werkbestand ist nicht mehr ersichtlich. Folgende Werke von Johann Michael Bach sind erhalten oder feststellbar:

  • elf geistliche Kantaten:
    • Das Volk, so im Finstern wandelt. (Alt, Tenor, Chor, 2 Trompeten, 2 Hörner, Pauken, 2 Flöten, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Die ihr den Herren liebet. (Tenor, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, 2 Fagotte, Streicher und Basso continuo)
    • Gehet hin durch die Tore. (Tenor, Bass, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Gott fähret auf mit Jauchzen. (Tenor, Chor, 2 Trompeten, Pauken, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Herr, wie sind deine Werke so groß und viel. (Sopran, Bass, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Ich hab dich ein’ klein’ Augenblick verlassen. (Tenor, Bass, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Jauchzet dem Herrn, alle Welt. (Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor, 2 Trompeten, Pauken, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Mache dich auf, werde Licht. (Bass, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. (Sopran, Bass, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Singt dem Vater. (Sopran, Chor, 2 Trompeten od. Oboen, 2 Hörner, Streicher und Basso continuo)
    • Wie lieblich sind auf den Bergen. (Sopran, Bass, Chor, 2 Hörner, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
  • vier weltliche Kantaten:
    • Heil dir, beglücktes Land! Heil, Friedrich Franz, für dich! 1785 (Sopran, Tenor, Bass, Chor, 2 Hörner, Pauken, 2 Flöten, Streicher und Basso continuo)
    • Welch eine feierliche Stille verkündiget des Höchsten Wille. (4 Soprane, Chor, 2 Trompeten, 2 Hörner, Pauken, 2 Flöten, 2 Oboen, Streicher und Basso continuo)
    • Jehova, Vater der Wesen („Friedens-Cantata“). 1815. (Sopran, Tenor, Bass, Chor, 2 Trompeten, 2 Hörner, Pauken, 2 Flöten, 2 Fagotte, Streicher und Basso continuo)
    • eine 13-stimmige Kantate zur Vermählung des Herzogs von Coburg. (verloren)
  • zwei Leichenmotetten:
    • Die Gerechten werden ewig leben. (Chor a cappella)
    • Wie wohl ruht nun mein Leib im Grabe. (Chor a cappella)
  • orchestrale Musik:
    • XII Menuets. Amsterdam: Johann Julius Hummel 1766. (2 Hörner, 2 Klarinetten und Streicher)
    • Six Concerts pour le Clavecin. Op. 1. Amsterdam: Johann Julius Hummel [ca. 1766]. (Cembalo, 2 Hörner ad libitum, Streicher)
  • Klavier- und Kammermusik:
    • Six Sonates pour le Clavecin. Op. 2.
    • Schweizer Natur-Szenen. Basel: Samuel Flick 1796. (Kunstlieder)
    • Fantasie in C-Dur.
  • Cephalus und Procris. Melodrama.
  • Kurze und systematische Anleitung zum General-Baß. Kassel 1780.
  • Der Druck von oben her, oder die empfindsame Welt, eine wahre Geschichte für Patrioten. Vermutlich autobiographischer Roman. (verloren)

Einzelnachweise

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  1. Hugo Lämmerhirt: Ein hessischer Bach-Stamm. In: Bach-Jahrbuch. 33, 1936, S. 53–89, hier S. 78 f.; DOI:10.13141/bjb.v19362355 .
  2. Peter WollnyBach, Johann Michael. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 1 (Aagard – Baez). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 1999, ISBN 3-7618-1111-X, Sp. 1306–1307 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  3. Christoph WolffBach, Johann Michael (ii). In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
  4. Karl Geiringer: Die Musikerfamilie Bach. Musiktradition in sieben Generationen. Verbesserte Neuausgabe. C. H. Beck, München 1977, ISBN 3-406-06985-1, S. 153.
  5. Hermann Kock: Genealogisches Lexikon der Familie Bach. Bearbeitet und herausgegeben von Ragnhild Siegel. Kunstverlag Gotha, Wechmar 1995, ISBN 3-931182-01-0, S. 103 u. Anm. S. 271.
  6. Kurt Hermann Frickel: Genealogie der Musikerfamililie Bach. 568 Namensträger über 12 Generationen in 119 Familien. Daten – Fakten – Hypothesen. Eigenverlag, Niederwerrn 1994, ISBN 3-926523-37-9, S. 65.
  7. Percy M. Young: Die Bachs 1500–1850. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1978, S. 301 f.
  8. „Hier bot sich nun endlich die Gelegenheit, Johann Michael Bach (II) als den ,Wuppertaler‘ Bach vorzustellen, als der er sich für uns inzwischen erwiesen hatte und dessen Kantate wir im Januar 1986 beiseite gelegt hatten.“ Hans-Martin Linde, Regula Rapp: Provokation und Tradition. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000, ISBN 3-476-01663-3.
  9. „Es gab sogar noch einen weiteren bühnentauglichen Schreiber in der Dynastie, Johann Michael Bach hieß er, […] fand sein Auskommen als Musiklehrer eines Gymnasiums im bergischen Elberfeld, heute Wuppertal, wo er 1820 mit 75 Jahren starb.“ Michael Arntz: Hugo Riemann (1849–1919): Leben, Werk und Wirkung. Concerto, Köln 1999, ISBN 3-9803578-7-2. Zugleich Dissertation Universität Köln.