Johann Michael Ekling
Johann Michael Ekling (häufig auch Eckling) (* 8. August 1795 in Wien; † 30. März 1876 in Wien) war ein österreichischer Mechaniker, Konstrukteur und Erfinder wissenschaftlicher Apparate und Instrumente.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johann Michael Ekling wurde nach dem Tod seines Vaters, des „Batalionschyrurgus“ Joseph Ekling, geboren. Seine Mutter war Anna Maria Euphrosina Ekling, geb. Spitzbarth.[1] Am 6. Juli 1828 heiratete er Theresia Schwarz, mit der er fünf Söhne und eine Tochter hatte. In den folgenden Jahren arbeitete er eng mit den Wiener Physik- und Mathematik-Professoren Andreas von Baumgartner[2] und Andreas von Ettingshausen zusammen. So stellte er im Auftrag Baumgartners künstliche Magnete her[3] oder baute nach Instruktionen Ettingshausens,[4] der mit Daguerre bekannt war, einen der ersten photographischen Apparate in Österreich.[5] Anlässlich des ersten Naturforschertages in Wien am 18. September 1832 demonstriert er das von ihm verfertigte Reflexions-Goniometer.[6] 1844 wird er in einem wissenschaftlichen Artikel als "Universitäts-Mechaniker" bezeichnet.[7] In einer Anzeige anlässlich einer Industrieausstellung heißt es über Ekling: "verfertigt alle Sorten mathematischer und physikalischer Instrumente und Apparate, Luftpumpen mit gläsernen Stiefeln,[8] Reise-Barometer, Goniometer,[9] chemische und mineralogische Apparate".[10] Sein Multiplikator (siehe Abbildung) wurde unter anderem für die Untersuchung der Leitfähigkeit von Thermalwasser eingesetzt und dabei für seine Messempfindlichkeit gepriesen.[11] Ekling erhielt Privilegien (Patente) für Induktionsapparate und Photoapparate sowie Verbesserungen des Bainschen Telegraphen für die österreichischen Eisenbahnen. Eklings letzte Erfindung war ein "Galvanischer Inductions-Apparat für Heilzwecke".[12]
Seinen Ruf als Instrumentenbauer dokumentiert das Gesetzblatt für das Land Österreich vom Jahr 1850: "[Der] empfehlenswertheste Mechaniker von Wien, ja der für die feineren optischen Apparate allein zu empfehlende, ist Eckling."[13] Zu diesen Geräten zählen Heliostate sowie Interferenz- und Beugungsapparate.[14] Junge Mechaniker aus Deutschland wie Rudolph Carl Adolph Dolberg (1817–1863) und Adolph Hermann Friederich Petri (1819–1895)[15] gingen bei Ekling in die Lehre. Auch der spätere Telegraphen-, Telephon- und Wassermesser-Fabrikant Johann Leopolder (1826–1902) lernte ab 1841 bei Ekling und war, bis er sich im Jahr 1850 selbständig machte, sein Werkführer.[16]
Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1854 scheint Ekling seine Werkstätten in der Erdbergstraße aufgegeben zu haben. Zunächst vermietete er ab 1855 an die Erzieh-Anstalt des Schulrats Hermann, 1860 verkaufte er schließlich das Haus an Rudolf Ditmars expandierende Lampenfabrik.[17] Am 30. März 1876 starb er als Privatier in der Viaductgasse 36.
Geräte Eklings finden sich in verschiedenen physikalischen Sammlungen in Deutschland (Augsburg und München), Italien[18], Österreich (Innsbruck, Sternwarte Kremsmünster[19][20], Linz und Wien[21]), Tschechien[22] und den USA (Kenyon College, OH).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Franz Pichler: Die Einführung der Morse-Telegraphie in Deutschland und Österreich. e&i – Elektrotechnik und Informationstechnik, Heft 9, 2006, S. 402–408
- Franz Pichler: Elektrisches Schreiben in die Ferne: die Telegraphie in Österreich: technische Entwicklung, 1846–1906. Linz 2007
- Karl Freiherr von Reichenbach, Physikalisch-physiologische Untersuchungen über die Dynamide des Magnetismus, der Elektricität, der Wärme, des Lichtes, der Krystallisation, des Chemismus in ihren Beziehungen zur Lebenskraft, Braunschweig 1849, S. 17–18.
Einzelnachweise und Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Lebensdaten Eklings und seiner Familie wurden mit Hilfe der Matrikelbücher der Diözese Wien und von Todesanzeigen in der Wiener Zeitung ermittelt.
- ↑ Elektromagnetischer Apparat für Baumgartner aus dem Jahr 1830 (Physikalische Sammlung der Universität Innsbruck)
- ↑ Wiener Zeitung vom 26. Januar 1833, S. 95
- ↑ Bohemia: oder Unterhaltungsblätter für gebildete Stände, 1840; ohne Seitenzahl
- ↑ Emil-Heinz Schmitz, Handbuch zur Geschichte der Optik: Das XIX. Jahrhundert, Bonn 1983, S. 9
- ↑ "Deutsche Naturforscher in Wien. 1832 - 1856 - 1894" in: Welt-Blatt, 15. September 1894
- ↑ Verhandlungen der k.k. Gesellschaft der Ärzte zu Wien, Wien 1844, S. 25
- ↑ Das Wort "Stiefel" bedeutet hier "Zylinder".
- ↑ Ekling baute das Gerät nach Instruktionen von Friedrich Mohs (1773-1839)
- ↑ Notizen über Produktion, Kunst, Fabriken und Gewerbe, Wien 1833, S. 48
- ↑ Adolph Pleischl, Ueber die Thermalwasser zu Gastein und Carlsbad in chemisch-physicalischer Hinsicht, 1846, S. 6
- ↑ Beilage zu Faust. Poligrafisch-illustrirte Zeitschrift für Kunst, Wissenschaft, Industrie und Unterhaltung, 1854. Ohne Seitenzahl
- ↑ Gesetzblatt für das Land Österreich, 1850, S. 542
- ↑ A. Adolf Schmid, Wien und seine nächsten Umgebungen mit besonderer Berücksichtigung wissenschaftlicher Anstalten und Sammlungen, Wien 1852, S. 92.
- ↑ Jürgen Hamel: Über die mechanisch-optischen Werkstätten "Dolberg" und "Dolberg & Petri" in Rostock. Peenestadt Neukalen, abgerufen am 29. Januar 2019.
- ↑ Die Gross-Industrie Österreichs, Bd. 3, 1898, S. 250.
- ↑ Wiener Geschichtsblätter, Band 56, Ausgaben 1–4, Verein für Geschichte der Stadt Wien, 2001, S. 3
- ↑ Macchina pneumatica. Museo di Fisica "Antonio Maria Traversi", Venedig, abgerufen am 29. Januar 2019 (Gerät von Johann Michael Ekling in Venedig).
- ↑ Liste der bei Johann Michael Eckling - Mechaniker in Wien - gekauften Geräte. Sternwarte Kremsmünster, abgerufen am 29. Januar 2019.
- ↑ Sigmund Fellöcker: Geschichte der Sternwarte der Benediktiner-Abtei Kremsmünster. Feichtinger, Linz 1864, DNB 968062490, S. 304–310 (Liste von Erwerbungen von Johann Michael Ekling durch die Sternwarte).
- ↑ Nadelgalvanometer nach Nobili. Universität Wien, abgerufen am 29. Januar 2019 (Nadelgalvanometer von Johann Michael Ekling an der Universität Wien).
- ↑ Gerät von Johann Michael Ekling am NTM in Prag. National Technical Museum, abgerufen am 29. Januar 2019.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Telegraph von Ekling aus dem Jahr 1855. Zwei Magnetspulen, Schreibhebel und Federwerk auf polierter Grundplatte aus Nussbaumholz. Alle Messingteile zaponiert. (Abgerufen am 18. November 2013)
- [1] Sammlung historischer Geräte der Universität Innsbruck mit zahlreichen Geräten Eklings (Teil 1)
- [2] (Teil 2)
Personendaten | |
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NAME | Ekling, Johann Michael |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Mechaniker und Erfinder physikalischer Apparate |
GEBURTSDATUM | 8. August 1795 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 30. März 1876 |
STERBEORT | Wien |