Johannes von Oppido

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Johannes von Oppido (* um 1073) war ein normannischer Priester aus Unteritalien, der im Jahre 1102 zum Judentum konvertierte und dabei den Namen Obadja (ha-Ger) annahm, weshalb er auch unter dem Namen Obadja der Proselyt bekannt wurde. Von ihm sind die ersten Musiknotationen zu hebräischen Texten erhalten.

Johannes wurde als Spross einer adligen normannischen Familie Ende des 11. Jahrhunderts geboren. Sein älterer Zwillingsbruder Roger sollte Ritter werden, für Johannes war der Priesterstand vorgesehen. Nicht zuletzt seine Studien der Hebräischen Bibel brachten ihn in die Nähe des Judentums, bis er schließlich begann, auch jüdische Gebräuche zu beachten. Als Vorbild diente ihm der Erzbischof von Bari, Andreas II., der ebenfalls konvertiert war und nach Ägypten auswanderte. Johannes zog nach Konstantinopel, wo er seine Studien vertiefte, aber auch polemische Schriften gegen das Christentum verfasste. Schließlich musste er weiterziehen und kam über Bagdad nach Aleppo, wo ein Rabbiner seine Konversion bestätigte. Von dort zog er weiter über Banyas am Fuße des Hermon und Tyros bis nach Kairo.

Johannes’ nach 1122 verfasste Lebensbeschreibung, in der er seine Konversion und die Beweggründe dazu erläutert, ist in mehreren Fragmenten aus der Kairoer Geniza erhalten. Von ihm existieren mehrere Vertonungen zu Pijjutim in gregorianischer Notation.

Quellen für die Lebensgeschichte des Johannes sind wesentlich folgende Fragmente aus der Kairoer Geniza:

  • T-S K5.41
  • T-S Misc. 35.31
  • T-S 10K21
  • T-S 8.271

Moses Maimonides’ Brief an Obadja den Proselyten, der zu dessen frühesten und bekanntesten Briefen überhaupt zählt, beschäftigt sich unter anderem mit der von Johannes gestellten Frage, ob es für ihn statthaft sei, zum „Gott unserer Väter“ zu beten, die ihn offenbar sehr beschäftigt hat. Maimonides antwortet ihm, dass auch er „die Gebete in der üblichen Weise sprechen und kein Wort ändern“ solle, „so wie alle Söhne von Israel“.[1]

  • Shlomo Dov Goitein: Obadyah, a Norman Proselyte (A propos the Discovery of a New Fragment of His 'Scroll'). In: Journal of Jewish Studies 4 (1953), 74–84.
  • Norman Golb: The Music of Obadiah the Proselyte and his Conversion. In: Journal of Jewish Studies 18 (1967), 43–63.
  • Joshua Prawer: The Autobiography of Obadyah the Norman, a Convert to Judaism at the Time of the First Crusade. In: I. Twersky (Hg.): Studies in Medieval Jewish History and Literature. Cambridge/Mass. 1979, 110–134.
  • Antonio de Rosa; Mauro Perani (Hg.): Giovanni-Ovadiah da Oppido, proselito, viaggiatore e musicista dell’età normanna. Atti del convegno internazionale, Oppido Lucano, 28–30 marzo 2004. Florenz: Giuntina 2005. (Associazione italiana per lo studio del giudaismo. Testi e studi 16)
  • Alexander Scheiber: Der Lebenslauf des Johannes-Obadja aus Oppido. In: Antiche Civiltà Lucane. Galatina 1975, 227–248. [erneut abgedruckt in: Geniza Studies. Collectanea XVII. Hildesheim 1981, 453–476.]
  • Luigi Russo: OVADIAH (Obadiah il proselito).. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 80: Ottone I–Pansa. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2014.

Einzelnachweise

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  1. Isadore Twersky (Hrsg.): A Maimonides Reader. Behrman House, New York, 1972, S. 475 f.