Johannishof (Hannover)
Der Johannishof in Hannover ist ein öffentlicher Raum im Zentrum der niedersächsischen Landeshauptstadt zwischen der Osterstraße und der Heiligerstraße. In den 1970er Jahren im heutigen Stadtteil Mitte als Innenhof zwischen Kaufhäusern neu angelegt, reicht die dokumentierte Geschichte des Ortes rund ein halbes Jahrtausend zurück.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bereits in dem hannoverschen Verlassungsbuch von 1428 wurde erstmals ein Hof an Stelle des späteren Johannishofes erwähnt,[2] doch erst in der Zeit des Übergangs vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit ließ der Bürger Brand Schmerjohann etwa um 1520 an dieser Stelle rund 20 Häuschen erbauen, die als Schmerjohanns Hof[1] im Jahr 1548 den Namen des Bauherren erhielten, „[...] welcher kein Freund von großer Reinlichkeit gewesen sein soll“. Schmerjohanns Hof benachbart lag der bereits 1488 erwähnte Rösehof, der einer weiteren Straße in diesem Teil des hannoverschen Stadtviertels seinen Namen gab.[2]
Zur Zeit des Kurfürstentums Hannover und um das Jahr 1770 änderte sich die Namensgebung des Hofes als Sankt-Johannes-Hof und nahm damit Bezug auf einen christlichen Heiligen.[1] So nennt das erste Adressbuch der Stadt Hannover unter dem Titel Hannöversches Adreß-Buch auf das Jahr 1798 unter der Adresse „St. Joh. Hof“ beispielsweise den Zimmermeister Holecamp sowie den Tischler Homeyer als Anwohner.[3]
Rund ein Jahrhundert später wurde der Ort innerhalb der Residenzstadt des Königreichs Hannover während der beginnenden Industrialisierung und im Jahr 1861 in Johannshof umbenannt.[1] Etwa zur gleichen Zeit verfasste der Architekt und Hochschullehrer Ludwig Debo seinen Bericht an das Königliche Innenministerium über Gemeinnützige Wasch- und Badeanstalten, in dem er – gemeinsam mit dem Amtsassessor Carl Grote – unter anderem auf die fehlenden Sanitäranlagen für die Arbeiterfamilien in den beiden „[...] Packhofstraßen sowie [... dem] Röse- und Johannishof“ hinwies.[4]
In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs entwickelte sich auf zwei Seiten des Johannshofes ab 1886 das von jüdischen Kaufleuten betriebene Warenhaus Sternheim & Emanuel, das sowohl von der Osterstraße, Große Packhofstraße, Heiligerstraße und dem Johannishof zu betreten war.[5]
Im Jahr der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde der Johannshof etwa um 1933 vollständig abgebrochen.[1]
Erst 1971 wurde der Innenhof zwischen den Warenhäusern neu angelegt und erhielt seinen heutigen Namen.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Karl Friedrich Leonhardt: Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover: 1428-1533, Schaper, 1941.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Helmut Zimmermann: Johannishof, in ders.: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover. Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 133.
- ↑ a b Rudolph Ludwig Hoppe: Geschichte der Stadt Hannover (in Frakturschrift), Hannover: Verlag der Hellwingschen Hofbuchhandlung, 1845, S. 77; online über Google-Bücher;
Nachdruck der Ausgabe (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde von Niedersachsen und Bremen, Bd. 44), Hannover-Döhren: v. Hirschheydt, 1975, ISBN 3-7777-0889-5. - ↑ Hannöversches Adreß-Buch auf das Jahr 1798, S. 81, als Digitalisat über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
- ↑ Ludwig Debo, Carl Grote (Hrsg.): Gemeinnützige Wasch- und Badeanstalten. Bericht an Königliches Ministerium des Innern in Hannover, erstattet mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der Residenzstadt Hannover, Hannover: Hahnsche Hofbuchhandlung, 1862, S. 33; Digitalisat über Google-Bücher
- ↑ Waldemar R. Röhrbein: Sternheim & Emanuel. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 603f.
Koordinaten: 52° 22′ 25,8″ N, 9° 44′ 11,5″ O