Josef Boquoi

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Josef H. Boquoi, auch Joseph H. Boquoi (* 1934) ist ein deutscher Unternehmer und Gründer von Bofrost, dem europaweit größten Direktvertreiber von Tiefkühlkost.

Boquoi absolvierte die Handelsschule und eine Kaufmannslehre in Hamburg. Sein Vater Jean betrieb in Issum eine kleine Kaffee- und Kornrösterei; 1957 übernahm Sohn Joseph das Geschäft.[1] 1966 gründete er einen Direktvertrieb für Tiefkühlware. Sein Unternehmen Bofrost (Abkürzung für Boquoi-frost) startete mit selbst hergestellter Eiscreme.[1] In den 1970er-Jahren bediente er sich der in Deutschland noch nicht sonderlich bekannten Geschäftsform des Franchising, um schneller wachsen zu können. Der Konzern expandierte in der Folgezeit in 13 europäische Länder, wuchs allein in Deutschland auf über 6000 Beschäftigte und erwirtschaftete einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.[2][3] 2013 gab Josef Boquoi die Führung der bofrost*Familienstiftung ab.

Ende 2001 stieg Boquoi zudem in der Frankfurter Beteiligungsholding WCM ein.[4] Er hielt zwischen 5 und 10 Prozent an der Düsseldorfer Großbäckerei Kamps AG und einen Sitz in deren Aufsichtsrat, bis er 2002 nach der Übernahme durch den italienischen Teigwaren-Hersteller Luca Barilla ersetzt wurde.[5]

Im März 2013 bekam Boquoi den Zuschlag für 5.300 Wohnungen des Gelsenkirchener Konzerns Vivawest für 168,1 Millionen Euro, größter Anteilseigner bei Vivawest ist die RAG-Stiftung. Der ehemalige Landesfinanzminister Helmut Linssen war zu diesem Zeitpunkt im Vorstand der RAG-Stiftung verantwortlich für die Finanzen.

Boquoi ist in dritter Ehe verheiratet, in offiziellen Lebensläufen werden zwei Töchter und ein Sohn aus erster Ehe genannt. Die Angaben sind widersprüchlich: Von 2008 an führte Sohn Jean Michael Boquoi (* 1958) mit dem von der Lebensmittelzeitung und in einem Mitarbeiter-Blog als Stiefbruder bezeichneten Dr. Thomas Stoffmehl (* 1971)[6][3] den strategisch und operativ tätigen Beirat der Familienstiftung[7], wobei Stoffmehl zwischenzeitlich aus dem Unternehmen ausgeschieden ist.[8] Boquoi lebt mit seiner Familie in Pont (Geldern) und ist Besitzer der Burg Winnenthal.[4]

Die Josef H. Boquoi-Stiftung besitzt über ihre Tochtergesellschaft Agrikultur GmbH seit 2011 neun landwirtschaftliche Unternehmen in Kröpelin und Prislich in Mecklenburg-Vorpommern.[9] Die Tochterunternehmen bewirtschaften gemeinsam eine Fläche von rund 6.350 Hektar Acker- und Grünland und erhielten im Jahr 2022 in Summe 1.226.934,81 Euro an Agrarsubventionen.[10][11][12][13][14]

Auf der Liste der 500 reichsten Deutschen wurde er 2022 mit einem geschätzten Privatvermögen von 1,56 Milliarden Euro auf Platz 114 geführt. Die jährliche Auflistung The World’s Billionaires des US-Wirtschaftmagazins Forbes listet die Familie Boquoi im Jahr 2023 mit einem Vermögen von 1,6 Milliarden US-Dollar auf Platz 1804.

Wegen des geplanten Erwerbs von 2500 Hektar an öffentlichem Wald (Staatswald aus Landeseigentum) in der Nordeifel für Boquois Familienstiftung kam es 2009 zu lokalen Protesten.[15][16] Die SPD-Opposition und CDU-Parteifreunde warfen Finanzminister Helmut Linssen vor, seinem langjährigen Jagdgenossen Boquoi einen „Freundschaftsdienst“ erwiesen zu haben.[17] Der Verkauf kam dennoch zustande.

Boquoi geriet während seiner aktiven Unternehmerzeit auch mit dem Betriebsrat aneinander. So musste selbst der Europäische Gerichtshof im Jahr 2001 tätig werden, um einen strittigen Punkt zwischen Betriebsrat und Unternehmensführung zu entscheiden.[18]

2011 klagte Boquoi dagegen, in der Liste der reichsten Deutschen des Manager-Magazins aufgeführt zu werden;[19] das Landgericht München I wies die Klage jedoch ab.[20][21]

Einzelnachweise

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  1. a b Karsten Langer: Josef H. Boquoi: „Wir haben’s vom Behalten“. 10. November 2003 (manager-magazin.de).
  2. bofrost*Unternehmensgruppe – Daten und Fakten. bofrost, 1. Juli 2016, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. September 2016; abgerufen am 14. September 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bofrost.de
  3. a b Der neue Boquoi. In: lebensmittelzeitung.net. Abgerufen am 20. Juni 2016.
  4. a b Unternehmer am Niederrhein: Bofrost – Imperium des Josef H. Boquoi. In: Rheinische Post. 30. August 2013 (rp-online.de).
  5. Kamps AG. EQS Group AG, abgerufen am 5. März 2018.
  6. Josef H. Boquoi – Der Patriarch. In: Frostmann. 16. Oktober 2012, abgerufen am 20. Juni 2016.
  7. Thomas Stoffmehl jetzt im Beirat. In: lebensmittelzeitung.net. Abgerufen am 20. Juni 2016.
  8. Antje Höning: Der Tiefkühl-König vom Niederrhein. In: Rheinische Post. 17. Juni 2017, (rp-online.de abgerufen am 18. Juni 2017).
  9. AgriKultur GmbH, Straelen. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  10. Open Knowledge Foundation Germany: AgriKultur Kröpelin GmbH - Explore European Common Agricultural Policy farm subsidy payments | FarmSubsidy.org. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  11. Open Knowledge Foundation Germany: AgriKultur Prislich GmbH - FarmSubsidy.org. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  12. Open Knowledge Foundation Germany: AgriKultur Werle GmbH - FarmSubsidy.org. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  13. Open Knowledge Foundation Germany: AgriKultur Kremmin GmbH - FarmSubsidy.org. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  14. Open Knowledge Foundation Germany: Uns Kattenbeker Melkhof GmbH - FarmSubsidy.org. Abgerufen am 22. Januar 2024.
  15. Jürgen Stock: Streit um Waldverkauf an Bofrost. In: Rheinische Post., 2. März 2009 (rp-online.de).
  16. NABU kämpft weiter gegen Staatswaldverkauf in der Eifel, Agra-Europe Online-Archiv, 6. April 2009
  17. Exfinanzminister Linssen in Erklärungsnot. In: Der Spiegel. 29. Mai 2015 (spiegel.de).
  18. CURIA – Dokumente. In: curia.europa.eu. Abgerufen am 20. Juni 2016.
  19. Boquoi will keine Reichenliste. In: Rheinische Post. 7. April 2011 (rp-online.de).
  20. Reichtum des Bofrost-Gründers. Scheffeln und schweigen. In: Die Tageszeitung. 13. Juni 2011 (taz.de).
  21. Urteil: Bofrost-Gründer verliert – Berechtigtes Interesse an seinem Vermögen. In: Augsburger Allgemeine. 8. April 2011 (augsburger-allgemeine.de).