Küsse, die töten (1916)

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Film
Titel auch: Mordende Lippen
Originaltitel Küsse, die töten
Produktionsland Kaiserreich Deutschland
Erscheinungsjahr 1916
Länge 4 Akte, 1296 Meter, bei 16 BpS 71 Minuten
Stab
Regie Robert Reinert und Leo Peukert
Drehbuch Robert Reinert
Produktion Deutsche Bioscop GmbH Berlin
Kamera Alfons Brümmer
Besetzung

Küsse, die töten ist der Titel eines stummen deutschen Sittendramas, das Robert Reinert 1915 nach einem eigenen Manuskript mit Leo Peukert für die Deutsche Bioscop GmbH (Berlin) inszenierte. Die weiblichen Hauptrollen hatten Maria Carmi und Thea Sandten. Der Film kam auch mit dem Titel Mordende Lippen in den Verleih.

Eine Frau, der ihr Ehemann untreu ist, ist gekränkt und wünscht sich, dass ihre Küsse töten könnten. Der Wunsch geht in Erfüllung. Als dadurch aber nicht nur ihr Mann, sondern auch ihre Kinder sterben, bereut sie ihren Wunsch bitter und geht in ein Kloster.[1]

Produktionsnotizen

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Der Film war die Produktion Nr. 1582 der Deutschen Bioscop, vormals Greenbaum, GmbH Berlin und wurde von Alfons Brümmer photographiert. Die Polizei Berlin, der er im Februar 1916 zur Zensurierung vorlag, sprach unter der Prüf-Nr. 38989 ein Jugendverbot aus. Der Film wurde am 10. März 1916 in Berlin im Kino Mozartsaal aufgeführt. In Ungarn lief er ab 7. Februar 1926 unter dem landessprachlichen Titel Gyilkos csókok (dt.: Mordküsse).[2]

Die Fachzeitschrift Kinema Nr. 35[3] gab auf S. 22 in ihrer Rubrik „Die neuen Films“ bekannt, welche bei der „Kunstfilms (Zürich), Direktor M. Stoehr“ zu leihen waren:

„Herr Stoehr bringt auch ferner eine Serie erstklassiger Maria Carmi-Films, wie zum Beispiel Die rätselhafte Frau, die Tragödie eines schuldlosen Weibes, Das Wunder der Madonna, ein Vierakter von Graf Alfred Hessenstein, und Küsse die töten, ein phantastisches Drama in 4 Abteilungen von Robert Reinert; es sind dies alles Zugpiècen ersten Ranges.“

Die Zürcher Verleihanstalt „Kunst-Films M. Stoehr“ inserierte in der Kinema Nr. 47[4] auf S. 36 „Küsse, die töten, phantastisches Drama mit Maria Carmi als trauernde Gattin und Mutter“ sowie zwei weitere Filme mit der Künstlerin, "„pinolas letztes Gesicht, in 5 Akten mit Maria Carmi in der Hauptrolle“ und „Geheimnisvolle Strahlen, phänomenales Drama. Ein hochinteressantes Experiment in 4 Akten mit Maria Carmi.“

Der Film wird erwähnt in

  • Filmwoche No. 138, 1915
  • Der Film No. 8, 1916
  • Lichtbildbühne No. 10, 1916
  • Ott[5]: Dresdener Anzeigen, 14.03.1916
  • Kinema/Zürich No. 28, 1917

und ist registriert bei

  • Verbotene Kinematographenbilder No. 26, 1916, S. 20
  • Birett, Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme, (München) No. 361, 1916 und (München) No. 361, 1916

Am 14. März 1916 lief Küsse, die töten in den M.S. Lichtspielen (Meinholds Säle) in Dresden, Moritzstraße 10.[6]

In Neumarkt in der Oberpfalz zeigte das Drei-Mohren-Kino[7] laut einer Anzeige im Neumarkter Tagblatt Nr. 220 vom 25.09.1917[8] am 24./25. September 1917 den Film „Küsse, die töten, Drama in 4 Akten; Hauptrolle Maria Carmi.“ Hier wird als Autor jedoch „W. Schmidthäßler“ angegeben.

  • Weiterwirken

Der Aufklärungs-Spielfilm des Genfer Filmemachers Jean Choux Le baiser qui tue (Frankreich 1927), der vor der Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten warnen wollte, lief in Österreich korrekt übersetzt als Küsse, die töten, während er im Deutschen Reich den Titel Verheimlichte Sünden bekam.[9]

Einen Tonfilm Küsse, die töten, der ebenfalls der Aufklärung und Abschreckung dienen sollte, drehte 1958 Peter Jacob nach einem Drehbuch von August Detleff. Das Melodram gab vor, „Mädchen und junge Frauen davor warnen zu wollen, von halbseidenen Vertretern des großstädtischen Amüsiermilieus verführt und als Barmädchen in den „Sumpf der Unmoral” herabgezogen zu werden.“ Das Lexikon des Internationalen Films bewertete den Film als „primitiv und spekulativ inszeniert.“[10]

  • Herbert Birett: Verzeichnis in Deutschland gelaufener Filme. Entscheidungen d. Filmzensur Berlin, Hamburg, München, Stuttgart 1911–1920. München: Saur Verlag 1980.
  • Paolo Caneppele: Entscheidungen der Tiroler Filmzensur: 1917–1918. Band 2 von Entscheidungen der Tiroler Filmzensur, Filmarchiv Austria, Materialien zur österreichischen Filmgeschichte] Verlag Film Archiv Austria, 2002. ISBN 978-3901932212, 349 Seiten, hier S. 326 zu Nr. 1654.
  • Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme, Bde. 1–8 und Gesamtregister: Deutsche Stummfilme aus den Jahren 1903 bis 1931. Deutsche Kinemathek, Berlin 1970. Band 3: "1915-1916".
  • Margit Maier: Das Geschäft mit den Träumen: Kinokultur in Würzburg. Verlag Königshausen & Neumann, 2009. ISBN 978-3826041150, Länge 186 Seiten, hier S. 125.
  • Verbotene Kinematographenbilder. Alphabet. Verzeichnis verbot. Films zum Gebr. f. d. Polizei-Behörden u. Kinematographen-Inhaber. Guben: König, o. J. ( DNB 587306335 )

Abbildungen

  • Zwei Standbilder aus dem Film.
  • Portraitphoto von Maria Carmi (auch Carmi-Vollmöller, geboren als Eleonora Erna Gilli, 1880–1957) (Atelier A. Binder, Berlin)
  • Künstlerpostkarte (K.1711, Photochemie Berlin) von Thea Sandten (eigtl. Toni Wally Ansorge, 1884 Breslau – 1943 Vernichtungslager Auschwitz / Oświęcim)

Einzelnachweise

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  1. vgl. GECD #27716 "Sie wünscht sich das, um den untreuen Mann zu strafen. Aber auch die Kinder sterben. Sie geht ins Kloster."
  2. vgl. IMD/releaseinfo
  3. einzusehen bei e-periodica.ch
  4. einzusehen bei e-periodica.ch
  5. zur Sammlung Ott vgl. isgv.de
  6. Saalkino mit 600 Sitzplätzen, vgl. isgv.de
  7. Obere Marktstraße 8, eröffnet am Sonntag, 1. September 1912, Annonce "Kinematograph Zu den drei Mohren" von 1912 abgeb. bei wikimedia.org
  8. vgl. stadtarchiv.neumarkt.de
  9. vgl. DIF-Archiv
  10. Bd. 4, S. 2133, vgl. filmdienst.de, und Maier S. 125 u. Anmm. 355-57