Komunistická strana Čech a Moravy

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Komunistická strana Čech a Moravy
Kommunistische Partei Böhmens und Mährens
Partei­vorsitzende Kateřina Konečná
Gründung 31. März 1990
Hauptsitz Politických Vězňů 9, 111 21 Praha 1
Ausrichtung Kommunismus
Marxismus
Linkspopulismus
EU-Skepsis
Farbe(n) Rot
Sitze Abgeordnetenhaus
0 / 200 (0 %)
Sitze Senat
0 / 81 (0 %)
Mitglieder­zahl 28.715 (2021)
Internationale Verbindungen Internationales Treffen Kommunistischer und Arbeiterparteien[1]
Sitze EU-Parlament
1 / 21 (4,8 %)
Europapartei Europäische Linke (EL) (Beobachterstatus)
EP-Fraktion Die Linke (2004–2024)
fraktionslos (seit 2024)[2]
Website www.kscm.cz

Die Komunistická strana Čech a Moravy (KSČM), deutsch Kommunistische Partei Böhmens und Mährens, ist eine politische Partei in der Tschechischen Republik. Die Vorsitzende der Partei ist Kateřina Konečná. In der Europäischen Linkspartei besitzt die KSČM Beobachterstatus.

Von allen Parteien Tschechiens steht die KSČM am weitesten links. Sie nimmt für sich in Anspruch, im Sinne des Sozialismus bzw. einer linken Politik die Interessen der sozial Schwachen zu vertreten, und tritt für soziale Gerechtigkeit und eine gleiche Verteilung von Vermögen ein. Andrej Zaslove stuft sie als linkspopulistisch ein.[3] Die KSČM setzt sich für eine stärkere Involvierung des Staates in die Wirtschaft ein. Ihr Parteiprogramm sieht eine Vergesellschaftung der Schlüsselsegmente der Wirtschaft (Bank-, Verkehrs-, Fernmeldewesen, Energieversorgung, Bergbau usw.) vor. Die Partei ist ein Gegner der tschechischen NATO-Mitgliedschaft und begreift die Intervention der Alliierten im ehemaligen Jugoslawien als Aggression. Die EU-Mitgliedschaft der Tschechischen Republik ist innerhalb der Partei umstritten.

Auch wenn die Mitgliederzahl seit 1989 kontinuierlich zurückgeht, war die KSČM 2015 mit rund 49.000 Mitgliedern vor der KDU-ČSL (rund 27.500) noch immer die mit Abstand größte tschechische Partei, bezogen auf die Zahl der Parteimitglieder[4]. Die Mitgliederzahl ging bis 2021 auf unter 30.000 zurück.

Die KSČM wurde am 31. März 1990 als Nachfolgepartei der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KSČ) gegründet.

Die Entscheidung zur Umgestaltung der Staatspartei und zur Gründung zweier getrennter Parteien wurde auf dem XVIII. (außerordentlichen) Parteitag der KSČ am 20./21. Dezember 1989 gefällt. Da die KSČ sowohl Tschechien als auch die Slowakei repräsentierte, wurde nach dem Zerfall der Tschechoslowakei eine Neuordnung nötig.

2000er-Jahre: Höhepunkt der Popularität

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Miroslav Grebeníček war von 1993 bis 2005 Vorsitzender der KSČM

Bei der Abgeordnetenhauswahl in Tschechien 2002 erhielt sie 18,5 % der abgegebenen Stimmen, ihr bestes Ergebnis seit der Einführung von freien Mehrparteienwahlen im Jahr 1990. Damit war sie mit 41 Abgeordneten die drittstärkste Fraktion im Parlament. Bei der Europawahl 2004 wurde sie mit sechs von 24 Sitzen zweitstärkste Partei in Tschechien. Bei der Parlamentswahl im Sommer 2006 musste die KSČM jedoch herbe Verluste einstecken und verlor ungefähr ein Drittel aller Stimmen und Abgeordnetenmandate.

Die Partei unterhielt eine Jugendorganisation unter dem Vorsitz von Milan Krajča, den Kommunistischen Verband der Jugend (KSM), der am 2. Oktober 2006 durch das Innenministerium der Tschechischen Republik verboten wurde. Anfang November desselben Jahres beschloss das Oberhaus die Einsetzung einer Prüfungskommission, um die Verfassungstreue der KSČM zu überprüfen.

Nach den Wahlen zu den Parlamenten der Regionen Tschechiens am 17./18. Oktober 2008 bildete die KSČM als Juniorpartner zusammen mit der ČSSD in den Regionen Karlovarský kraj und Moravskoslezský kraj Regierungskoalitionen und toleriert in den Regionen Plzeňský kraj, Středočeský kraj und Kraj Vysočina die ČSSD-Minderheitsregierung. Damit ist die Partei zum ersten Mal seit 1989 in Tschechien auf der zweiten Verwaltungsebene wieder an Regierungsverantwortung beteiligt.

Entwicklung in den 2010er-Jahren

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Vojtěch Filip führte die Partei von 2005 bis 2021

Diese gute Position konnte die KSCM bei den Regionalwahlen am 12./13. Oktober 2012 ausbauen. Sie gewann in allen Regionen deutlich hinzu und wurde in den Regionen Ústí nad Labem und Karlový Vary sogar stärkste Kraft.[5] In der Region Ústí stellte die Partei nach diesen Wahlen mit Oldřich Bubeníček erstmals seit 1990 einen Hejtman (bis 2020).

Die KSČM, die als Beobachterin an der Europäischen Linken (EL) partizipiert, war 2013 an der Gründung der Initiative kommunistischer und Arbeiterparteien Europas (INITIATIVE) beteiligt, schloss sich dieser jedoch nicht an.

Bei den vorgezogenen Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 26. Oktober 2013 konnte die KSČM leicht zulegen (+ 3,64 %) und kam auf 14,91 % der Stimmen bzw. 33 Mandate. Im Senat war 2013 mit zwei von 81 Senatoren vertreten, die sich mit den zwei Senatoren der Partei der Bürgerrechte – Zemans Leute und dem Senator der Regionalpartei Severočeši.cz zu einer gemeinsamen Fraktion zusammengeschlossen haben.

Tolerierung der Regierung Babiš (2017–2021) und außerparlamentarische Opposition seit 2021

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Die Parlamentswahlen 2017 endeten für die Partei mit 7,76 % und nur noch 15 von 200 Abgeordneten mit einem historisch schlechten Ergebnis. Allerdings wurde die Partei nun erstmals auch auf nationaler Ebene in die Regierungsbildung miteinbezogen. Premierminister Andrej Babiš bildete eine Minderheitsregierung seiner Partei ANO 2011 und den Sozialdemokraten, welche sich im Rahmen eines Tolerierungsabkommens bis zum 13. April 2021 auf die Stimmen der KSČM stützte.[6]

Bei den Wahlen 2021 musste die KSČM erneut starke Verluste hinnehmen und verfehlte mit einem verbliebenen Stimmenanteil von 3,60 % das erste Mal seit der Samtenen Revolution 1989 den Wiedereinzug ins tschechische Abgeordnetenhaus. Der Vorsitzende Vojtěch Filip legte seine Ämter nieder[7]; als Nachfolgerin wurde am 23. Oktober 2021 Kateřina Konečná gewählt.[8]

Die Partei war Besitzerin des Verlages der bis 2022 erscheinenden tschechischen Tageszeitung Haló noviny.

Nach der Europawahl 2024 trat die Partei nach 20 Jahren aus der Fraktion der Linken im Europaparlament aus, eine geplante gemeinsame Fraktion unter Führung des deutschen BSW kam aufgrund fehlender anderer Abgeordneten nicht zustande.[9]

Abgeordnetenhauswahlen

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Jahr Stimmenanteil Sitze
1990 13,2 % 33
1992 14,1 % 35
1996 10,3 % 22
1998 11,0 % 24
2002 18,5 % 41
2006 12,8 % 26
2010 11,3 % 26
2013 14,9 % 33
2017 7,76 % 15
2021 3,60 % 0
Jahr Stimmenanteil Gewonnene Sitze
1996 14,3 % (1. Wahlgang)
2,0 % (2. Wahlgang)
2
1998 16,5 % (1. Wahlgang)
5,8 % (2. Wahlgang)
4
2000 17,8 % (1. Wahlgang)
13,0 % (2. Wahlgang)
3
2002 16,5 % (1. Wahlgang)
7,0 % (2. Wahlgang)
3
2004 17,4 % (1. Wahlgang)
13,6 % (2. Wahlgang)
2
2006 12,7 % (1. Wahlgang)
4,5 % (2. Wahlgang)
2
2008 14,1 % (1. Wahlgang) 3
2010 10,23 % (1. Wahlgang) 2
2012 17,44 % (1. Wahlgang)
15,50 % (2. Wahlgang)
2
2014 9,74 % (1. Wahlgang) 1
2016 9,50 % (1. Wahlgang)
1,35 % (2. Wahlgang)
1
2018 7,38 % (1. Wahlgang)
0,86 % (2. Wahlgang)
0
2020 4,11 % (1. Wahlgang) 0
Jahr Stimmenanteil Sitze
2000 21,14 % 161
2004 19,68 % 157
2008 15,3 % 114
2012 20,43 % 182
2016 10,55 % 86
2020 4,75 % 13

Bei den Kommunalwahlen im November 2002 wurden nach Angaben der KSČM 5799 KSČM-Kandidaten Stadtrat, 374 Bürgermeister. Bei den Wahlen im Oktober 2006 waren es 4268 Stadträte und 284 Bürgermeister.[10]

Jahr Stimmenanteil Sitze
2004 20,3 % 6
2009 14,2 % 4
2014 11,0 % 3
2019 6,94 % 1
2024 9,6 % 1

Einzelnachweise

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  1. 17 IMCWP, List of Participants (Memento vom 7. Januar 2016 im Internet Archive)
  2. https://www.kscm.cz/cs/aktualne/aktuality/stacilo-a-frakce-aneb-program-za-koryta-nevymenime/
  3. Andrej Zaslove: Here to Stay? Populism as a New Party Type. In: European Review 16: 319–336.
  4. [1] Meldung auf www.idnes.cz (tschechisch) vom 5. April 2015, abgerufen am 5. April 2015
  5. Markéta Kachlíková: Linke siegt bei Kreis- und Senatswahlen (Memento vom 18. Oktober 2012 im Internet Archive) Radio Prag, 14. Oktober 2012, abgerufen am 18. November 2012
  6. Kommunisten kündigen Tolerierungsabkommen mit Minderheitsregierung auf In: radio.cz. 13. April 2021, abgerufen am 15. April 2021.
  7. Předseda ÚV KSČM Vojtěch Filip a celé vedení KSČM rezignovali na své funkce. 9. Oktober 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. Oktober 2021; abgerufen am 23. Oktober 2021 (tschechisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kscm.cz
  8. Novou šéfkou KSČM se stala Konečná. Vyhrála s velkou převahou. Novinky.cz, 23. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (tschechisch).
  9. Roman Roun: KSČM. In: KSČM. 9. Juli 2024, abgerufen am 14. Juli 2024 (tschechisch).
  10. Homepage der KSCM (Memento vom 24. November 2012 im Internet Archive)