Kaisertage in Hannover
Kaisertage in Hannover war die Bezeichnung[1] für die Besuche der Deutschen Kaiser in der Stadt Hannover. Insgesamt 36 Besuche deutscher Kaiser „haben die Integration des ehemaligen Königreichs Hannover nach der Annexion 1866 durch Preußen wesentlich gefördert.“[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Deutschen Reichsgründung besuchte Kaiser Wilhelm I. Hannover acht Mal. Nach der Krönung von Wilhelm II. besuchte dieser erstmals 1889 und dann weitere 27 Mal die Stadt Hannover. Während ihrer Aufenthalte wohnten die Kaiser im Leineschloss.[2]
Beim Neubau des Hauptbahnhofs ab 1872 waren von Anfang an im Eckbau rechts des Vestibüls Räume für den Kaiser vorgesehen.[3]
Einige der Anlässe für die Kaiserbesuche waren – vor allem später bei Wilhelm II. – die Teilnahme an den Hofjagden im Saupark bei Springe. Unter diesen Jagden ragte die sogenannte „Drei-Kaiser-Jagd“ vom 27. November 1879 heraus, an der neben Wilhelm I. unter anderem der österreichische Kaiser Franz Joseph I., der preußische Thronfolger und spätere Kaiser Friedrich III. sowie Zar Alexander II. teilnahmen.[2]
Die mit der sogenannten „Kaiserrampe“, einem kleinen Bahnhof bei Springe, den der Kaiser oftmals nutzte,[4] und die mit dem Jagdschloss Springe verbundene denkmalgeschützte Kaiserallee ist älteren Ursprungs.[5] Sie wurde von 1858 bis 1862[6] unter Mitwirkung von Georg Ludwig Friedrich Laves angelegt.[4]
Die hannoverschen Kaisertage waren nicht selten verbunden mit Besuchen im Königlichen Hoftheater.[2]
Hauptanlässe bildeten jedoch die in Hannover meist am Kronsberg abgehaltenen Kaisermanöver des X. Armee-Korps.[2] Nach einer Zeichnung von Carl Grote, die die Illustrierte Die Gartenlaube am 15. September 1874 als Holzstich vervielfältigte, kommentierte das Blatt wie folgt:
„Wir sehen im Vordergrund zur Linken um den Tisch eine Gruppe der zahlreich anwesenden fremden Officiere, von denen die meisten an ihren Uniformen als Oesterreicher, Engländer, Russen Franzosen, Italiener, Schweden, Dänen, Niederländer, Türken etc. zu erkennen sind. Dahinter der Wagen der Prinzessin Albrecht und daneben der Kronprinz, sowie Prinz Friedrich Karl und auch die Kronprinzessin zu Pferd und in der Uniform ihres Regiments. Ebenso leicht zu erkennen sind die übrigen Officiere vom großen Generalstab des Kaisers, welcher, zur Seite den Großherzog von Mecklenburg, die soeben beginnende Attaque eines Ulanenregiments beobachtet. Ganz im Vordergrund der Höchstcommandirende des Manövers, Prinz Albrecht von Preußen, den Ulanen nachblickend. Die Thürme von Hannover ragen im Hintergrunde über den das Manöverbild begrenzenden Wald.“
An die sogenannte „Kaiserparaden“ von 1874, 1881, 1889 und 1907 erinnert ein durch den Bildhauer Ludwig Husemann (1857–1914) geschaffener Obelisk, der sogenannte „Paradestein“ am Kronsberg.[2]
Kaiser Wilhelm II. kam auch zu Besichtigungen des Königs-Ulanen-Regiments (1. Hannoversches) Nr. 13, dessen Chef er war.[2]
Die Festlichkeiten während der Kaiserbesuche bildeten einen Höhepunkt im gesellschaftlichen Leben Hannovers.[2]
1895 verlieh Wilhelm II. anlässlich der Aufführung der Kantate Aus Deutschlands großer Zeit im Hoftheater von Hannover dem Komponisten Ernst Hermann Seyffardt und dem Dichter Adolf Kiepert den Hoforden IV. Klasse.[7]
Während seines Besuchs am 20. Juni 1913 nahm Wilhelm II. an der Einweihung des Neuen Rathauses teil.[2]
Kaisertage 1898
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wohl am genauesten in Wort und Bild dokumentiert sind die von Friedrich Wilhelm Kortüm verfassten Erinnerungen an die Kaisertage in Hannover 2. bis 4. September 1898. Mit Abbildungen der für die Empfangsfeierlichkeiten errichteten Ehrenpforten, Tribünen u.s.w., die die Göhmannsche Buchdruckerei noch im selben Jahr verlegte.[8] Insbesondere die Fortschritte in der Vervielfältigung von Fotografien durch ab 1898 im Lichtdruck illustrierte Ansichtskarten verbreiteten die Ereignisse im Bild:
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Festschmuck am Ernst-August-Platz
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In der Bahnhofstraße
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Die von dem Gartenarchitekten Julius Trip geschmückte Bahnhofstraße
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Elefant trägt einen Obelisken an der Osterstraße Ecke Karmarschstraße
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Begrüßung des Kaisers in Linden am Schwarzen Bär
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Deisterstraße am Schwarzen Bär: „Rückkehr Sr. Mäjestät vom Paradefelde an der Spitze d. Königs Ulanen Regiments“ am 3. September 1898
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Feldgottesdienst am 4. September 1898 auf dem Waterlooplatz
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- W. von Dünheim: Das Kaisermanöver bei Hannover [am 15. September 1874], mit einem doppelseiten Holzstich von Hermann Lüders, in: Illustrirte Zeitung, Bd. 63 (1874), S. 303ff. u.ö.; Google-Books
- Kaiser-Worte. Festgabe für die Kaisertage am 12., 13., 14. und 15. September 1889, Hannover: Wolff & Hohorst, [1889]
- Robert Philippsthal: Zur Erinnerung an die Kaisertage in Hannover, 12.–16. September 1889. Mit Abbildungen der sämmtlichen für die Empfangs-Feierlichkeiten errichteten größeren Bauten, Gruppen usw., 3. Auflage, Verlag der Göhmannschen Buchdruckerei, Hannover 1889.[2]
- Ernst Schreck: Reichskanzler Georg Leo von Caprivi. Ein lebensgeschichtliches Charakterbild, Düsseldorf, Verlag Felix Bagel, 1891, v.a.S. 63ff.; Digitalisat oder Google-Books
- Friedrich Wilhelm Kortüm: Erinnerungen an die Kaisertage in Hannover 2. bis 4. September 1898. Mit Abbildungen der für die Empfangsfeierlichkeiten errichteten Ehrenpforten, Tribünen u.s.w., Hannover: Verlag und Druck der Göhmannschen Buchdruckerei, 1898; Digitalisat
- Paul Rocke: Erinnerungen an die Kaisertage in Hannover 26. bis 29. August 1907. Mit Abbildungen und einer Einleitung zusammengestellt von Rocke, Hannover: Göhmann 1907
- Adolf Kiepert: Hannover in Wort und Bild. Verlag von Adolf Kiepert, Hofbuchhändler, herausgegeben vom Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs in Hannover, Text von Adolf Kiepert, Hannover 1910, S. 20 (mit zwei Fotos von Oskar Tellgmann und H. Lüddecke [Braunschweig]).[2]
- Karl Jakob Hirsch: Kaiserwetter. Roman, Berlin: S. Fischer Verlag, 1931.[2]
- Neuauflage, Berlin: Aufbau-Verlag et al., 1971
- ungekürzte Neuausgabe, mit einem Nachwort von Paul Raabe (= Fischer-Taschenbücher, Bd. 2297), Frankfurt am Main: Fischer, 1981, ISBN 3-596-22297-4 und ISBN 978-3-596-22297-1
- mit einem Nachwort von Heiko Postma, JMB Verlag & Dienstleistungen, 2009, ISBN 978-3-940970-98-5
- Gerhard Schneider: Kaiserbesuche. Wilhelm I. und Wilhelm II. in Hannover 1868–1914: eine Dokumentation. (= Hannoversche Studien, Bd. 16), Wehrhahn Verlag, Hannover 2016, ISBN 978-3-86525-486-3 und ISBN 3-86525-486-1
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]o. V.: Als der Kaiser nach Hannover kam / Historische Bilder: Der deutsche Kaiser besuchte Hannover am 2. September 1898 auf der Seite der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Friedrich Wilhelm Kortüm: Erinnerungen an die Kaisertage in Hannover 2. bis 4. September 1898. Mit Abbildungen der für die Empfangsfeierlichkeiten errichteten Ehrenpforten, Tribünen u.s.w., Hannover: Verlag und Druck der Göhmannschen Buchdruckerei, 1898; Digitalisat
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Klaus Mlynek: Kaiserbesuche. In: Stadtlexikon Hannover. S. 332 f.
- ↑ Helmut Knocke, Hugo Thielen: Ernst-August-Platz 1, in Dirk Böttcher, Klaus Mlynek (Hrsg.): Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon (HKuKL), Neuausgabe, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, zu Klampen, Springe 2007, ISBN 978-3-934920-53-8, S. 106f.; hier: S. 107
- ↑ a b Sabine Albersmeier, Joachim Wolschke-Bulmahn: Von Herrenhausen in die Welt. Gärten und Gartenkultur im Spiegel der Sommerakademie Herrenhausen 2015 und 2016 ( = Herrenhäuser Schriften, Bd. 8), München: AVM Edition, 2018, ISBN 978-3-95477-088-5 und 3954770881, S. 112; Vorschau über Google-Bücher
- ↑ Springe Jagdschloss, in Henner Hannig (Hrsg.), Gerd Weiß, Walter Wulf (Red.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Baudenkmale in Niedersachsen, Band 13.1: Landkreis Hannover, Hannover: Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1988, ISBN 3-528-06207-X, S. 160; Digitalisat
- ↑ Kaiserallee im Denkmalatlas Niedersachsen
- ↑ Von hier und ausserhalb. In: Der Klavier-Lehrer. Musik-paedagogische Zeitschrift, Organ der Deutschen Musiklehrer-Vereine und der Tonkünstler-Vereine zu Berlin, Köln, Dresden, Hamburg und Stuttgart. Herausgegeben von Emil Breslaur, 18. Jahrgang, Nr. 24, Berlin 15. Dezember 1895, S. 314, rechte Spalte oben (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Erinnerungen an die Kaisertage in Hannover 2. bis 4. September 1898 ...; Digitalisat